Agenturkultur:
So arbeitet es sich bei... Strichpunkt Design
Standortunabhängiges Arbeiten, Sabbaticals nach arbeitsintensiven Projekten, ein Boardingshouse und ein eigener Koch: Die Designagentur wartet mit zahlreichen Extravaganzen für ihre Mitarbeiter auf.
Bei den Rankings der Designagenturen landet Strichpunkt Design stets weit oben. Zu den Aushängeschildern der rund 140 Mitarbeiter großen inhabergeführten Agentur mit Standorten in Stuttgart und Berlin zählen unter anderem Arbeiten für Adidas, Porsche, Audi und den Deutschen Fußball Bund (DFB). Gegründet haben die Agentur vor 23 Jahren Ex-ADC-Chef Jochen Rädeker und Kirsten Dietz, in Sachen modernes Arbeitsplatzverständnis sind die Designprofis aber auch heute ganz vorne mit dabei. Die Fragen zu Strichpunkt als Arbeitgeber beantwortet Luisa Gier, Talent Manager bei Strichpunkt Design.
W&V: Gibt es in Ihrer Agentur Berufsfelder und Jobs, die lange unbesetzt bleiben und für die Sie händeringend nach Personal suchen?
Gier: Unsere Handlungsfelder als Designagentur haben sich in den letzten Jahren sehr stark verbreitert. Mit Brand-, Experience, Culture- und Business-Design arbeiten wir in interdisziplinären Teams. Für die unterschiedlichen Disziplinen haben wir in aller Regel auch Bewerber - die Herausforderung liegt vielmehr darin die High Potentials zu gewinnen. In den Bereichen UI/UX und Development ist der War of Talents in vollem Gange. Das liegt vor allem daran, dass nicht nur wir als Agentur, sondern auch viele Unternehmen vermehrt diese Profile suchen.
Wie lange sind die Stellen unbesetzt?
In den Bereichen UI/UX und Development ist unser Bedarf an Talenten tendenziell höher als geeignete Kandidaten verfügbar sind. Eine Situation mit der unser gesamtes Marktumfeld zu kämpfen hat. Für uns ist im Recruiting wichtig, dass der Prozess am Ende umfassend genug ist, damit beide Seiten die richtige Entscheidung treffen können. Das kann einen Monat oder vier Monate dauern - oder dann doch mal ganz schnell gehen.
Und was machen Sie, um genau dort Leute zu finden?
Unser Vorteil ist sicherlich, dass Interessenten und Bewerber in aller Regel wissen, dass wir an sehr zukunftsweisenden Projekten arbeiten. So gesehen hat die Marke Strichpunkt eine gewisse Anziehungskraft für Talente. Für alle offenen Positionen gilt unser Mitarbeiterempfehlungsprogramm: Mitarbeiter empfehlen uns und ausgeschriebene Jobs in ihrem Netzwerk. Das hat bisher sehr gut funktioniert. Der Cultural Fit ist nach unserer Erfahrung das wichtigste Erfolgskriterium. Die Kollegen wissen oft am Besten wer im Bezug auf unsere Werte für unser Team die ideale Besetzung ist. Wenn nötig, werden wir auch mit klassischen Schaltungen auf Stellenbörsen oder durch die direkte Ansprache geeigneter Kandidaten aktiv.
Haben Sie ein Patentrezept für die Bildung einer starken Arbeitgebermarke gefunden?
Ein Patentrezept haben wir nicht - das würde ja auch bedeuten, dass an der Rezeptur nichts mehr geändert wird. Es ist aus unserer Erfahrung sehr wichtig, dass die Arbeitgebermarke eine klare Haltung, ein klares Profil hat. Bewerber aber auch Kunden wollen wissen wofür die Marke steht und welche Überzeugung ihr zugrunde liegt. Aus diesem Grund haben wir auch zu Eintrittsbeginn eines jeden Mitarbeiters ein zweitägiges Onboarding eingeführt. Neben der Einführung in unsere Tools und Prozesse werden hier auch Werte, Anspruch und Vision der Agentur schnell deutlich. Der Mitarbeiter findet sich so gut bei Strichpunkt ein und kann von Anfang an “mitgestalten”- nach innen und nach außen.
