Agenturkultur:
So arbeitet es sich bei ... Cyperfection
Wie andere Digitalschmieden auch kommt Cyperfection nicht um externe Recruiter herum. In der Agentur nennen sie sie "Weddingplanner", nicht Headhunter. Was die Neuankömmlinge erwartet, verrät Agenturchef Sven Korhummel.
Sven Korhummel, geschäftsführender Gesellschafter der Digitalagentur Cyperfection, steht in der W&V-Serie "So arbeitet es sich bei..." Rede und Antwort. Vor zweieinhalb Jahren hat der Chef der Ludwigshafener Agentur eine Berlin-Niederlassung aufgebaut. Seither bietet er Mitarbeitern vom Rhein an, für eine bestimmte Zeit in der Hauptstadt zu arbeiten. "Wir freuen uns natürlich auch umgekehrt, wenn unsere Berliner Kollegen zu uns nach Ludwigshafen kommen", so der Cyperfection-Chef.
Die 1996 gegründete Agentur beschäftigt 50 Mitarbeiter, die sich um Kunden wie Roche, Merck, Fuchs Petrolub und Philips kümmern.
Gibt es in Ihrer Agenturgruppe Berufsfelder und Jobs, die lange unbesetzt bleiben und für die Sie händeringend nach Personal suchen? Wenn ja, wie lange sind die Stellen unbesetzt? Und was machen Sie, um genau dort Leute zu finden?
Wie andere Digitalagenturen stehen auch wir vor der Herausforderung, begeisterterte Talente und gestandene Professionals zu finden – insbesondere im Aufgabenfeld kreative Business-Lösungen. Gerade bei Stellen im Kompetenzbereich Digital Strategy ist die Anzahl der Bewerber begrenzt, die ausreichend Erfahrung und entsprechende Skills mitbringen. Dennoch schaffen wir es in der Regel, offene Stellen innerhalb von vier Monaten zu besetzen. Je nach Stellenangebot haben wir eigene Social-Media-Formate wie #Gedankenkribbeln oder LOVE AT FIRST CYGHT entwickelt, um genau die Talente anzusprechen, die wir gerade benötigen. Das sind aktuell etwa Spezialisten in den Bereichen Kreation, Design und Strategie. Flankiert werden die eigenen Aktivitäten auch durch externe Recruiter, die bei uns 'Weddingplanner' heißen.
Haben Sie ein Patentrezept für die Bildung einer starken Arbeitgebermarke gefunden?
Aus meiner Sicht gibt es da kein Patentrezept. Absolut unverzichtbar ist es aber, die eigene Markenidentität sowie ein agenturspezifisches Wertesystem zu entwickeln und gemeinsam mit den Kollegen auch aktiv zu leben. Dazu gehört es, die Mitarbeiter stark zu involvieren und am Agenturleben und der Entwicklung der Agenturkultur zu beteiligen. Für uns bei Cyperfection bedeutet das unter anderem, dass wir regelmäßig Workshops durchführen, um die eigene Positionierung und das Leistungsportfolio der Agentur zu schärfen.
Ein weiteres starkes Element unserer Arbeitgebermarke sind unsere eigenen Social-Media-Kanäle: Über diverse Plattformen wie Facebook oder Instagram geben wir einen authentischen Einblick hinter die Kulissen von Cyperfection – was von vielen Mitarbeitern und Bewerbern bestätigt wird.
Was tun Sie konkret zur Mitarbeiterbindung? Gibt es bei Ihnen die Möglichkeit zu...
Home-Office?
Home Office ist grundsätzlich möglich.
Sabbaticals?
Sabbaticals können genommen werden, wenn sie langfristig angekündigt und gut organisiert sind.
Flexiblen Arbeitszeiten?
Wir haben eine Kernarbeitszeit von 9:30 bis 17:00 Uhr, in der alle erreichbar sein müssen.
Flexiblen Urlaubszeiten?
Bei uns kann jeder Mitarbeiter seinen Urlaub frei planen, solange die Handlungsfähigkeit des Teams gesichert ist.
Job-Tausch mit anderen Niederlassungen bzw. Partnerunternehmen?
2017 haben wir eine Niederlassung in Berlin gegründet und bieten unseren Mitarbeitern seitdem an, für eine begrenzte Zeit in der Hauptstadt zu arbeiten. Wir freuen uns natürlich auch umgekehrt, wenn unsere Berliner Kollegen zu uns nach Ludwigshafen kommen.
