Agenturkultur:
So arbeitet es sich bei ... 21Torr
Der Digitalagentur 21Torr geht es nicht darum, Mitarbeiter zu "binden". Sondern um Rahmenbedingungen für deren persönliche Entwicklung. Dafür bleiben sie der Agentur dann fünf bis sechs Jahre treu.
Die 1994 gegründete 21Torr zählt hierzulande zu den Digitalagenturen der ersten Stunde. Sie beschäftigt heute mehr als 80 Mitarbeiter an den Standorten Stuttgart, Reutlingen und Hamburg. Zu den Kunden zählen unter anderem ABB, Bauknecht, Bosch, Congstar, Deutsche Post, HP, Hugo Boss, Märklin und Porsche.
21Torr schenkt jedem Mitarbeiter zum Geburtstag einen freien Tag. Regine Meissner, Human Resources Manager bei der Digitalschmiede, antwortet auf unsere Fragen zur Agenturkultur.
Gibt es in Ihrer Agenturgruppe Berufsfelder und Jobs, die lange unbesetzt bleiben und für die Sie händeringend nach Personal suchen? Wenn ja, wie lange sind die Stellen unbesetzt? Und was machen Sie, um genau dort Leute zu finden?
Regine Meissner: Hochqualifizierte Mitarbeiter zu finden, die neben einer exzellenten Fachlichkeit auch das zu uns passende Mindset haben, ist natürlich eine Herausforderung – gerade im Bereich Experience Design und Engineering. Wir möchten Positionen langfristig und ideal besetzen. Mitarbeiter müssen zu uns passen und wir auch zu ihnen. Nur wer sich wohl fühlt, Werte und Einstellung teilt, arbeitet gerne und gut.
Als "digitales Urgestein" haben wir Technologie-Verständnis und -Know-how quasi in der DNA. Das unterscheidet uns stark von anderen Agenturen und muss im Bewusstsein der Bewerber auch so ankommen, um an die richtigen Kandidaten zu gelangen. Bisher konnten wir offene Stellen gut besetzen, sind aber stetig dran, unsere Prozesse zu optimieren.
Haben Sie ein Patentrezept für die Bildung einer starken Arbeitgebermarke gefunden?
Unser Rezept ist: authentisch bleiben und eine klare Haltung haben. Das wird umso wichtiger, da neben anderen Agenturen auch vermehrt Unternehmen ähnliche Job-Profile suchen.
Wie wir es trotzdem schaffen? Indem wir unseren eigenen Weg gehen – und dabei auch gerne einen Schritt weiter. Unser erstes Pop-up-Office in Kapstadt ist ein gutes Beispiel dafür: Hier haben acht Kollegen/innen zu Jahresbeginn in einem temporären Office dem tristen deutschen Winter den Rücken gekehrt und von einem anderen Kontinent aus gearbeitet. Mit allen Unwegsamkeiten und Lerneffekten, die so ein Experiment mit sich bringt, aber natürlich auch neuen Eindrücken, Erfahrungen und Arbeitsweisen. New Work in Reinkultur sozusagen. Übrigens: Das nächste Popup-Office ist bereits in Planung. Mal sehen, wo es uns dieses mal hin verschlägt.
Was tun Sie konkret zur Mitarbeiterbindung?
Wir sind so nah wie möglich an unseren Mitarbeitern dran und handhaben Bedürfnisse und Anliegen möglichst individuell. Dabei geht es uns nicht darum, jemanden zu "binden", sondern um Rahmenbedingungen für eine persönliche Entwicklung.
Jeder ist anders, hat individuelle Wünsche und Bedürfnisse. Wir nehmen das sehr ernst, fördern und erarbeiten gemeinsam Lösungen – sei es die individuelle Arbeitsausstattung, mehr Raum für Herzensprojekte, ein Sabbatical oder mehr Zeit für Hobbys oder Familie. Die Liste ist vielfältig – die Lösungen sind es auch.
Gibt es bei Ihnen die Möglichkeit zu...
Home-Office?
Selbstverständlich. Mobiles Arbeiten ist integraler Bestandteil unseres Arbeitsalltags. Spielregeln und Anwesenheit werden nicht von oben geklärt, die Verantwortung liegt vielmehr im Team.
Sabbaticals?
Nach individueller Absprache stellt eine persönliche Auszeit kein Problem dar. Im Gegenteil: mit frischem Kopf und neuen Ideen wieder durchzustarten tut immer gut.
Flexiblen Urlaubszeiten pro Jahr?
Auch hier ein ja. Urlaubstage dürfen – abgesehen von einer kurzen Agenturpause rund um Weihnachten – individuell innerhalb eines Kalenderjahres genommen werden. Außerdem schenkt 21Torr seinen Mitarbeitern jedes Jahr einen Urlaubstag zum Geburtstag.
Flexible Arbeitszeiten?
Flexible Arbeitszeiten, Mobile Office und Arzttermine während der Arbeitszeit sind eine Selbstverständlichkeit. Zudem sind wir stets bemüht, individuelle Anliegen in Bezug auf Arbeitszeit und Arbeitsumfang mit organisatorischen Erfordernissen in Einklang zu bringen.
Job-Tausch mit anderen Niederlassungen bzw. Partnerunternehmen?
