Agenturkultur:
So arbeitet es sich bei... Demodern
Demodern-Chef Kristian Kerhoff hat es nicht nötig, mit Home-Office-Möglichkeiten für seine Mitarbeiter zu prahlen - die gibt es bei anderen Firmen schließlich auch. Er achtet auf drei wesentliche Punkte: Anspruch, Wertschätzung und ein gutes Teamgefüge.
2008 haben Alexander El-Meligi und Kristian Kerkhoff die Agentur Demodern gegründet. Sie ist auf den Bereich "Creative Technologies" spezialisiert und entwickelt heute an den drei Standorten in Köln, Hamburg und Frankfurt mit gut 90 Mitarbeitern unter anderem Virtual- und Augmented-Reality-Anwendungen, 3D-Konfigurationen, interaktive POS-Terminals und interaktive Messeinstallationen für Kunden wie Ikea, Daimler, Nike und Montblanc.
Die Fragen für das W&V-Jobporträt Nummer 69 beantwortet nicht wie sonst im Format üblich ein Personalverantwortlicher, sondern Gründer Kristian Kerkhoff selbst.
W&V: Gibt es in Ihrer Agenturgruppe Berufsfelder und Jobs, die lange unbesetzt bleiben und für die Sie händeringend nach Personal suchen? Wenn ja, wie lange sind die Stellen unbesetzt? Und was machen Sie, um genau dort Leute zu finden?
Kerkhoff: Da wir seit einigen Jahren kontinuierlich wachsen, haben wir eigentlich immer freie Stellen, die über unsere Webseite abrufbar sind. Leute, die zu uns kommen wollen und eine geeignete Qualifikation mitbringen, haben somit viele Möglichkeiten, sich auf verschiedene Positionen innerhalb eines Bereichs beziehungsweise eines Berufsfelds zu bewerben. Die einzelnen Stellen bleiben in der Regel auch nicht lange unbesetzt. Die größte Werbung für uns als Arbeitgeber sind nach wie vor unsere Referenzen. Bei uns kann man an wirklich spannenden und außergewöhnlichen Projekten mitarbeiten und stets mit den neusten Innovationen und Technologien experimentieren. Daher fällt es uns möglicherweise leichter als anderen in der Branche Talente anzulocken. Wenn ich es mir wünschen könnte, würde ich mich über mehr Bewerber von der direkten Konkurrenz freuen. Damit meine ich jetzt nicht unbedingt die Agenturen aus der Nachbarschaft, vielmehr Kollegen aus dem Bereich der ‘Creative Technology’. Hier gibt es nicht so viele Spezialisten und da müssen wir weiter daran arbeiten, dass wir für diese Leute ins Sichtfeld geraten.
Haben Sie ein Patentrezept für die Bildung einer starken Arbeitgebermarke gefunden?
Die wichtigsten Faktoren sind immer: (a) Kollegen, von denen man was lernen kann, (b) die Rückmeldung, dass man gebraucht wird und (c) natürlich auch die anspruchsvolle Arbeit. Wir arbeiten jeden Tag daran, dass diese drei Punkte bei uns stimmen. Es ist ein Kreislauf – wenn der funktioniert, muss man sich kein Employer-Branding-Konzept ausdenken.
Was tun Sie konkret zur Mitarbeiterbindung? Gibt es bei Ihnen die Möglichkeiten zu Home-Office, Sabbaticals, flexiblen Urlaubszeiten, flexiblen Arbeitszeiten, Job-Tausch mit anderen Niederlassungen, für das Umsetzen eigener Herzensprojekte außerhalb des bezahlten Kundengeschäfts und/oder bezahlte Überstunden?
Im Grunde gibt es das alles bei uns. Aber das sind nicht die ausschlaggebenden Punkte, wieso Leute zu uns kommen beziehungsweise bei uns bleiben. Denn im Zweifelsfall hat der ehemalige oder der neue Arbeitgeber diese Incentives auch. Das einzige, was Leute dazu bewegt, lange bei einem Arbeitgeber zu bleiben, sind die Punkte, die ich oben auch schon nannte: Anspruch, Wertschätzung und ein tolles Team.
Kletterwand, Baumhaus, Sterne-Kantine – was gibt es bei Ihnen an unüblichen Incentives für Mitarbeiter?
