Missbrauchsvorwürfe - #MeToo:
Condé Nast suspendiert Mario Testino und Bruce Weber
Recherchen der New York Times haben Missbrauchsvorwürfe gegen die Starfotografen erhärtet. Nun arbeiten die Hochglanzmagazine nicht mehr mit ihnen. Und auch einige Marken.
Bis auf Weiteres wird Condé Nast die Fotografen Mario Testino und Bruce Weber nicht mehr buchen. Die Strafotografen haben zahlreiche Shootings für die Hochglanzmagazine des Medienhauses produziert. Bei Condé Nast erscheinen Titel wie Vogue, GQ, Vanity Fair und Glamour. Auch für Werbemotive werden beide gern gebucht. Doch die Modemarken Michael Kors, Ralph Lauren, Burberry und Stuart Weitzmann haben haben ebenfalls angekündigt, Weber und Testino erst einmal nicht mehr mit Kamapgnenshootings zu beauftragen. L'Oréal hat bereits im Dezember eine Herrenduft-Kamapgne von Weber gestoppt, die im Januar hätte anlaufen sollen.
Bruce Weber war bereits Ende des Jahres, in Folge der #MeToo-Bewerbung, vorgeworfen worden, männliche Models und Assistenten sexuell bedrängt zu haben. Die New York Times (NYT) hat die Vorwürfe verfolgt und am Wochendende einen Artikel veröffentlicht, der nun sowohl Weber als auch Mario Testino belastet. Den Männermodels sei, so die NYT, klar gewesen, dass sie entweder die Wahl hatten, klein beizugeben und mit lukrativen Jobs belohnt zu werden, oder Nein zu sagen und Probleme für ihre berufliche Laufbahn zu riskieren.
Vogue-Chefin Anna Wintour reagierte auf Vogue.com: Wintour zollt dem Mut der Frauen und Männer Respekt, die ihre Geschichten von sexuellem und Machtmissbrauch öffentlich gemacht haben. Weber und Testino seien Freunde von ihr, hätten großartige Arbeit geleistet und die Vorwürfe abgestritten. Aber "ich nehme die Anschuldigungen sehr ernst und Condé Nast hat entschieden, die Arbeitsbeziehung zu beiden Fotografen vorerst auszusetzen".
Das Medienhaus arbeitet seit Oktober an Verhaltensregeln, die ab Januar greifen sollen und die Wintour in ihrem Artikel zusammenfasst. So dürfen nur noch Models ab 18 Jahren für Condé-Nast-Shootings gebucht werden, Alkohol und Drogen sind am Set verboten, der Verlag muss die Sets vorher abnehmen und die Beteiligten müssen Fotoproduktionen, die nackt, in Unterwäsche oder Badekleidung stattfinden, vorher zustimmen. Ebenfalls im Oktober hat Condé Nast die Zusammenarbeit mit dem Fotografen Terry Richardson eingestellt, nachdem es Belästigungsvorwürfe gegen ihn gegeben hatte, unter anderem von Model Ashley Graham.
Sowohl der Produktionsstopp als auch die Verhaltensregeln gelten auch für Condé Nast International und für die deutschen Magazintitel. Zumindest gebe es, wie der Verlag auf Anfrage von W&V erklärt, für die deutschen Ausgaben keine unveröffentlichten Produktionen der beiden. Auf der aktuellen Vogue USA (Februar-Ausgabe) ist Serena Williams mit ihrer Tochter abgebildet, ein Testino-Shooting. Die Bilder dazu gibt es auch im Netz.