Lesezirkel:
Zeitschriftenvermietung legt zu - und wird digital
Teilen und auf Zeit Mieten liegt im Trend - das stellen nicht nur Carsharing-Anbieter fest, sondern auch die Lesezirkel in Deutschland. Die Verbandsmitglieder steigerten ihre Umsätze - die Werbeeinnahmen allerdings gehen zurück. Dafür gibt es bald eine App.
Teilen und auf Zeit Mieten liegt im Trend - das stellen nicht nur Carsharing-Anbieter fest, sondern auch die Lesezirkel in Deutschland. Die Verbandsmitglieder steigerten ihre Umsätze - die Werbeeinnahmen allerdings gehen zurück. Dafür ist die Digitalisierung ein Thema: Zu einer der vertrieblichen Herausforderungen des Lesezirkels, sagt Günther Hildebrand, Vorsitzender des Verbandes Deutscher Lesezirkel, zählt die Konzeptionierung eines digitalen Geschäftsmodells, das den Printbereich bei Bedarf sinnvoll zu ergänzen vermag. Derzeit wird eine App weiterentwickelt, die sich auf ein digitales Leseangebot von Publikumszeitschriften konzentriert und auf GPS basiert. Damit sollen auf allen handelsüblichen Tablets und Smartphones Titel zugänglich sein.
Im Rahmen des noch laufenden Pilotbetriebes der App wurden 300 Testteilnehmer akquiriert, die dieses Angebot derzeit kostenfrei in Anspruch nehmen. Aufgrund der hohen Anzahl an öffentlichen Auslagestellen, die von den Lesezirkeln mit Print beliefert werden, und des persönlichen Kontakts zu den Kunden geht der Verband davon aus, dass Interessenten im vierstelligen Bereich akquiriert werden können.
An der Front lauert aber schon die Konkurrenz: Das Startup Sharemagazines meldete erst vorige Woche Zuwachs: Die Funke Mediengruppe ist neu an Bord bei dem ortsbasierten digitalen Lesezirkel. Die Sharemagazines-App gibt es für iOS und Android. Das Startup ist seit Anfang 2014 aktiv und arbeitet unter anderem mit den Verlagen Axel Springer, Bauer und Gruners DPV zusammen. Über 140 Magazine und Tageszeitungen bietet die Gratis-App - wer sich anmeldet, hat mit seinem Account in allen Sharemagazines-Locations Zugriff. Die bezahlen für diesen Dienst am Kunden 40 Euro im Monat.
Der Preis für die LZ-App steht noch nicht fest. Der Bezugspreis für eine Lesemappe auf Papier hängt von der Aktualität der Titel ab: Je aktueller sie gemietet werden, desto teurer. Fünf Titel mindestens müssen abgenommen werden.
Für 2015 meldet der Verband ein moderates Umsatzwachstum von 1,2 Prozent auf 182,1 Millionen Euro. Davon entfielen 164,2 Millionen (+ 2,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr) auf die Zeitschriftenvermietung, jedoch nur noch 17,9 Millionen Euro (- 9 Prozent) auf die Lesezirkel-Werbung. Im Berichtsjahr 2015 führte der Lesezirkel 321 verschiedene Zeitschriften (+ 6 gegenüber Vorjahr) mit einer Gesamtauflage von 16.890.947 Exemplaren (IVW I. bis IV. Quartal). Die Ergebnisse der MA Pressemedien zeigten, dass der Lesezirkel Woche für Woche von deutlich mehr als 11 Millionen Personen gelesen wird, im ersten Quartal 2016 sogar gut 12 Millionen.
Hildebrand: "Das Geschäftsmodell des Lesezirkels hat auch mehr als hundert Jahre nach seiner Gründung nichts von seiner Attraktivität verloren und gehört zu den Wegbereitern der modernen Convenience-Bewegung." Das Anzeigengeschäft im überregionalen Bereich sei jedoch angespannt. Hildebrand: "Als belastend für das wirtschaftliche Ergebnis des Lesezirkels müssen zudem die zum Teil massiv und nur mit geringer Karenzzeit erhöhten Abgabepreise einiger Verlage gesehen werden, die nicht unmittelbar an die LZ-Abonnenten weiterzugeben waren." Auf den Umsatz drücken außerdem dem Vorsitzenden zufolge die steigenden Akquisitions- und Zustellkosten sowie die Gewährung von massiven Abonnementsrabatten durch branchenfremde Anbieter im Internet.