Impfpflicht:
#pflegteuchdochselbst: Pflegekräfte wütend auf Twitter
Nach dem Corona-Gipfel von Bund und Ländern sollen neue Regelungen auf den Weg gebracht werden. Darunter auch eine Impfpflicht für Pflegeberufe. Dies führt auf Twitter zu einer hitzigen Debatte.
Bund und Länder haben sich bei ihren Corona-Beratungen zum Schutz von vulnerablen Gruppen auf eine Impfpflicht für Beschäftigte in Krankenhäusern, Pflege- und Behindertenheimen sowie bei mobilen Pflegediensten geeinigt. "Es gibt die klare Ansage, dass wir für eine Impfpflicht sind für Berufsgruppen, die in solchen Einrichtungen arbeiten", so Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD). "Wenn wir heraus wollen aus diesem Alptraum, dann läuft dieser Ausweg nur über das Impfen. Wir haben uns gegenseitig versichert, dass die Impfangebote noch einmal deutlich ausgeweitet werden."
Der Beschluss einer Impfpflicht für spezielle Berufsgruppen ist also da, muss allerdings erst noch juristisch abgesichert werden. Kanzlerkandidat Olaf Scholz (SPD) sagte dazu, das Startsignal sei gesetzt. Es solle aber ein reguläres Gesetzgebungsverfahren geben.
Emotionale Diskussion in den sozialen Netzwerken
Doch bereits im Vorfeld hatten Berufsorganisationen vor der Einführung einer Impfpflicht und einer damit einhergehenden Verschärfung des Pflegenotstandes gewarnt. Eine Impfpflicht könne als Repressalie aufgefasst werden: "Der Schuss kann nach hinten losgehen", so Winfried Hardinghaus vom Deutschen Hospiz- und Palliativverband gegenüber dem ZDF.
Die Befürchtungen scheinen berechtigt: So zeigt sich die gesellschaftliche Spaltung beim Thema Impfpflicht auch auf Twitter – hier kochen die Emotionen unter dem Hashtag #pflegteuchdochselbst seit Bekanntwerden des Beschlusses von Bund und Ländern hoch, es wird massive Kritik geäußert. In zahlreichen Tweets melden sich Pflegekräfte, die angeben, ihren Job kündigen zu wollen.
Man wolle sich nicht erpressen lassen, Pflegekräfte fühlten sich nicht erst seit der Pandemie im Stich gelassen und litten unter schlechten Arbeitsbedingungen und miserabler Bezahlung. Die daraus resultierende Frage, ob Deutschland es sich leisten könne, unter diesen Umständen noch mehr Pflegekräfte zu verlieren, steht ebenfalls zur Debatte:
Doch auch Gegenstimmen werden laut: Den Pflegekräften, die auf Twitter ihre Kündigung androhen und die sich gegen eine Impfpflicht einsetzen, wird Empathie abgesprochen und vorgeworfen, nicht für den Pflegeberuf geeignet zu sein:
Es wird auch darüber gemutmaßt, ob der trendende Hashtag #pflegteuchdochselbst nicht sogar eine Kampagne der Querdenkerszene sei:
Steht nun der #Pflexit bevor?
Bei aller Diskussion um die Impfpflicht ist eines jedoch klar: Der Mangel an Fachkräften in der Pflege besteht nicht erst seit Beginn der Pandemie, die diesen Zustand allerdings nun mehr als deutlich macht und den sogenannten "Pflexit" möglicherweise befeuert. In den vergangenen Monaten hatten Pflegekräfte immer wieder mit Aktionen in den sozialen Netzwerken, auf Demonstrationen und in Petitionen auf ihre Lage aufmerksam gemacht. Man wolle nicht länger der Sündenbock für die politischen Versäumnisse sein:
Laut einer Umfrage von Infratest dimap im Auftrag des NDR Niedersachsen sprechen sich 65 Prozent der Bürgerinnen und Bürger in Niedersachsen (65 Prozent) für eine allgemeine Impfpflicht für Menschen ab 18 Jahren aus.