Ich bin aktuell nicht darüber informiert, was es bei anderen Agenturen an Besonderheiten in dieser Richtung gibt. Aber was bei uns sicher heraussticht, ist unser Umgang mit Technologie und Gadgets sowie der Freiraum, diese Innovationen auch wirklich auszuprobieren. Wir haben sogar einen eigenen “Geek Room”, in dem alle Geräte, Tools und Gadgets gesammelt und ausgeliehen werden können. Wir schaffen auch ständig die neusten und angesagtesten Geräte an. Die kann jeder einfach ausprobieren, sei es mit Freunden abends in der Agentur oder auch mal zu Hause. Denn gerade beim Thema VR hat man für gewöhnlich die Hardware nicht privat verfügbar. Mit den Gadgets kommen auch viele neue Ideen, erste Insights und Qualitäts-Checks. Und unter uns: Wenn es um unsere Skills bei ‚Beat Saber‘ geht, kann uns keiner das Wasser reichen.
Wie erfassen Sie die Mitarbeiterzufriedenheit? Welche Ihrer Errungenschaften sind den Mitarbeitern besonders wichtig?
Wir sind als Agentur dezentral organisiert. Das heißt, dass jeder Mitarbeiter Teil eines multidisziplinären Teams ist – bei uns gibt es keine Fachabteilungen. Innerhalb der Teams finden wöchentlich Reflexionsgespräche statt. Hier geht es oft um Fragen wie „Was lief im Projekt gut, was lief schlecht?“ oder „Was können wir in Zukunft besser machen?“. Jeder Mitarbeiter hat so direkten Einfluss auf die Arbeit des Teams. Eigenverantwortung spielt bei uns eine große Rolle und die Mitarbeiter können ihr Arbeitsumfeld selbst mitgestalten. Sowas fördert die Zufriedenheit der Mitarbeiter und das zählt für mich als echte Errungenschaft, denn wir nehmen ernst, was unsere Angestellten sagen. Dass Arbeitnehmer vereinzelt unzufrieden sind, passiert natürlich dennoch, aber dann geht es oft auch um größere Themen. Dafür muss man bei uns jedoch nicht erst zum Abteilungsleiter. Wir pflegen eine offene Gesprächskultur, man schnappt sich einfach die richtige Person und adressiert das Anliegen dort. Da unsere Agentur immer größer wird und neue Standorte hinzukommen, werden wir in Zukunft beim Thema Mitarbeiterzufriedenheit und Dialogkultur aber auch die Hilfe von Tools in Anspruch nehmen. Ein Tool, was uns derzeit gut gefällt und auch aktiv getestet wird ist ‚Small Improvements‘.
Hand aufs Herz: Wie hoch ist bei Ihnen die Frauenquote? Wie hoch die Quote der Mitarbeiter über 45 und unter 25? Wie lang bleibt ein Mitarbeiter im Schnitt?
Unsere Frauenquote liegt derzeit bei 30 Prozent – was ich allerdings noch für stark ausbaufähig halte. In der Tat erreichen uns tatsächlich auch weniger Bewerbungen von Frauen. Gerade bei Berufsbildern mit Code und Programmierung sind doch vorwiegend eher Männer bei uns vertreten. Mitarbeiter über 45 oder unter 25 gibt es nur wenige, insgesamt kommen wir da auf vier oder fünf. Und wie lange Mitarbeiter im Schnitt bei uns sind, ist wirklich schwer zu sagen, weil wir diesen Wert bisher nicht erheben. Ich würde aber mal schätzen, dass es ungefähr drei Jahre sind.
Clean-Desk-Policy oder ganz persönliche Schreibtische? Wie steht Ihre Agentur zu dem Thema?
Jeder kann machen, was er für richtig hält. Bei uns gibt es keine Ansage von oben.
Wie stehen Sie zur internen Offenlegung aller Gehälter im Unternehmen?
Unsere Gehälter sind nicht offengelegt. Es gibt aber auch kein Schweigegebot. Wenn der einzelne Mitarbeiter über sein Gehalt reden möchte, kann er das gerne tun.
Dann wollen wir natürlich wissen: Was verdient ein Junior bei Ihnen im ersten Jahr?
Das hängt natürlich von der Fachrichtung und Ausbildung ab, aber ich würde sagen, es geht je nach Berufsfeld zwischen 2.400 EUR und 3.200 EUR monatlich los.
Mehr Agenturporträts, u.a. von Jung von Matt, Scholz & Friends und Serviceplan finden Sie in unserem Dossier Arbeitswelt Agenturen.
Mehr zum Thema Gehalt in Agenturen lesen Sie in unserem Dossier Gehaltscheck.
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