Feneberg und Freshfoods:
Wie ein Allgäuer Supermarkt von Amazon profitiert
Große Supermarktketten fürchten die Gefahren der Digitalisierung. Eine kleiner Player aus Kempten nutzt die Chancen.
Amazon hat für seinen Lieferdienst Prime Now einen weiteren Partner aus dem traditionellen Lebensmittelhandel gefunden. Ab sofort bringt der E-Commerce-Riese Waren der Supermarktkette Feneberg in Münchner Haushalte. Das Sortiment umfasst rund 4000 Produkte, darunter viel Regionales aus dem Allgäu und Oberbayern.
Es ist eine David-und-Goliath-Kooperation: Hier der US-Konzern mit 350.000 Mitarbeitern und 136 Milliarden Dollar Jahresumsatz, dort der inhabergeführte Lebensmittelhändler aus Kempten, der in 76 regionalen Filialen u.a. selbst produzierte Wurst verkauft. Auch gegenüber deutschen Handelsgruppen wie Rewe oder Edeka wirkt das Familienunternehmen wie ein Zwerg. Er sei im Vergleich zu den großen Playern "ein kleiner Krämer aus dem Allgäu", sagte Firmenchef Hannes Feneberg beim Pressetermin mit Amazon-Manager Kai Rühl.
Feneberg sieht die Regionalität aber nicht als Wettbewerbsnachteil, sondern "Kleinheit als Chance". Mit dem Kooperationspartner Amazon erreicht er in München jetzt Kunden, die er stationär nicht bedienen könnte. Amazon wiederum erweitert das Angebot um Produkte lokaler Erzeuger und kann mehr Bio-Lebensmittel listen. "Wir mussten das selber erst lernen", so Rühl. Am Anfang habe man sich bei Amazon Prime Now nur auf schnellstmögliche Lieferung konzentriert. "Lokale Produkte hatten wir zuerst gar nicht auf dem Schirm".
Feneberg regelt die Auslieferung über seine Münchner Online-Tochter Freshfoods. Das Konzept wurde vom Hamburger Digitalberater Christoph Kappes mitentwickelt, der auch die weitere Transformation des Unternehmens begleiten soll.