dpa rutscht wegen des Berlin-Umzugs in die Verlustzone
Erstmals in der Geschichte ist die Deutsche Presse-Agentur 2009 in die Verlustzone geraten. Verantwortlich hierfür ist der Umzug der Redaktionen von Hamburg und Frankfurt nach Berlin. Auch 2010 wird die Agentur die Ertragswende nicht schaffen.
Der Umzug der Redaktionen aus Hamburg und Frankfurt nach Berlin hat bei der Deutschen Presseagentur (dpa) tiefe Spuren im Ergebnis hinterlassen. Erstmals in der Geschichte hat die führende deutsche Nachrichtenagentur einen Verlust erwirtschaftet. Der Jahresfehlbetrag lag im vergangenen Jahr bei mehr als 3,8 Millionen Euro. "Die Belastungen aus dem Umzug betrugen 7,7 Millionen Euro“, erklärt Malte von Trotha, Vorsitzender der dpa-Geschäftsführung. Trotz der Verluste verfüge die Agentur aber über ein "solide Basis“, betont er. So bewege sich die Eigenkapitalquote bei 55 Prozent. Sie sei "ausgesprochen stabil“, so von Trotha.
Auch im laufenden Geschäftsjahr rechnet der Geschäftführer mit einem Verlust, der aber deutlich niedriger als 2009 ausfallen werde. Als Grund für den Verlust nennt er die hohen Investitionen in ein neues Redaktionssystem, die in diesem Jahr das Ergebnis belasten würden. Dass die Agentur 2009 und 2010 keine Gewinne erwirtschaftet, sei ein "geplantes, abgestimmtes Verhalten“.
Von der Verlagerung der Redaktionen nach Berlin sind 218 Mitarbeiter betroffen. Davon hätten 64 Mitarbeiter den Umzug in die Bundeshauptstadt nicht angetreten. Die in Berlin geschaffene neue Zentralredaktion wird am 15. September offiziell eröffnet. Erstmals seit Gründung der Agentur seien alle zentralen Redaktionen der Agentur unter einem Dach vereint, hieß es. Dazu gehören Wort, Foto, Grafik, Online sowie Audio und Video.
Die dpa-Kunden hielten trotz des verschärften Wettbewerbs durch den Konkurrenten ddp der Agentur die Treue, heißt es. ddp hat den deutschen Ableger der US-Nachrichtenagentur AP geschluckt, um ihr Netz in Deutschland auszuweiten.
Trotz einiger Kündigungen bei dpa im vergangenen Jahr hätten die Unternehmen am Ende ihre Verträge wieder verlängert. Über die Motive der Firmen, weiter bei dpa zu bleiben, wird nichts gesagt. Es habe aber keine Preiszugeständnisse gegeben, heißt es. Zu den Kunden gehören Verlage, Fernsehstationen und Radiosender.