Film- und Fernsehpreisverleihung:
Böhmermann und Berben machen Romy politisch
Jan Böhmermann hatte angekündigt, die Wiener Galaveranstaltung für ein starkes Statement nutzen zu wollen. Doch Iris Berben stahl ihm die Show.
Mit einem Plädoyer für Demokratie hat Iris Berben den österreichischen Filmpreis Romy für ihr Lebenswerk als Schauspielerin entgegengenommen. Die diesjährige Verleihung der österreichischen TV- und Filmpreise in der Wiener Hofburg war keine reine Unterhaltungsshow.
"Wir Künstler haben eine Stimme, und ich finde die müssen wir nutzen", sagte Berben in einer emotionalen Rede. "Denn wir haben etwas zu verteidigen: unsere Demokratie, unseren Zusammenhalt." Sie verwies auf negative Entwicklungen in Europa und anderswo. Die Schauspielerin äußerte sie sich auch zu der #MeToo-Debatte um sexuelle Übergriffe und Machtmissbrauch. Alle müssten Verantwortung übernehmen. "Ich wehre mich aber dagegen, eine ganze Branche per se in Misskredit zu bringen", fügte sie hinzu. Es gehe um eine Diskussion mit "Pragmatismus und gesundem Menschenverstand".
Der Satiriker Jan Böhmermann wurde als bester deutschsprachiger Comedian ausgezeichnet. Und benutzte seinen Auftritt für einen Seitenhieb auf den politischen Rechtsruck in Österreich. Vorher hatte Böhmermann (Neo Magazin Royale) angekündigt, seinen Preis in einer Burka und mit hundert syrischen Flüchtlingen im Schlepptau entgegenzunehmen - als Reaktion auf Österreichs neue rechtskonservative Regierung.
Hier das Video, in dem Böhmermann seine Provokation ankündigt.
Er gewann zwar das von der Wiener Zeitung Kurier organisierte Onlinevoting in der Kategorie "Show/Unterhaltung". Doch die Provokation blieb er dann schuldig. "Ich habe sie angelogen von vorn bis hinten", sagte Böhmermann dem Publikum. "Sie wurden von einem unseriösen, windigen Populisten hinters Licht geführt - wahrscheinlich zum allerersten Mal in ihrer Geschichte."
In der Kategorie "beliebteste Schauspielerin Film" gewann Nina Proll (Anna Fucking Molnar, Vorstadtweiber), als "beliebtester Schauspieler" im Fernsehen oder Kino bekam Elyas M'Barek (Fack ju Göhte) die meisten der 200.000 abgegebenen Stimmen. Über den Publikumspreis in der Kategorie "beliebteste Schauspielerin Serie/Reihe" durfte sich Hilde Dalik für ihre Rolle der "Vanessa Schwarz" in der österreichischen Serie Vorstadtweiber freuen. Die dritte Staffel der Serie war ab Februar 2018 im Ersten zu sehen. Die Schauspieler Christian Tramitz und Helmfried von Lüttichau bekamen eine Romy für ihre Krimiserie Hubert und Staller.
Bereits am Donnerstag wurden die Preise der Romy-Akademie vergeben. Die 16-teilige TV-Serie Babylon Berlin (Sky, ARD Degeto, X Filme Creative Pool, Beta Film) erhielt die Auszeichnung "TV-Ereignis des Jahres". Sie wird ab Herbst als Free-TV-Premiere im Ersten zu sehen sein. Eine Romy für die "Beste TV-Serie" ging an die satirische Serie Hindafing des Bayerischen Rundfunks mit Maximilian Brückner. Nominiert waren auch Dark (Netflix) und Das Verschwinden (ARD). In der Kategorie "Beste Produktion TV-Film" gewann die ARD-Serie Charité (UFA Fiction). Der Jurypreis ging an Amazons You Are Wanted mit Matthias Schweighöfer.
Für die "Romy" waren 31 TV- und Filmstars in sechs Kategorien nominiert. Die Statuette wurde zum 29. Mal verliehen. Sie ist nach der österreichische Schauspielerin Romy Schneider benannt, die dieses Jahr 80 Jahre alt geworden wäre. (W&V/dpa)