Agenturkultur:
So arbeitet es sich bei... Hill+Knowlton Strategies
H+K Strategies-CEO Rüdiger Maeßen glaubt nicht, dass Baumhäuser und Hängematten zur langfristigen Mitarbeiterbindung in Agenturen beitragen. Er setzt lieber auf flache Hierarchien und Weiterbildung.
Hill+Knowlton Strategies ist ein globales Network für PR und integrierte Kommunikation. Die zur WPP-Gruppe gehörende Agentur beschäftigt hierzulande fast 100 Mitarbeiter an den Standorten Berlin, Düsseldorf und Frankfurt. Weltweit ist H+K Strategies in knapp 50 Ländern vertreten.
Deutschland-CEO Rüdiger Maeßen antwortet auf unsere Fragen zur Agenturkultur.
Gibt es in Ihrer Agenturgruppe Berufsfelder und Jobs, die lange unbesetzt bleiben und für die Sie händeringend Personal suchen? Wenn ja, wie lange sind die Stellen unbesetzt? Und was machen Sie, um genau dort Leute zu finden?
Rüdiger Maeßen: Es gibt immer wieder Positionen, deren Besetzung eine echte Herausforderung darstellt, insbesondere wenn es um "Digital" und "Creative Strategy" geht. Grundsätzlich arbeiten wir abseits der klassischen Stellenausschreibungen und des Headhunter-Engagements in diesen Fällen mit Active Sourcing, um selber geeignete Kandidaten am Markt zu identifizieren. Zusätzlich ermutigen wir auch unsere eigenen Mitarbeiter, Kandidaten aus ihren Netzwerken zu empfehlen. Kommt es zur Einstellung, honorieren wir diese Empfehlung mit einer "Headhunter-Fee". Zudem rekrutieren wir viele unserer Junior Account Executives aus unseren Praktikanten oder studentischen Aushilfen. Hier wissen wir dann, ob sie zu uns passen und welches Potenzial sie mitbringen. Generell gilt: Uns ist der "Cultural Fit" ebenso wichtig wie die fachliche Kompetenz.
Haben Sie ein Patentrezept für die Bildung einer starken Arbeitgebermarke gefunden?
Ein Patentrezept gibt es nicht, denn man muss sich ständig auf neue Bedingungen einstellen. Wir überzeugen durch unsere klare Position als strategische Public-Relations-Berater mit exzellenter Umsetzungskompetenz und durch unsere ausgezeichnete Arbeit für unsere Kunden. Selbstverständlich präsentieren wir uns auf möglichst vielen Kanälen und Plattformen, um somit für alle Kandidaten im "Relevant Set" aufzutauchen.
Was tun Sie konkret zur Mitarbeiterbindung? Gibt es bei Ihnen die Möglichkeit zu Home-Office, Sabbaticals, flexiblen Arbeitszeiten, bezahlten Überstunden, Job-Tausch mit anderen Niederlassungen oder der Verwirklichung von Herzensprojekten außerhalb des bezahlten Geschäfts?
Diese Dinge gibt es bei uns alle und wir sehen sie als Normalität im Sinne eines agilen Mobility-Ansatzes bei uns. Überstunden werden bei uns nicht bezahlt, wir schaffen allerdings Möglichkeiten wie Ausgleichstage, wenn Mitarbeiter mal sehr stark von der Arbeit eingenommen werden. Wir legen großen Wert auf einen gut organisierten Onboarding-Prozess, den wir ständig weiterentwickeln und ausbauen, denn es ist uns wichtig, dass sich jeder vom ersten Tag an zugehörig und aufgenommen fühlt und Prozesse wie auch Strukturen kennt. Darüber hinaus gibt es bei uns regelmäßige Feedback- und Entwicklungsgespräche; eine offene Fehlerkultur ist somit bei uns nicht nur ein laues Versprechen, sondern etablierter Teil unserer HR-Prozesse. Die Mitarbeiter können bei uns zwischen einer Fach- und Führungskarriere wählen und ihre Stärken gezielt einsetzen und entwickeln. Interne und externe Trainings sowie Coachings begleiten sie auf allen Karrierestufen und sind fester Bestandteil unserer individuellen Entwicklungsplanung.
Kletterwand, Baumhaus, Sterne-Kantine: Was bieten Sie Ihren Mitarbeitern an außergewöhnlichen Incentives?
