Auf etwa 1,1 Millionen Euro monatlich bezifferte die Financial Times den Schaden, der allein diesem Unternehmen sowie dessen Werbekunden durch das Domain-Spoofing entsteht.

Es drohen Umsatzeinbußen

Unterm Strich soll die ads.txt den Einkauf also deutlich transparenter machen, weil Werbekunden nun sicher wissen, wo das offizielle Inventar eines Publishers angeboten wird und wo nicht. Obwohl alles so einfach und beinahe selbstverständlich klingt, hat ads.txt für die Publisher einen Haken. In dem Script wird nämlich nicht nur offengelegt, auf welchen Netzwerken das eigene Inventar verkauft wird, sondern auch, welche direkten Deals man mit bestimmten Werbepartnern oder Marken eventuell hat.

"Genau davor schrecken einige Publisher noch zurück", sagt von Hilchen, der allerdings davon überzeugt ist, dass sich dieses Problem auf Dauer von alleine lösen wird. Der finanzielle Verlust, der durch das Domain-Spoofing entsteht, sei nämlich ungleich schmerzhafter als die Probleme, die ein wenig mehr Transparenz in diesem Bereich erzeugen würden.

Aktiv eingesetzt wird ads.txt beispielsweise von der Video-Supply-Side-Plattform SpotX, auf der zahlreiche Premium-Publisher ihr Inventar anbieten. Smartclip, das Schwesterunternehmen aus der RTL-Familie, hat unlängst ebenfalls damit begonnen, sein Inventar zu markieren. Die Liste hierzu lässt sich einfach abrufen, wie im Fall der ads.txt von rtl.de. Es werden jeweils alle Partner sichtbar, die das Inventar der Site kaufen oder weiterverkaufen dürfen.  

Für Stefan Beckmann, Geschäftsführer der RTL-Tochter, war schon immer besonders wichtig, das Inventar auf seiner Plattform sauber zu halten: "Wir unterstützen von Beginn an die ads.txt-Initiative des IAB und haben alle unsere Publisher frühzeitig mit den relevanten Informationen dazu versorgt." Zudem sei man mit ihnen im permanenten Austausch, um sie bei der Implementierung aktiv zu unterstützen.

Ads.txt zeigt die Werbepartner einer Website

Mit Erfolg? Beckmann: "In den letzten Wochen sehen wir auf unserer Plattform einen deutlichen Anstieg von Seiten, die ads.txt implementiert haben, zumal auch immer mehr DSPs nur von ads.txt-validierten Anbietern Inventar abnehmen."

Ist das Ende des Domain-Spoofings also tatsächlich eingeläutet? "Zwischen 95 und 98 Prozent dieses Problems wären behoben, wenn alle Publisher das Script verwenden würden", sagt von Hilchen. Und zwar zumindest so lange, bis sich die auf diesem Feld aktiven Betrüger ein wirksames Mittel zum Aushebeln des kleinen Scripts einfallen lassen.

Damit ads.txt sein volles Potenzial ausspielen kann, ist eine flächendeckende Implementierung seitens der Premium Publisher notwendig. "Gerade darum ermutigen wir unsere Partner, sich dieser Initiative anzuschließen und die Transparenz in der gesamten Supply Chain zu steigern", sagt Kay Schneider, General Manager SmartX Platform.

Zudem empfiehlt er eine Standardisierung der Textdokumente, um das Verfahren weiter auszubauen. "Eine Unterteilung der Publisher-Dokumente in separate Listen mit Exchanges, die für den Verkauf von Video respektive Display-Inventar autorisiert sind, erachten wir unter anderem als eine sinnvolle Erweiterung, um Unklarheiten vorzubeugen." Wie das aussehen kann, zeigt die ads.txt von rtl.de ebenfalls.

st/lp


Autor: Leif Pellikan

ist Redakteur beim Kontakter und bei W&V. Er hat sich den Ruf des Lötkolbens erworben - wenn es technisch oder neudeutsch programmatisch wird, kennt er die Antworten. Wenn nicht, fragt er in Interviews bei Leuten wie Larry Page, Sergey Brin oder Yannick Bolloré nach. 


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