Herzensprojekten außerhalb des bezahlten Kundengeschäfts?
Auch das ist möglich: Einige Kollegen haben pro bono beim Thema "Refugees welcome" einen wichtigen Beitrag für die Stadt Ludwigshafen geleistet.
Bezahlten Überstunden?
Grundsätzlich versuchen wir exzessive Spät- oder gar Nachtschichten zu vermeiden – was nicht immer möglich ist. Wenn es dann dazu kommt, dass kurzfristig außergewöhnlich viel gearbeitet werden muss, haben wir das im Blick. Wir erkennen sehr genau, wer zeitweise eine hohe Belastung hat und gleichen das dann individuell mit Freizeit aus.
Kletterwand, Baumhaus, Sterne-Kantine: Was bieten Sie Ihren Mitarbeitern an außergewöhnlichen Incentives?
Unser aktuelles Highlight im Bereich Incentives für einzelne Teammitglieder ist unser Pop-up-Office auf Lanzarote. Über die Hälfte unseres 50-köpfigen Teams will dort den Winter über arbeiten und sich abseits des normalen Büroalltags vom Arbeiten am Strand und unter der Sonne der Kanaren inspirieren lassen. Insgesamt kommt das Projekt sehr gut bei unseren Mitarbeitern an.
Wie erfassen Sie die Mitarbeiterzufriedenheit? Welche Ihrer Errungenschaften sind den Mitarbeitern besonders wichtig?
Uns ist es wichtig, regelmäßig zu erfahren, ob die Mitarbeiter zufrieden mit den Rahmenbedingungen in der Agentur sind und wo wir nachjustieren sollten. Daher führen wir jährlich eine anonyme Mitarbeiterbefragung durch, analysieren die Ergebnisse und kommunizieren diese transparent ins Team. Zudem erarbeiten wir anhand der gesammelten Erkenntnisse auch konkrete Maßnahmen, um uns als Agentur etwa im Bereich Kreativprozess weiterzuentwickeln.
Daneben haben wir auch Mitarbeitergespräche sowie individuelle, meist extern organisierte Coachings etabliert, um die persönliche Entwicklung unserer Mitarbeiter zu fördern.
Hand aufs Herz:
Wie hoch ist bei Ihnen die Frauenquote?
Bei uns sind etwa 40 Prozent der Belegschaft Frauen.
Wie hoch die Quote der Mitarbeiter über 45?
Hier landen wir bei etwa 30 Prozent.
Und der Anteil der Unter-25-Jährigen?
Da wir auch ausbilden – etwa zum Kaufmann/-frau für Marketingkommunikation – liegen wir hier bei etwa 15 Prozent.
Wie lang bleibt ein Mitarbeiter im Schnitt?
Besonders stolz sind wir darauf, dass unsere Mitarbeiter durchschnittlich sieben Jahre bei uns bleiben.
Clean-Desk-Policy oder persönlicher Schreibtisch: Wie steht Ihre Agentur zu dem Thema?
Da sind wir ganz entspannt. Es gibt bei uns Mitarbeiter, die lieben es, sich frei in der Agentur zu bewegen – sie nutzen ihren eigenen Schreibtisch kaum oder gar nicht. Andere wiederum richten ihren Arbeitsplatz sehr persönlich mit allerlei Inspirations-Deko ein. Wichtig ist uns nur, dass keine kundenrelevanten Informationen offen auf den Tischen liegen.
Was halten Sie von einer internen Offenlegung der Gehälter?
Die Offenlegung sämtlicher Gehälter wird bei uns nicht praktiziert. Wir setzen bereits seit Jahren auf ein transparentes Gehaltsmodell, welches auf Kompetenz-Level und Expertise basiert. Damit haben wir gute Erfahrungen gemacht und dieses System ist auch bei den Mitarbeitern akzeptiert.
Was verdient bei Ihnen ein Junior im ersten Jahr?
Die Gehälter unserer Junioren liegen im GWA-Durchschnitt – also bei etwa 2.500 Euro. Es gibt aber auch Ausnahmen: Beispielsweise differenzieren wir, ob es sich bei einem neuen Mitarbeiter um einen kompletten Job-Rookie handelt oder ob jemand spezifische Erfahrung mitbringt.