"Wie oft sieht man im Alltag TV-Spots, die einfach so 1:1 ins Netz gestellt werden", beklagt sich Norman Wagner, der als Mediacom-Geschäftsführer die Unit Beyond Advertising verantwortet und damit auch den Facebook-Deal. Das sei nicht effizient, das könne so nicht funktionieren. Laut einem internen Papier, das W&V vorliegt, werden nur 1,6 Prozent der uneditierten Spots komplett gesehen. Was auch daran liegt, dass 85 Prozent der Videos auf Facebook ohne Ton angeschaut werden. Daher kann nicht einmal jeder vierte Spot verstanden werden.

Die Einheiten Mediacom Science und Facebook Measurement sollen laut Wagner die Forschungsgrundlage liefern, also "Insights über Nutzerverhalten, Werbewirkung sowie die jeweiligen Anforderungen der Werbungtreibenden". Dann kommt noch Kreativ-Input hinzu: Wagners Unit Beyond Advertising und Facebook Creative Shop sollen bestehende Werbespots optimieren oder „komplett neuen Video-Content erstellen“. Heißt, Mediacom positioniert sich mit Facebook zusammen in Richtung Full-Service-Agentur. Das lässt Norman Wagner mal so stehen.

"Feed Ready" nennt er den neuen Service, für den Køre kontinuierlich das inhaltliche Fundament liefert. Ein Werbespot müsse binnen der ersten 1,7 Sekunden die Marke verraten, ohne Ton verständlich sein und für die vertikale Ansicht auf dem Smartphone formatiert sein. "Ergebnisse aus Großbritannien zeigen, dass ein Feed-Ready-Spot in Social Media von 20 Prozent mehr Nutzern angesehen wird als ein TV-Spot im gleichen Umfeld", sagt Wagner. Der ROI könne über 50 Prozent gesteigert werden.

Insgeheim hat Mediacom-Manager Wagner eine Hoffnung mit dem Vorstoß: zentraler Ansprechpartner für potenzielle Facebook-Kunden sein. Via Mediacom will er eine Brücke bauen. "Dafür ist eine Mediaagentur auch da!"

Der Bewegtbildmarkt bei Facebook hat für die Vermarktung noch riesiges Potenzial, das Deutschlandchefin ­Marianne Bullwinkel weiter ausschöpfen will . In den USA wird jetzt auch die Werbeunterbrechung von Videos getestet, wie Facebook gegenüber W&V bestätigt. Von den Werbeerlösen erhalten die Publisher 55 Prozent – 45 Prozent kassiert Facebook. Bei schätzungsweise täglich weit über zehn Milliarden Videoabrufen weltweit, davon fast drei Viertel mobil, steckt hier noch ein riesiges Potenzial.

Dieser Text stammt aus der Print-Ausgabe von W&V. Das komplette Heft mit allen Artikeln - z.B. über die Online-Marketing-Rockstars und Zalando - können Sie hier bestellen.


Autor: Jochen Kalka

ist jok. Und schon so lange Chefredakteur, dass er über fast jede Persönlichkeit der Branche eine Geschichte erzählen könnte. So drängt es ihn, stets selbst zu schreiben. Auf allen Kanälen.


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