Alles nur Projektion?

Die Kritik kann ich zu großen Teilen weglächeln. Wir mögen zögerlich in wichtigen Lebensentscheidungen agieren, bekommen später Kinder und reisen lieber noch drei Mal um die Welt bevor wir uns irgendwo niederlassen. Aber: Das machen wir nur, weil wir die ersten sind, die es sich in der Masse leisten können. Vom Strand in Thailand Webseiten programmieren oder aus der Pampa in Argentinien Texte schreiben? Kein Problem. Ein Schreibtisch ist da, wo WLAN ist.

Die unendlich vielen Entscheidungsmöglichkeiten lassen uns zeitweise unzufrieden oder planlos erscheinen. Das will ich gar nicht bestreiten.

Aus der Art und Weise, wie die Kritik häufig vorgetragen wird, lese ich aber auch: Neid. Denn wer behauptet eigentlich lautstark, dass es nur noch Faule, Selbstverliebte und Egozentriker gibt? Das steht in keiner Selbstbeschreibung eines Millennials. Das sagen die Älteren. Und die klingen dabei ein wenig gönnerhaft.

Wir versuchen doch nur – wie übrigens alle Generationen vor uns – herauszufinden, wo wir hingehören. Um das rauszufinden, muss man sich nun mal mit sich selbst beschäftigen.

Vielleicht ist es ein Irrglaube, dass wir alles haben könnten. Aber vielleicht tut diese Naivität unserer Gesellschaft als Ganzem auch gut. Wer jung ist, muss – wenigstens für einen Moment –  das Gefühl haben dürfen, die Welt läge ihm zu Füßen. Ich jedenfalls bin mir sicher, meine Eltern wären gerne so aufgewachsen wie ich.

Die Debatte geht weiter: Das Pro lesen Sie hier: "So sind die Millennials ohne Instagram-Retusche"

„Stimmen die Vorurteile über Millennials?”


Autor: Christa Catharina Müller

Christa Catharina Müller ist Teil des Teams Digital Storytelling, der Entwicklungsredaktion des Verlags Werben und Verkaufen. Sie ist verantwortlich für die Konzeption und Umsetzung von Podcasts. Daneben experimentiert sie regelmäßig mit anderen Erzählformaten. Bevor sie zu W&V kam, war sie als freie Autorin mit den Schwerpunkten Mode und Digital tätig.


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