
Sascha Jansen:
Wie lange hält sich Heftig?
Viel Headline, wenig Inhalt: Mit diesem Konzept zieht das umstrittene Portal Heftig jede Menge Traffic auf seine Seite. Momentan dürfte das bis zu 20.000 Euro Werbeumsatz im Monat einspielen, schätzt RTB-Experte Sascha Jansen. Doch er bezweifelt, dass das Modell auf Dauer funktioniert.
Lange hatten sie ihre Identität geheim gehalten. Seit gestern aber ist klar, dass Michael Glöß und Peter Schilling hinter Heftig.co stecken. Das umstrittene Online-Portal, das seine Leser mit reißerischen und emotionalen Überschriften lockt, gehört zum Potsdamer Unternehmen DS Ventures. Bisher wies das Impressum monatelang die Briefkastenfirma Spring Surfer in Belize als Betreiber aus.
Diese erste Phase sei ein Experiment gewesen, in dem die Gründer ihre Idee ausprobieren wollten, erklärt Heftig-Sprecher Thomas Huber gegenüber W&V Online. Nun wolle man richtig mit der Seite starten. Neue Mitarbeiter sollen eingestellt, mehr eigene Inhalte erstellt werden. Auch ist vorgesehen, die Quellen zu den Artikeln von nun an genauer auszuweisen.
Ein dauerhafter Erfolg des Online-Portals ist jedoch fraglich: "In Bezug auf die Nachhaltigkeit des Modells sind Zweifel berechtigt", sagt Sascha Jansen, stellvertretender Vorsitzender des Fachkreises Online-Mediaagenturen (FOMA) und Geschäftsführer der zum Omnicom-Netzwerk gehörenden Agentur Annalect. Auch wenn die Seite eine beachtliche Reichweite erziele, nachteilig seien die leicht kopierbare Strategie und die fremden Inhalte.
Jansen hält ebenfalls die wenigen Seitenaufrufe der einzelnen User für ein Problem: Während etwa ein Leser von Spiegel Online durchschnittlich 27 Seiten öffnet, sind es bei Heftig.co nur vier pro Besucher. Schließlich sei nur der Inhalt von Interesse, der via Facebook angeteasert wird. Sämtliche Besucher zieht Heftig.co über das soziale Netzwerk auf seine Webseite. "Heftig ist mit seinem Ansatz solange erfolgreich, wie die programmatisch erzielten Werbeerlöse die Aufwände des Traffic-Zufuhrs durch Facebook übersteigt", sagt Jansen. Er schätzt, dass die monatlichen Werbeerlöse des Online-Portals zwischen 10.000 und 20.000 Euro im Monat liegen.
Zur genauen Finanzierung der Seite äußern sich die Betreiber nicht, auch nicht zu den tatsächlichen Userzahlen. Für September sei allerdings geplant, dass Heftig.co im Rahmen der IVW ausgewiesen wird.