Haben Sie ein Patentrezept für die Bildung einer starken Arbeitgebermarke gefunden?

Die wichtigsten Faktoren sind immer: (a) Kollegen, von denen man was lernen kann, (b) die Rückmeldung, dass man gebraucht wird und (c) natürlich auch die anspruchsvolle Arbeit. Wir arbeiten jeden Tag daran, dass diese drei Punkte bei uns stimmen. Es ist ein Kreislauf – wenn der funktioniert, muss man sich kein Employer-Branding-Konzept ausdenken.

Was tun Sie konkret zur Mitarbeiterbindung? Gibt es bei Ihnen die Möglichkeiten zu Home-Office, Sabbaticals, flexiblen Urlaubszeiten, flexiblen Arbeitszeiten, Job-Tausch mit anderen Niederlassungen, für das Umsetzen eigener Herzensprojekte außerhalb des bezahlten Kundengeschäfts und/oder bezahlte Überstunden?

Im Grunde gibt es das alles bei uns. Aber das sind nicht die ausschlaggebenden Punkte, wieso Leute zu uns kommen beziehungsweise bei uns bleiben. Denn im Zweifelsfall hat der ehemalige oder der neue Arbeitgeber diese Incentives auch. Das einzige, was Leute dazu bewegt, lange bei einem Arbeitgeber zu bleiben, sind die Punkte, die ich oben auch schon nannte: Anspruch, Wertschätzung und ein tolles Team.

Kletterwand, Baumhaus, Sterne-Kantine – was gibt es bei Ihnen an unüblichen Incentives für Mitarbeiter?

Ich bin aktuell nicht darüber informiert, was es bei anderen Agenturen an Besonderheiten in dieser Richtung gibt. Aber was bei uns sicher heraussticht, ist unser Umgang mit Technologie und Gadgets sowie der Freiraum, diese Innovationen auch wirklich auszuprobieren. Wir haben sogar einen eigenen “Geek Room”, in dem alle Geräte, Tools und Gadgets gesammelt und ausgeliehen werden können. Wir schaffen auch ständig die neusten und angesagtesten Geräte an. Die kann jeder einfach ausprobieren, sei es mit Freunden abends in der Agentur oder auch mal zu Hause. Denn gerade beim Thema VR hat man für gewöhnlich die Hardware nicht privat verfügbar. Mit den Gadgets kommen auch viele neue Ideen, erste Insights und Qualitäts-Checks. Und unter uns: Wenn es um unsere Skills bei ‚Beat Saber‘ geht, kann uns keiner das Wasser reichen.

Demodern besitzt einen eigenen "Gadget-Room" für die Mitarbeiter.

Demodern besitzt einen eigenen "Gadget-Room" für die Mitarbeiter.

Wie erfassen Sie die Mitarbeiterzufriedenheit? Welche Ihrer Errungenschaften sind den Mitarbeitern besonders wichtig?

Wir sind als Agentur dezentral organisiert. Das heißt, dass jeder Mitarbeiter Teil eines multidisziplinären Teams ist – bei uns gibt es keine Fachabteilungen. Innerhalb der Teams finden wöchentlich Reflexionsgespräche statt. Hier geht es oft um Fragen wie „Was lief im Projekt gut, was lief schlecht?“ oder „Was können wir in Zukunft besser machen?“. Jeder Mitarbeiter hat so direkten Einfluss auf die Arbeit des Teams. Eigenverantwortung spielt bei uns eine große Rolle und die Mitarbeiter können ihr Arbeitsumfeld selbst mitgestalten. Sowas fördert die Zufriedenheit der Mitarbeiter und das zählt für mich als echte Errungenschaft, denn wir nehmen ernst, was unsere Angestellten sagen. Dass Arbeitnehmer vereinzelt unzufrieden sind, passiert natürlich dennoch, aber dann geht es oft auch um größere Themen. Dafür muss man bei uns jedoch nicht erst zum Abteilungsleiter. Wir pflegen eine offene Gesprächskultur, man schnappt sich einfach die richtige Person und adressiert das Anliegen dort. Da unsere Agentur immer größer wird und neue Standorte hinzukommen, werden wir in Zukunft beim Thema Mitarbeiterzufriedenheit und Dialogkultur aber auch die Hilfe von Tools in Anspruch nehmen. Ein Tool, was uns derzeit gut gefällt und auch aktiv getestet wird ist ‚Small Improvements‘.

3D-Brillen gehören zur Standardausstattung der Agentur.

3D-Brillen gehören zur Standardausstattung der Agentur.

Hand aufs Herz: Wie hoch ist bei Ihnen die Frauenquote? Wie hoch die Quote der Mitarbeiter über 45 und unter 25? Wie lang bleibt ein Mitarbeiter im Schnitt? 

Unsere Frauenquote liegt derzeit bei 30 Prozent – was ich allerdings noch für stark ausbaufähig halte. In der Tat erreichen uns tatsächlich auch weniger Bewerbungen von Frauen. Gerade bei Berufsbildern mit Code und Programmierung sind doch vorwiegend eher Männer bei uns vertreten. Mitarbeiter über 45 oder unter 25 gibt es nur wenige, insgesamt kommen wir da auf vier oder fünf. Und wie lange Mitarbeiter im Schnitt bei uns sind, ist wirklich schwer zu sagen, weil wir diesen Wert bisher nicht erheben. Ich würde aber mal schätzen, dass es ungefähr drei Jahre sind.

Clean-Desk-Policy oder ganz persönliche Schreibtische? Wie steht Ihre Agentur zu dem Thema?

Jeder kann machen, was er für richtig hält. Bei uns gibt es keine Ansage von oben.

Wie stehen Sie zur internen Offenlegung aller Gehälter im Unternehmen?

Unsere Gehälter sind nicht offengelegt. Es gibt aber auch kein Schweigegebot. Wenn der einzelne Mitarbeiter über sein Gehalt reden möchte, kann er das gerne tun.

Dann wollen wir natürlich wissen: Was verdient ein Junior bei Ihnen im ersten Jahr?

Das hängt natürlich von der Fachrichtung und Ausbildung ab, aber ich würde sagen, es geht je nach Berufsfeld zwischen 2.400 EUR und 3.200 EUR monatlich los.

Mehr Agenturporträts, u.a. von Jung von MattScholz & Friends und Serviceplan finden Sie in unserem Dossier Arbeitswelt Agenturen.

Mehr zum Thema Gehalt in Agenturen lesen Sie in unserem Dossier Gehaltscheck.

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Autor: Daniela Strasser

Redakteurin bei W&V. Interessiert sich für alles, was mit Marken, Agenturen, Kreation und deren Entwicklung zu tun hat. Außerdem schreibt sie für die Süddeutsche Zeitung. Neuerdings sorgt sie auch für Audioformate: In ihrem W&V-Podcast "Markenmenschen" spricht sie mit Marketingchefs und Media-Verantwortlichen über deren Karrieren.


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