Keine Satire!:
heute-show schickt EU-Politiker Sonneborn in Zwangspause
Nur ein kurzer "heute-show"-Auftritt sei dem Spaß-Politiker noch gegönnt: "Das ZDF wird für die Dauer der Tätigkeit von Herrn Sonneborn im Europäischen Parlament nicht mit ihm zusammenarbeiten."
Der Wahlsieg der Satire-Vereinigung von Ex-"Titanic"-Chefredakteur und ADC-Ehrenmitglied Martin Sonneborn hat ein Nachspiel: So lange er für Die Partei in Brüssel sitzt, hat Sonneborn Sendepause in der ZDF-"heute-show". Noch ein kurzer TV-Auftritt im Zweiten sei ihm gegönnt: "Das ZDF wird für die Dauer der Tätigkeit von Herrn Sonneborn im Europäischen Parlament nicht mit ihm zusammenarbeiten. Die 'heute-show' wird Herrn Sonneborn morgen noch in einer MAZ verabschieden, bevor er am 1. Juli sein Mandat aufnimmt", heißt es aus Mainz auf Anfrage von W&V Online.
Die-Partei-Chef Martin Sonneborn wollte sein errungenes Mandat nur kurz annehmen und ein Rotationsprinzip für den Abgeordnetenposten einführen, nach dem alle 30 Tage gewechselt wird. Und Brüssel dabei ordentlich schröpfen. Motto: "Das Ziel ist Rücktritt." An den von EU-Politikern anderer Parteien heftig kritisierten Plänen hält er fest, 60 Mitglieder sollen ausrücken. Ob der Rotationsplan aufgeht und Sonneborn wirklich schnell zurückkehrt – unklar. Wie aus der Äußerung des Zweiten hervor geht, steht dem Saitre-Mann der Weg zurück zur "heute-show" ins Team um Oliver Welke offen.
Die Unterstützung für Sonneborns Spaßpartei war groß: Sogar von seriösen Medien hatte Die Partei kurz vor der Wahl noch Wahlhilfe erhalten. Sowohl die "Wiwo" als auch die "Huffington Post" hatten beide eine Empfehlung für die Sonneborn-Partei ausgesprochen. Auch der Wirbel um den abgelehnten Wahlspot beim ZDF dürfte nicht unerheblich zu einem größeren öffentlichen Interesse für die Vereinigung geführt haben.
Das Personal, das parteiintern zur Verfügung steht, rekrutiert sich auch aus Teilen der "Titanic"-Redaktion. Laut der Website von Die Partei sind drei Verlagsmitglieder und der ehemalige "Titanic"-Chefredakteur Leo Fischer im siebenköpfigen Vorstand. Auch sonst sind das Presseorgan und die politische Vereinigung eng miteinander verknüpft: Ein Wahlkampfspot, den das ZDF nicht senden wollte, hatte eindeutig mehr Werbung für die "Titanic" als für Die Partei gemacht.
Sonneborn arbeitet neuerdings auch für den "Spiegel" und soll dort eine Satirekolumne schreiben. Vertreten ist er auch mit "SPAM" bei Spiegel Online. Dass er diesen Job ruhen lassen könnte, ist Äußerungen der Hamburger vom Donnerstag nicht zu entnehmen.
Mit folgendem Wahlspot war Die Partei auf Wählerfang gegangen:
"heute-show"-Fans werden sich wohl wünschen, dass Sonneborn den geplanten Schnelldurchlauf im EU-Parlament hinbekommt und nach der Sommerpause der ZDF-Sendung ab Herbst wieder mit von der Partie ist. Legendär sind seine Einspieler in der preisgekrönten Satire-Sendung des ZDF. Hier ein schönes Beispiel, als der "Titanic"-Geübte einen PR-Mann der Deutschen Bank auflaufen ließ ...