Hörtipp der Woche:
"Keine zwei Männer": Mit der Freundin am Küchentisch
Jeannine Michaelsen und Mariella Tripke sprechen in einem Podcast über das Thema Feminismus und Weiblichkeit. Und über ihre Sicht der Dinge auf gesellschaftliche Missstände hierzulande.
Okay, ich gebe zu - dieser Podcast gehört nicht zur Kategorie der gut gemachten, strategisch durchdachten und professionell konzipierten Podcasts. Es ist - im wahrsten Sinne des Wortes - ein Laber-Podcast. Kein Talk. Kein Interview. Streckenweise noch nicht mal ein richtiges Gespräch. Sondern Gelaber. Aber: Das dann so konsequent durchgezogen und so nahbar und mit so vielen klugen Gedanken gespickt, dass man den beiden Frauen einfach nicht böse sein kann. Und sich irgendwann so fühlt, als würde man mit den beiden an einem Küchentisch sitzen. Weißwein trinken. Und übe Gott und die Welt und die Männer und den Feminismus reden.
Beide Frauen, sowohl die tolle Moderatorin Jeannine Michaelsen als auch ihre Freundin und Autorin Mariella Tripke, machen sen Jahren sehr genaue und konkrete Gedanken zum Thema Frauenrechte, Feminismus und Empowerment. Das führt dazu, dass sie starke Meinungen haben, die sie auch laut vertreten. Es mag viele "Abers" zu ihren Gedanken geben und oft verzetteln sich die beiden in ihren Gesprächen und die Sache wird eher ein Glauben, Meinen und Fühlen als ein Wissen. Aber ihre Überzeugung gründet sich aus all den Erfahrungen, die sie gemacht haben und aus all den Gesprächen, die sie geführt haben.
Dabei zuzuhören, wie sich die beiden Frauen zu ihrem Herzensthema austauschen, das macht Spaß. Das bildet und das informiert. Und mit der Selbstsicherheit der beiden Frauen zieht auch ein neues Selbstbewusstsein bei den Hörer:innen ein. Die beiden benehmen sich wie Freundinnen, fallen sich ins Wort, gackern über belanglose Insider-Witze, die niemand versteht oder machen schlechte Scherze und kalauern, was das Zeug hält. Und je länger man sich das anhört, desto mehr versteht man die Systematik: Während Männer fürs Dummdaherschwätzen gefeiert werden, verdreht man bei Frauen die Augen. Es scheint, als ob jede Minute, auch die vermeintlich vielen unwichtigen und nicht zum Thema gehörenden Minuten, wichtig sind.