Zeitungskrise in Nürnberg:
Zu hohe Verluste: Oschmann will sich von "Abendzeitung" trennen
Findet sich in den nächsten Wochen kein neuer Investor, steht die Nürnberger "AZ" vor dem Aus - bereits am Monatsende müssen erste Mitarbeiter gehen.
Gunther Oschmann sucht nach einem neuen Investor für die "Nürnberger Abendzeitung". In den vergangenen Jahren habe das Blatt, dessen Alleingesellschafter er ist, Verluste in Millionenhöhe eingefahren, 7.000 Euro soll Oschmann Insiderberichten zufolge zu jeder der täglichen Ausgaben beisteuern, berichtet der Bayerische Journalisten-Verband (BJV).
Sollte die Suche in den kommenden Wochen erfolglos bleiben, drohe dem Boulevardblatt die Schließung. Mindestens 50 Angestellte könnten dabei ihren Arbeitsplatz verlieren, rund die Hälfte davon aus den Redaktionen der "AZ". Zehn befristete Stellen werden nicht verlängert und laufen bereits zum Monatsende aus, heißt es.
Nach der bereits erfolgten redaktionellen Teil-Verschmelzung der "Nürnberger Nachrichten" und der "Nürnberger Zeitung" befürchtet Wolfgang Stöckel mit dem Aus der "Abendzeitung" gleichzeitig ein Ende der Meinungsvielfalt in den Nürnberger Medien. Die Angestellten der "AZ" stünden hinter ihrem Blatt, so der BJV-Vorsitzende. Der abrupten Wegfall der Stellen dürfe nicht erfolgen.
Der anfängliche Elan, den Oschmann vor gut zweieinhalb Jahren bei der Übernahme der Zeitung an den Tag legte, scheint verflogen - damals wurden neue Mitarbeiter eingestellt, das Blatt erhielt ein neues Layout. Der Ableger des Münchner Boulevardblattes sollte stärker regional positioniert werden. Mit zurzeit etwa 10.000 verkauften Exemplaren erfüllt die "AZ" die erwartete Auflage nicht. Oschmann ist es vermutlich leid, immer weiter in das Blatt zu investieren - um aus den roten Zahlen zu kommen, müssten sich 30.000 Exemplare verkaufen.