Unsere Units sind auf drei Standorte – Reutlingen, Stuttgart und Hamburg – verteilt. Ein interner Wechsel ist also immer möglich. Gelegentlich nutzen Kollegen auch die Möglichkeit, bei einem unserer Schwesterunternehmen, beispielsweise Dorten in Berlin, die Räumlichkeiten zu nutzen.
Herzensprojekten außerhalb des bezahlten Kundengeschäfts?
Auf jeden Fall sogar. Das schweißt nicht nur das Team zusammen und bringt neue Motivation, sondern schafft Raum für Neues – abseits von Kundenwünschen und Projektbeschränkungen.
Ein Beispiel: WatchDrive, eine mit der Apple Watch steuerbare Carrera-Bahn mit Soft- und Hardware der Marke 21Torr, als Herzensprojekt unserer Applications-Unit ist in der ersten Woche nach dem Start der Apple Watch (2015) gestartet. Wir haben uns gefragt, was wir diesem damals brandneuen Device "beibringen" können, das Soft- und Hardware miteinander verbindet und über mehrere Standorte hinweg genutzt werden kann. Daraus hat sich übrigens neben einer FWA Special-Mention ("Mobile-of-the-Day") auch ein Kundenprojekt mit unserem langjährigen Kunden Hewlett-Packard ergeben.
Bezahlten Überstunden?
Wir planen unsere Projekte aus langjähriger Erfahrung und können benötigte Zeiten gut abschätzen. Überstunden werden grundsätzlich nicht einkalkuliert – dennoch ist Flexibilität erforderlich. Sollte einmal Mehrarbeit anfallen, dann gleichen wir diese nach Möglichkeit mit freien Tagen aus.
Kletterwand, Baumhaus, Sterne-Kantine – was gibt es bei Ihnen an außergewöhnlichen Incentives für Mitarbeiter?
Bei uns gibt es neben Getränken, Obst und Kaffeespezialitäten diverse Formate für Teamevents, beispielsweise Teamfrühstück und Cake-Breaks (richtig gelesen), jährliche Firmenevents, weiterbildungsspezifische Lunch & Learns und gerne auch die ein oder andere gemeinsame Aktion abseits der Arbeit. Sei es beim Feierabendbier oder bei der gemeinsamen Teilnahme am Firmenlauf oder Fußballturnier.
Wie erfassen Sie die Mitarbeiterzufriedenheit? Welche Ihrer Errungenschaften sind den Mitarbeitern besonders wichtig?
In erster Linie durch regelmäßige Mitarbeitergespräche. Die Zufriedenheit bekommen wir am besten mit, indem wir in ständigem Dialog bleiben. Von neuen Mitarbeitern holen wir uns während des Onboarding-Prozesses ganz gezielt mehrmaliges Feedback. Hier ist der Blick noch "frisch" und Gutes wie auch Verbesserungswürdiges werden unvoreingenommen aufgedeckt.
Hand aufs Herz: Wie hoch ist bei Ihnen die Frauenquote?
53 Prozent.
Und wie ist die Quote bei den Mitarbeitern über 45?
14 Prozent.
Unter-25-Jährige?
9 Prozent.
Wie lange bleibt ein Mitarbeiter im Schnitt?
Wir haben eine gute Mischung aus neuen und langjährigen Mitarbeitern, die teilweise sogar seit Gründung 1994 bei uns sind. Auffallend oft haben wir Kollegen, die nach einigen Jahren zu uns zurückkehren und die neu gesammelten Erfahrungen einbringen. Darauf sind wir besonders stolz. Eine exakte Zahl haben wir nicht, jedoch sind wir mit ungefähr fünf bis sechs Jahren durchschnittlicher Betriebszugehörigkeit deutlich über dem Branchenschnitt.
Clean-Desk-Policy oder ganz persönliche Schreibtische? Wie steht Ihre Agentur zu dem Thema?
Der eigene Arbeitsplatz ist etwas sehr Individuelles, weshalb wir nichts von irgendeiner Desk-Policy halten. Allerdings haben wir keine Einzelbüros, sondern leben Offenheit und Transparenz auch in unseren Räumlichkeiten. Ordnung muss daher sein, benötigt aber auch – in Maßen – kreatives Chaos.
Wie stehen Sie zur internen Offenlegung aller Gehälter im Unternehmen?
Das wird bei uns nicht praktiziert. Stattdessen gehen wir in den Dialog, zahlen fair und honorieren individuelles Tempo, sowie die Leistung und das Engagement des Einzelnen.
Dann wollen wir natürlich wissen: Was verdient ein Junior bei Ihnen im ersten Jahr?
Das verraten wir gerne im ersten Kennenlerngespräch. So viel aber: Es hängt vom bisherigen Erfahrungshintergrund ab. Manche haben bereits etwas mehr Erfahrung, waren beispielsweise vorher innerhalb eines Praktikums bei uns oder haben ihre Thesis bei uns verfasst, und das schlägt sich natürlich auch beim Gehalt nieder. Unabhängig von Erfahrung bieten wir in jedem Fall einen direkten Einstieg ins Projektgeschehen, Verantwortung und die Möglichkeit, daran zu wachsen.
Mehr Agenturporträts, unter anderem von Jung von Matt, Scholz & Friends und Serviceplan, finden Sie in unserem Dossier Arbeitswelt Agenturen.
Mehr zum Thema Gehalt in Agenturen lesen Sie in unserem Dossier Gehaltscheck.
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