TechTäglich:
iPhone-Kinder-App lockte in türkisches Casino
Vor dem Mittagessen die wichtigsten Meldungen des Tages – das ist TechTäglich, die Technik-Kolumne von W&V. Heute mit der Kinder-App, die in ein türkisches Casino lockte, und einem exklusiven App-Song von Arcade Fire.
iPhone-Kinder-App lockte in türkisches Casino
Kinder, Kinder! Diese Anwendung sorgt für Aufregung im App Store: Eigentlich verbietet Apple Glücksspiel-Apps. Die Macher des Games "JungleRunner 2k21" flogen unter dem Radar und haben die Kontrolleure in Cupertino ausgetrickst: Das angebliche Spiel für Kinder war im App Store als "ab 4 Jahren geeignet" gekennzeichnet. Es leitete Nutzer aber in ein türkisches virtuelles Casino um, wenn VPN über Server in der Türkei, Italien oder Kasachstan aktiviert war. Zocker konnten echtes Geld setzen. Die digitalen Zahlungen liefen nicht über Apples hauseigene Systeme, wurden daher also nicht entdeckt. Der Twitter-User Kosta Eleftheriou, der sich zum Spezialisten für das Entdecken von Fake-Apps entwickelt hat, deckte den Vorfall auf Twitter auf. Erst auf seine Tweets reagierte Apple. Die Anwendung verschwand nun aus dem US-App-Store. Unklar ist weiterhin, wie die Casino-Betreiber Apple überlistet haben. Der Fall dürfte aber gerade jetzt ungelegen kommen: Tim Cook verteidigt gerade den App Store in den Medien und will keine iOS-Apps außerhalb des Stores und auch keine Bezahl-Alternativen. Dabei argumentiert er immer mit der Sicherheit der Nutzer. Cook hatte gerade, kurz vor dem Prozess gegen Epic Games im Mai, eine Verteidigungsrede für den App Store gehalten. Dabei wehrte sich Apples CEO gegen Bezahl-Alternativen sowie die Forderung der EU und einer Entwickler-Allianz, dass iOS-Apps auch außerhalb des App Stores laufen müssten. Cook begründete, Nutzer hätten nur im App Store maximale Sicherheit. Was die Kinder-Casino-App konterkariert...
Neuer Song von Arcade Fire nur als Abo
Fans der Band Arcade Fire müssen jetzt ganz tapfer sein: Das Werk der Gruppe ist nicht über die handelsüblichen Streamingdienste erhältlich. Die Band hat ein neues Geschäftsmodell entdeckt: Der XXL-Song lässt sich ausschließlich über die Meditations-App Headspace anhören, dazu wird ein "Headspace"-Abo vorausgesetzt. Im Store kommt die Anwendung auf fünf Sterne im Schnitt – bei über 55.000 Bewertungen. Nach Abschluss eines monatlichen oder jährlichen Abos bietet die App geführte Meditation zur Entspannung und zum mentalen Ausgleich an. Außerdem liefern die Entwickler Geräuschkulissen für besseres Einschlafen. Unter der Rubrik "New Focus Music" befindet sich der Song der bereits Grammy-prämierten Band Arcade Fire. Wieviel "Headspace" für die Exklusivrechte an der neuen Komposition "Memories In The Age Of Anxiety" gezahlt hat, ist unbekannt. Immerhin: Der Track ist satte 45 Minuten lang, eignet sich also bestens für Arbeitssessions am Computer oder beim Lesen. Das Abo von Headspace kostet monatlich 12,99 Euro bzw. 57,99 Euro, wenn für zwölf Monate im Voraus gezahlt wird. Die ersten sieben Tage sind gratis. So gesehen können echte Fans nach einem Hör-Monat kündigen und haben für den Exklusiv-Song ihrer Lieblingsband etwa soviel gezahlt wie für eine CD. Mutige YouTube-User haben den Track bereits als Audio-Datei veröffentlicht, allerdings mit dem Hinweis, dass sie nicht die Rechte daran besitzen. Abwarten, wie lange die Band da mitspielt!