Was tun Sie konkret zur Mitarbeiterbindung?
Der Anspruch an uns und unsere Projekte ist hoch. Das ist natürlich ein Umfeld das fordert, aber auch fördert. Aber: Die Zukunft gehört den Mutigen. Wer sich mit unserem Qualitätsanspruch identifiziert und seine Rolle als Gestalter gefunden hat, bleibt in aller Regel sehr lange bei uns. Durch die internationalen und interdisziplinären Projektteams ist natürlich auch sehr viel Dynamik und Abwechslung in den Projekten. Jeder Tag ist anders und das ist auch gut so. Wir stehen immer im Austausch mit unseren Mitarbeitern, haben ein Pro-Kopf-Budget für Fort- und Weiterbildung, regelmäßige Feedbackgespräche und immer ein offenes Ohr für Wünsche und Veränderungen. Verschiedene Teamevent-Formate bieten darüber hinaus die Möglichkeit sich standortübergreifend auszutauschen.
Gibt es bei Ihnen die Möglichkeit für
a) Arbeiten im Home-Office?
Mit der Einführung und Weiterentwicklung des Cloud Working ermöglichen wir unseren Mitarbeitern ein standortunabhängiges, flexibles und mobiles Arbeiten. Dieser Ansatz ist sehr viel weitreichender als das bekannte Home-Office-Modell. Eine Internetverbindung reicht aus. Klingt einfach, ist es auch!
b) Sabbaticals?
Auch das ermöglichen wir unseren Mitarbeitern. Insbesondere nach dem Abschluss eines großen Projekts geht der eine oder andere für zwei bis drei Monate in eine Auszeit.
c) flexible Urlaubszeiten pro Jahr?
Haben wir. Zwischen den Jahren macht unsere Agentur Weihnachtsferien, ansonsten geben wir keine Urlaubszeiten vor. Jeder Mitarbeiter kann unserer Meinung nach am besten entscheiden, wann die verdiente Erholung geplant werden sollte.
d) flexible Arbeitszeiten?
Bei Strichpunkt findet man so ziemlich jedes Arbeitszeitmodell. Hier kann sich jeder Mitarbeiter seine Zeiten flexibel in Absprache mit seinem Team oder im Bezug auf die laufenden Projekte einteilen. Grundsätzlich sind unsere gängigen Arbeitszeiten aber zwischen 8.30 und 18.00 Uhr.
e) Job-Tausch mit anderen Niederlassungen bzw. Partner-Unternehmen?
Was das anbelangt sind wir sehr offen. Wir arbeiten standortübergreifend. Oftmals zieht es den ein oder anderen Schwaben nach Berlin und umgekehrt. Sind Kollegen aus der Hauptstadt zu Besuch, haben wir ein schönes Boardinghouse - das wird gerne für den Aufenthalt genutzt. Umgekehrt beziehen wir in Berlin im Herbst bald ein neues Office. Mehr Raum für mehr Ideen.
f) Möglichkeiten für eigene Herzensprojekte außerhalb des bezahlten Kundengeschäfts?
Immer und jederzeit. Zuletzt sogar mit großem Erfolg. Das Projekt „Silberpfoten“ für den Tierschutzverein Stuttgart haben wir mit neuem Branding und Website unterstützt. Das Medienecho danach war riesig. Das macht schon sehr stolz. Wir finden: Good ideas and good design are changing the world for the better.
Kletterwand, Baumhaus, Sterne-Kantine – was gibt es bei Ihnen an unüblichen Incentives für Mitarbeiter?
