Employer Branding, also der langfristige Aufbau bzw. die Pflege einer glaubwürdigen und sympathischen Arbeitgebermarke, findet damit in jeder einzelnen Stellenanzeige statt. Umso erschreckender scheint es, wie fahrlässig in vielen Unternehmen mit diesem Kommunikationskanal umgegangen wird – durch schludrig dahingeschriebene Texte, nicht vorhandene (bis mäßig ansprechende) Optik oder den Verzicht auf essentielle Informationen zu den Alleinstellungsmerkmalen des Arbeitgebers.

Doch auch auf Seiten und Werbetreibenden wird die Personalanzeige bislang sträflich vernachlässigt. Gibt es jedes Jahr unzählige Wettbewerbe zu Kampagnenkonzepten und Anzeigenlayouts auf Produktwerbungsebene, fristen die HR-Inserate noch immer ein Schattendasein. Einzig der VDI-Verlag kürte zuletzt 2008 mit dem „Columbus Personal Anzeigen Award“ herausragende Anstrengungen auf dem Gebiet des Personalmarketing.

Das muss, das wird sich ändern. In Zeiten eines sich weiter verschärfenden Fachkräftemangels kann es sich kein Arbeitgeber mehr leisten, auf eine nachhaltig angelegte Bewerberkommunikation zu verzichten. Und in Zeiten der zunehmend crossmedialen Vernetzung dienen Stellenanzeigen immer häufiger nur noch als „Teaser“ für die eigentliche, auf der Unternehmens-Website hinterlegte Ausschreibung. Damit wird Raum frei für zusätzliche Botschaften. Unternehmen wie Otto, Hilti und Tognum machen bereits heute vor, wie man Personalanzeigen über die konkrete Vakanz hinaus für den langfristigen Ausbau der Arbeitgebermarke nutzt. Mögen sie reichlich Nachahmer finden – die Stellenanzeige kann mehr, als ihr heute noch zugetraut wird.


Judith Stephan
Autor: Judith Stephan

Sie arbeitet seit über zwanzig Jahren im Redaktionsmanagement der W&V. In ihrer Funktion als Chef vom Dienst ist sie vor allem für die Bereiche Termin-, Budget- und Personalplanung sowie für Autoren und Fortbildung zuständig.