Protest:
Zu wenig Frauen: Journalistinnen kritisieren Medientage
Die Diskussion um mehr Frauen in Führungspositionen scheine an den Medientagen München vorbeizugehen. Das schreiben die Frauen in einem offenen Brief an die Veranstalter. Absender sind die Organisationen BJ Frau, Journalistinnenbund, Pro Quote und Webgrrls.de.
Die Diskussion um mehr Frauen in Führungspositionen scheine an den Medientagen München vorbeizugehen. Das schreiben Journalistinnen in einem offenen Brief an die Veranstalter. Absender der Kritik sind die Organisationen BJ Frau, Journalistinnenbund, Pro Quote und Webgrrls.de. "Mit großer Verwunderung", heißt es da, "haben wir die Ankündigung zur diesjährigen Eröffnung der Medientage München zur Kenntnis genommen". Denn da zählten die Medientage eine Menge männlicher Sprecher auf - darunter Timotheus Höttges (Deutsche Telekom), Moderator Klaas Heufer-Umlauf, Nico Hofmann (UFA Fiction), Wolfgang Link (ProSiebenSat.1 TV), Lutz Marmor (ARD/NDR) und Brian Sullivan (Sky Deutschland) - aber die "einzige Frau, die im Rahmen der Eröffnungsveranstaltung auftreten wird, ist die bayerische Wirtschaftsministerin Ilse Aigner", so die Journalistinnen. "Die Besetzung der übrigen Gipfel und Podien lässt in Bezug auf weibliche Teilhabe nichts Besseres erwarten – denn der Anteil der Podiumsteilnehmerinnen beim größten deutschen Medienkongress liegt leider seit Jahren konstant bei weit unter 20 Prozent." (Auch in diesem Jahr knapp darunter - siehe ganz unten.)
Die Medientage München reagieren auf den offenen Brief. "Wir begrüßen eine starke Rolle von Frauen in der Medienbranche und wünschen uns einen höheren und ausgewogeneren Anteil von weiblichen Entscheidern in der Medienbranche sowie auf Diskussions- und Branchenforen wie den Medientagen München. Übrigens ist das Thema Frauen in den Medien auch in unserem Programm 'Frauen in Männerdomänen' vertreten – gerade mit dem speziellen Bereich der Sportberichterstattung."
Um die Vorwürfe zu entkräften, nennen die Medientage die hochkarätigen Expertinnen, die auf der Veranstaltung vertreten seien: Für den TV-Gipfel habe man "mit Shahrzad Rafati, Broadband TV, eine sehr renommierte Expertin eines internationalen Medienunternehmens gewinnen" können. "Die Tagesmoderation für Mittwoch, den 22. Oktober, und damit auch für die Eröffnungsveranstaltung, übernimmt in diesem Jahr die Fernseh- und Radiomoderatorin Jeannine Michaelsen", teilen die Medientage weiter mit. 60 weibliche Expertinnen seien als Referentinnen auf den Podien dabei; von rund 80 Panels seien 55 auch mit weiblichen Teilnehmern besetzt. "Und der hochkarätige Content-Gipfel, die Abschlussveranstaltung der Medientage München, ist mit drei Herren und drei Damen besetzt."
Den Journalistinnen dagegen erscheint das offenbar nicht ausreichend. Medienvertreterinnen kämen, so die Verfasserinnen, bei den Medientagen kaum vor. "Daran ändert auch die Tatsache nichts, dass mit Miriam Meckel und Ines Pohl zweimal eine Frau die 'Elefantenrunde' zum Start moderieren durfte – denn die Elefanten bleiben fast ausnahmslos männlich. Die seit Jahren virulenter werdende Diskussion um mehr Frauen in Führungspositionen, nicht nur, aber auch in den Medien – an den Medientagen München scheint sie vorbeizugehen."
Die Medienfrauen fordern eine paritätische Besetzung der Podien. Denn die Frauenvertreterinnen "haben keine Lust mehr auf Männer, die glauben, die (Medien-)Welt erklären zu können. Dabei fehlen die abweichenden Meinungen, die anderen Rollenbilder, der weibliche Blick aufs Geschehen. Übrigens gibt es auch unter Männern schon viele, die das genauso sehen und ungern an einseitig besetzten Panels teilnehmen."
BJ Frau, Journalistinnenbund, Pro Quote Medien und Webgrrls.de wünschen sich von den Veranstaltern, am Aufgebot noch für dieses Jahr Änderungen vorzunehmen.
Die Medientage München werden von 22. bis 24. Oktober im ICM/Messe München stattfinden. Auf der offiziellen Liste der Referenten und Teilnehmer stehen 57 Frauen - und 265 Männer.