Zeitungsverlage basteln an Medien für morgen
Amazon-Zeitung, Nachrichtenfester für daheim, crossmediale Kochrezepte und ein Abo-Angebot für Kinder: Beim BDZV-Kongress stellten Zeitungsmacher ihre Digital-Ideen vor. W&V-Redaktionsmitglied Julia Kloft war dabei.
Ansätze für "die Zeitung von morgen“ zu entwickeln, war das Ziel einer Kooperation des Verlegerverbands BDZV und dem Creation Center der Telekom. Mithilfe des Ideenlabors konzipierten zehn Verlagsvertreter verschiedene Ansätze für Verlage und kamen dabei auf über 200 Ideen. Erste Ergebnisse der Zusammenarbeit stellten sie gemeinsam mit Creation-Center-Leiter Raimund Schmolze auf dem BDZV-Kongress in Fulda vor.
Silke Springensguth, Geschäftsführerin von DuMont Net, sprach über die sogenannte "Amazon-Zeitung". Das Amazon-Prinzip "Kunden, die dieses Buch gelesen haben, interessierten sich auch für jenes Buch" hat sie auf die Artikel der Internetseiten des "Kölner Stadt-Anzeiger" und der "Mitteldeutschen Zeitung“ übertragen. So werden die Nutzer am Ende eines Artikels auf weitere für sie potenziell interessante Artikel verwiesen.
Das System generiere diese Auswahl automatisch, nachdem es den Nutzer nach und nach "kennengelernt" habe, erklärte Springensguth. "Wir können die Nutzer dadurch inzwischen fünf mal länger auf der Seite halten.“ In Planung sei zudem, Produktempfehlungen für Artikel aus dem Online-Shop nach diesem Prinzip einzubinden. Zugleich teilte die DuMont-Managerin mit, auch für die Kooperation mit anderen Verlagen offen zu sein.
Als Lieblingsidee bezeichnete Schmolze das "Nachrichtenfenster für daheim“, einen digitalen Bilderrahmen, den Verlage als Abogeschenk anbieten könnten. Über diesen sollen Verlage dem Kunden täglich die Schlagzeilen auf den Bildschirm aber auch individualisierte Werbung schicken können.
Thomas Brackvogel, Geschäftsführer der Südwestpresse Ulm, stellte das einfache aber offenbar erfolgreiche Projekt einer Backzeitung vor. Leser hätten online Backrezepte eingeschickt, die im Anschluss als Zeitung für 2,70 Euro verkauft wurden. Dies habe gezeigt, dass die Kunden relativ stark online orientiert seien, aber "sich gar nicht unbedingt von Print lösen wollen", stellte Brackvogel fest.
Hans-Joachim Fuhrmann, Leiter Kommunikation und Multimedia beim BDZV, sprach stellvertretend für Madsack-Geschäftsführer Andreas Arntzen über die Idee "Artikel@zeitung.de". Leser sollen dabei gegen ein Entgeld Artikel per E-Mail an Freunde verschicken können. Ein weiteres Madsack-Projekt ist eine "Zeitung für Kids", die von einem oder mehreren Verlagen produziert und dann über ein reguläres Zeitungsabo an Eltern verschickt werden soll. Hier arbeitet Madsack mit der dpa und der Hamburg Media School zusammen. Die Idee befindet sich bereits in der Projektphase.