Mehr als 3000 Leute haben Geld versprochen, meist Summen zwischen 1 und 1000 Neuseeland-Dollar. Bislang vier Geldgeber sind aber auch bereit, jeweils mehr als 100.000 Dollar zu investieren. