Agenturkultur:
So arbeitet es sich bei ... Grabarz & Partner
Gratis-Frühstück, ein alter VW-Bus zum Ausleihen und Massagen vom Physiotherapeuten: Die Agentur Grabarz & Partner verwöhnt ihre Mitarbeiter und zeigt sich auch bei kritischen Punkten gesprächsbereit.
Auf der Kundenliste der Hamburger Agentur Grabarz & Partner stehen viele prominente Namen, darunter zum Beispiel Porsche, Ikea, Volkswagen Nutzfahrzeuge, Fielmann und Burger King. Mit rund 240 Mitarbeitern gehört sie zu den zehn umsatzstärksten deutschen Werbeagenturen und ist eine der wenigen verbliebenen unabhängigen Häuser im Markt. Die Fragen zur Agenturkultur beantwortet Thomas Eickhoff. Er führt die Agentur gemeinsam mit weiteren Partnern und Geschäftsführern und sitzt außerdem im Vorstand des Agenturenverbands GWA.
W&V: Gibt es in Ihrer Agenturgruppe Berufsfelder und Jobs, die lange unbesetzt bleiben und für die Sie händeringend nach Personal suchen? Wenn ja, wie lange sind die Stellen unbesetzt? Und was machen Sie, um genau dort Leute zu finden?
Thomas Eickhoff: Wie jede Agentur suchen auch wir händeringend Texter – genauso dringend suchen wir aber auch Berater Automotive und Arter. Manchmal dauert es bis zu vier Monaten bis wir einen geeigneten Kandidaten finden. Und das obwohl unser Agenturgründer als Vorstand der Hamburg School of Ideas täglich Werbung für das Texterhandwerk macht und zahlreiche Mitarbeiter an der Schule dozieren. Über unser eigenes Recruiting hinaus arbeiten wir immer mal wieder mit Headhuntern zusammen. Ergänzend dazu haben wir dann noch unser agentureigenes Modell „Mitarbeiter werben Mitarbeiter“. Als Unternehmen entwickeln wir uns stets weiter. Wie zum Beispiel jüngst mit dem auf die Entwicklung von Innovationen ausgerichteten Grabarz JMP Space in Berlin. Hier suchen wir für ganz neue Stellen ganz neue Talente. So bleiben wir als Arbeitgeber attraktiv – und zwar nicht nur für Werber.
Haben Sie ein Patentrezept für die Bildung einer starke Arbeitgebermarke gefunden?
Wir bei Grabarz & Partner haben seit jeher klar definierte Werte. Jeder Mitarbeiter kennt diese. Wir bewerten sogar unsere Mitarbeiter danach.
Unsere Agenturkultur ist für uns immer schon wichtig gewesen. Um diese zu manifestieren sind unsere HR- und Corporate-Communications-Abteilungen zuständig. Sie machen sich gemeinsam zur Aufgabe, dass unser Selbstverständnis nicht nur plakativ an der Wand steht, sondern täglich gelebt und vorgelebt wird. Durch unserer Corporate-Culture-Abteilung setzen wir es dann entsprechend in Maßnahmen und Aktivitäten für die Mitarbeiter um.
Was tun Sie konkret zur Mitarbeiterbindung? Gibt es bei Ihnen zum Beispiel
a, die Möglichkeit fürs Home-Office?
Home Office ist aufgrund unserer Kundenstruktur ein sehr sensibles Thema. Wir wissen natürlich um die Wichtigkeit und versuchen individuelle Lösungen zu schaffen - da wo es geht.
b, Sabbaticals?
Sabbaticals sind bei uns kein grundsätzliches Angebot. Jedoch gehen wir auf Nachfragen ein und versuchen diese möglich zu machen. Wenn die Projektsituation es denn erlaubt.
d, flexible Arbeitszeiten?
Wir glauben, dass das Konstrukt Werbeagentur anders gar nicht funktionieren kann. Arbeiten nach Stechuhr hat und wird nie eine Berechtigung in einer Agentur haben. Auf individuelle Bedürfnisse in punkto Wochenarbeitszeit, Weiterbildung, Hobbys etc. gehen wir natürlich ein. Das sind aber auch in diesem Fall individuelle Absprachen.
e, flexible Urlaubszeiten?
Urlaub wird bei uns im Team abgestimmt. Nur so werden wir allen Interessen gerecht. Generell versuchen wir auch hier, auf individuelle Anforderungen Rücksicht zu nehmen.
f, Job-Tausch mit anderen Niederlassungen beziehungsweise mit Partner-Unternehmen?