In Stuttgart kocht zwei Mal die Woche unser heiß geliebter Koch Fred. Jeden Donnerstag haben wir eine private Pilates-Session in der Agentur (im Sommer outdoor). Wem das nicht genügt, der darf sich gerne bei einer vergünstigten Urban-Sports-Club-Mitgliedschaft austoben. Und Partys gibt es bei uns gleich mehrmals im Jahr: Die Weihnachtsfeier findet immer in spektakulären Locations in Berlin wie der Kulturbrauerei oder dem Ballhaus statt - der darauffolgende Tag ist dann für alle frei. Darüber hinaus gibt es den sogenannten „Sonder Jour Fixe“. Der wird von unseren dualen Studenten organisiert und Motto beziehungsweise. Location werden bis kurz vor Schluss geheim gehalten.
Wie erfassen Sie die Mitarbeiterzufriedenheit?
Bei über 150 Mitarbeitern machen Mitarbeiterumfragen Sinn, die wir in diesem Jahr mit einem externen Partner durchführen werden. Das reicht uns aber nicht. Wir gehen regelmäßig ins persönliche Gespräch und versuchen Projektstrukturen, die Entwicklungsmöglichkeiten und Zufriedenheit jedes Einzelnen stetig zu hinterfragen und zu verbessern. Gemeinsam wachsen - das ist das Ziel. Strichpunkt bleibt niemals stehen, sondern erfindet sich immer wieder neu. Im Vordergrund steht immer ein überragendes Design für tolle Marken und nicht der Fokus auf den Namen dahinter. Wir sind nach wie vor inhabergeführt - das ist in unsere Branche und nicht zuletzt in unserer Größe nicht ganz selbstverständlich. Wir hören niemals auf Impulse zu setzen. Das ist der Kern unserer DNA.
Hand aufs Herz: Wie hoch ist bei Ihnen die Frauenquote?
Klingt nach Quote, denn aktuell haben wir ein Verhältnis von 50% zu 50%. Wir achten bei der Einstellung von neuen Mitarbeitern aber nicht auf Quoten sondern auf Cultural Fit und Qualifikation.
Wie hoch die Quote der Mitarbeiter über 45? Und unter 25?
15 Prozent unserer Mitarbeiter sind unter 25 und zehn Prozent über 45 Jahren. Aufgrund eurer Frage ist das wohl auch das erste Mal, dass wir das in Zahlen gefasst haben.
Wie lang bleibt ein Mitarbeiter im Schnitt?
Bei uns bleiben Mitarbeiter im Schnitt drei Jahre. Allerdings rechnen wir hier auch Praktikanten, Werkstudenten und kurzfristig Beschäftigte mit ein - wir sind ja ein Team.
Clean-Desk-Policy oder ganz persönliche Schreibtische? Wie steht Ihre Agentur zu dem Thema?
Bei Strichpunkt hat, obwohl immer mehr Mitarbeiter standortunabhängig arbeiten, jeder seinen eigenen und festen Platz. Und die werden teilweise auch super persönlich mit beispielsweise Minibar, Discokugel oder Bildern verschönert. Trotzdem gehört es zum guten Ton diesen auch ordentlich zu halten. Das funktioniert mal mehr und mal weniger gut - aber auch gemeinsame Aufräumaktionen können Spaß bringen, schließlich möchten wir uns alle wohl fühlen.
Dann wollen wir natürlich wissen: Was verdient ein Junior bei Ihnen im ersten Jahr?
Für jeden Bereich haben wir verschiedene Level hinterlegt aus denen Profile und Aufgaben resultieren. Dahinter liegen dann Gehaltsbänder. Man kann sich demnach innerhalb einer Position immer gehaltlich weiter verändern. Ein Junior steigt bei uns im Schnitt mit 30.000 EURO ein.
Mehr Agenturporträts, u.a. von Jung von Matt, Scholz & Friends und Serviceplan finden Sie in unserem Dossier Arbeitswelt Agenturen.
Mehr zum Thema Gehalt in Agenturen in unserem Dossier Gehaltscheck.
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