Bedingt durch unsere drei unterschiedlichen Standorte haben wir bisher weder Baumhäuser noch Hängematten installiert. Wir glauben auch nicht, dass diese zu einer langfristigen Mitarbeiterbindung beitragen. Uns sind flache Hierarchien, kontinuierliche Aus- und Weiterbildung, Arbeit in einem internationalen Umfeld sowie der Austausch mit und das enge Sparring durch sehr erfahrene Senior Advisor wichtiger. Auch der Spaß kommt nicht zu kurz bei uns: So bringen wir alle Mitarbeiter jährlich zum Sommerfest zusammen, feiern gemeinsam die Weihnachtszeit, begeben uns auf die Marathon-Strecke und lassen es bei dem einen oder anderen Pitch-Gewinn auch mal ordentlich krachen. Und ja: Auch bei uns gibt es kostenlose Getränke, frisches Obst, Firmenrabatte, eine Bahncard 50 und das notwendige Equipment zum mobilen Arbeiten - natürlich auch zur privaten Nutzung. Und wer wirklich will: Wir haben auch einen Kicker, Tischtennis und Yoga-Kurse im Angebot. Abseits dessen: Unser Corporate-Restaurant in Frankfurt ist echt klasse!
Wie erfassen Sie die Mitarbeiterzufriedenheit?
Welche Errungenschaften und Vorteile sind Ihren Mitarbeitern besonders wichtig?
Wir befragen unsere Mitarbeiter mindestens einmal im Jahr in allen wichtigen Agentur-Feldern, um einen vollständigen Überblick über die "heißen Themen" zu bekommen. Ergänzend führen wir zwischendurch Ad-hoc-Umfragen zu bestimmten Themen oder Veranstaltungen durch. Darüber hinaus haben wir auch drei "Vertrauenspersonen", die man jederzeit unabhängig von der direkten Führungskraft ansprechen kann, wenn einem ein Thema auf dem Herzen liegt.
Eine offene und vertrauensvolle Atmosphäre, der respektvolle Umgang miteinander, die Übernahme von Verantwortung und das Zuhören der Führungskräfte bei Ideen wie auch Bedenken werden von nahezu allen Mitarbeitern in den regelmäßigen Befragungen immer sehr positiv hervorgehoben.
Hand aufs Herz:
Wie hoch ist bei Ihnen die Frauenquote?
Der Anteil der Frauen beträgt aktuell 70 Prozent.
Und die Quote mit Blick auf die Über-45-Jährigen?
Der Anteil der Mitarbeiter jenseits der 45 beträgt aktuell 20 Prozent.
Der Anteil der Unter-25-Jährigen?
Nur 3 Prozent.
Wie lange bleibt bei Ihnen ein Mitarbeiter im Durchschnitt?
Im Schnitt verbringen unsere Mitarbeiter 4,6 Jahre bei H+K.
Clean-Desk-Policy oder persönlicher Schreibtisch:
Wie steht Ihre Agentur zu dem Thema?
Die meisten Mitarbeiter haben Persönliches auf ihrem Schreibtisch und damit auch einen festen Arbeitsplatz. Generell haben wir aber alle Voraussetzungen dafür geschaffen, dass jeder Mitarbeiter auf jedem Platz arbeiten kann und wir uns je nach Teamzusammensetzung bei Projekten neu zusammenfinden können.
Was halten Sie von einer internen Offenlegung der Gehälter?
Die Gehälter der Junior Account Executives sind bei H+K für alle gleich. Dies gilt auch beim Wechsel zum Junior Consultant; hier sind wir also völlig einheitlich und transparent. Alle weiteren Level werden leistungsspezifisch und damit entsprechend Ausbildung, beruflichem Werdegang, jeweiligem Verantwortungsbereich etc. individuell vergütet.
Was verdient bei Ihnen ein Junior im ersten Jahr?
Ein Junior Account Executive verdient in den ersten 12 Monaten Ausbildung bei uns 2.000 Euro brutto im Monat.
Mehr Agenturporträts, unter anderem von Jung von Matt, Scholz & Friends und Serviceplan, finden Sie in unserem Dossier Arbeitswelt Agenturen.
Mehr zum Thema Gehalt in Agenturen lesen Sie in unserem Dossier Gehaltscheck.
Wollen Sie auch in einer Agentur arbeiten? Passende Jobs finden Sie hier.
Interessieren Sie sich für das Format "So arbeitet es sich bei..."? Dann schreiben Sie eine E-Mail an markus.weber@wuv.de.