Erfinder des PDF ist tot
Im Alter von 81 Jahren ist mit Charles Geschke einer der größten Tech-Pioniere der Neuzeit verstorben. Geschke hatte mit einem Kollegen das Unternehmen Adobe gegründet. Das 1982 gestartete Softwarehaus entwickelte populäre Programme wie Photoshop, Premiere, InDesign, Acrobat oder Flash. Geschkes Erfindergeist ist auch das PDF (Portable Document Format) zu verdanken – Standard seit 1993. Der Tod von "Chuck", wie ihn Freunde nannten, sei "ein großer Verlust für die gesamte Adobe-Gemeinschaft und die Technologiebranche, für die er über Jahrzehnte ein Wegweiser und Held war", erklärte der amtierende Adobe-CEO Shantanu Narayen in einer internen Unternehmensmail. Seine Software-Ideen seien "revolutionär, radikal und neu" gewesen. Im Jahr 2000 war Geschke, der in Los Altos (Kalifornien) lebte, offiziell in Rente gegangen. Bis 2020 gehörte er aber noch dem Adobe-Vorstand an. Geschke galt als Wohltäter, der soziale Organisationen und Universitäten bis zu seinem Tod mit Millionenbeträgen unterstützte. 1992 hatte Geschke traurige Berühmtheit erlangt, weil ihn zwei Männer aus seinem Büro entführt hatten und vier Tage gefangen hielten. Dann enttarnte die Polizei die Entführer und sicherte die 650.000 US-Dollar Lösegeld. Geschke war seit 1964 mit seiner Frau Nancy verheiratet. Das Paar hat drei Kinder.
IFA 2021 real statt digital
Optimisten am Werk! Die Internationale Funk-Ausstellung, kurz IFA, soll in diesem Jahr trotz Corona nicht digital stattfinden. 2020 wurde noch eine virtuelle Special Edition im kleinen Rahmen gestreamt. Die nächste (und damit echte) Show auf dem Berliner Messegelände in Charlottenburg wird vom 3. bis 7. September stattfinden. In der Ankündigung heißt es, dass es sich um ein "reales" Event handeln werde – Online-Livestreams werden (erst einmal) ausgeschlossen. Laut den Veranstaltern herrscht bei den potenziellen Teilnehmern reges Interesse. Die Flächen sind bereits zu mehr als 80 Prozent ausgebucht. Und die Macher planen neue Events: Neben der Tech Up for Women Conference und der Berlin Photo Week gelten die Keynote, die IFA Next für Innovatoren sowie das Projekt SHIFT Mobility – the Future of Mobility als Highlights. Auf Corona-Schutzmaßnahmen soll besonders geachtet werden. Konkrete Details zur Umsetzung gibt es noch keine. Interessant wäre, unter welchen Auflagen die Teilnahme möglich ist oder wie viele Teilnehmer zugelassen werden. Hier das Recap 2020 im Video:
Houston, wir haben KEIN Pizza-Problem!
Mahlzeit! In der texanischen Stadt Houston haben sich jetzt die Pizzakette Domino's und die Ingenieure des Lieferroboters Nuro R2 zusammengeschlossen: Ein kleines Roboter-Auto liefert die Pizza nach Hause. In einer Testphase steht das batteriebetriebene Fahrzeug ausgewählten Kunden, die in der Houston Avenue 3209 wohnen, ab sofort zur Verpflegung, äh, Verfügung. Bestellt wird ganz simpel auf der Website von Domino's. Entweder liefert ein realer Mensch oder der R2. Für letzteren Fall sendet Domino's eine SMS an den Kunden mit einem speziellen Code. Alles Käse? Von wegen. Die Pizza-Kette gilt als Vorreiter des Robo-Service; schon 2016 wurden erste Pläne entwickelt. Auch Pizza-Drohnen von Domino's wurden bereits getestet. Vom Himmelhoch her kam Pizza in den Niederlanden: Die Drohnen flogen über Strände und landeten neben den Handtüchern der Sonnenanbeter. 2017 charterte die Kette selbstfahrende Ford-Fahrzeuge für die Auslieferung. Und jetzt also die Roboter-Autos: Houston, wir haben kein Pizza-Problem...
Damit wünsche ich einen appetitlichen Montag. Bis morgen bei TechTäglich!