Als in Hamburg ansässige Agentur lässt sich das mit den anderen Niederlassungen nicht umsetzen. Was wir aber seit vielen Jahren machen ist unser „Grabarz & Partnertausch“. Das ist unser internes Praktikum bei dem jeder die Möglichkeit hat für einen Tag die Abteilung zu wechseln. Also kann es gut sein, dass bei uns mal der Stratege am Empfang ans Telefon geht oder einer unser IT-ler Headlines schreibt. Wir glauben, dass dieser Austausch zu einem noch besseren Miteinander führt.
f, Möglichkeiten fürs Realisieren eigener Herzensprojekte außerhalb des bezahlten Kundengeschäfts?
Auch hier gilt das offene Wort. Wenn wir von den Herzensprojekten wissen, können wir uns Möglichkeiten überlegen.
Kletterwand, Baumhaus, Sterne-Kantine – was gibt es bei Ihnen an unüblichen Incentives für Mitarbeiter?
Wir haben zum Beispiel einen Agentur-Bulli. Jeder kann diesen für ein langes Wochenende mieten. Wir haben ihn uns vor vielen Jahren selbst geschenkt und nach unserer Idee auch selbst umgebaut. Darüber hinaus bieten wir unseren Mitarbeitern eine Vielzahl konkreter Maßnahmen an, die für ein gutes Miteinander, ihre Gesundheit und Weiterbildung stehen. Ein paar Beispiele für die Maßnahmen für das Miteinander (Kollaboration/Partizipation): Wir tun eine Menge dafür, dass die Leute sich untereinander besser kennen und verstehen lernen. Und das auch neben dem eigentlichen Job. Zum Beispiel mit einem täglichen gemeinsamen Frühstück, dem internen Speeddating und dem G&P-Abendbrot mit einem Geschäftsführer. Und für die Gesundheit: Gemeinsam mit einer Krankenkasse bauen wir ein nachhaltiges - und auf unsere Kollegen
abgestimmtes - Gesundheit-Präventions-Programm aus. Es gibt Gesundheitstage, Yoga- und Fitnesskurse und Massagen von einem Physiotherapeuten. Unsere Laufgruppe ist gerade erneut beim Hamburg Marathon mitgelaufen. Und für Vielfahrer bieten wir Fahrertrainings an,
so dass sie mit dem Auto immer sicher zum Kunden und auch zurück kommen. Und schließlich die Maßnahmen zur Weiterbildung: Über die individuellen Wünsche und Bedürfnisse der Mitarbeiter hinaus bieten wir im G&P Campus regelmäßig Impulsvorträge durch externe Sprecher an.
Wie erfassen Sie die Mitarbeiterzufriedenheit?
Wir führen regelmäßig Mitarbeiter-, aber auch Vorgesetzten-Bewertungen durch. Neben Key Performance Indicators wollen wir noch stärker die Key Emotional Indicators bei Grabarz & Partner erfassen. Im Sommer diesen Jahres werden wir deshalb ein zusätzliches Tool implementieren, das genau hierfür konzipiert wurde. Es wird den emotionalen Zustand von Teams transparent und in Echtzeit zu messen. So werden wir die Stimmung, Innovationskraft und Effektivität umgehend verbessern können.
Welche Ihrer Errungenschaften sind den Mitarbeitern besonders wichtig?
Siehe Punkt „Kletterwand, etc“. Und unser tägliches Süßigkeitenbuffet um 15 Uhr.
Hand aufs Herz: Wie hoch ist bei Ihnen die Frauenquote?
50:50.
Wie hoch die Quote der Mitarbeiter über 45?
15 Prozent.
Wie lang bleibt ein Mitarbeiter im Schnitt?
Drei Jahre.
Wie stehen Sie zur internen Offenlegung aller Gehälter im Unternehmen? Und dann wollen wir natürlich auch noch wissen: Was verdient ein Junior bei Ihnen im ersten Jahr?
Wir glauben sehr an Transparenz. Deshalb machen wir einmal im Jahr einen internen Agenturtag. An diesem Tag sprechen wir über die Agenturentwicklung des vergangenen Jahres und geben einen Ausblick in die strategische Ausrichtung für das kommende. Wenn es in
den persönlichen, individuellen Bereich geht, dann hört die Transparenz allerdings auf. Der GWA-Gehaltsmonitor ist uns bestimmt eine gute Grundlage.
Mehr Agenturporträts, unter anderem von Jung von Matt, Scholz & Friends und Serviceplan finden Sie in unserem Dossier Arbeitswelt Agenturen.
Mehr zum Thema Gehalt in Agenturen lesen Sie in unserem Dossier Gehaltscheck.
Wollen Sie auch in einer Agentur arbeiten? Passende Jobs finden Sie hier.
Interessieren Sie sich für das Format "So arbeitet es sich bei..."? Dann schreiben Sie eine Mail an daniela.strasser@wuv.de.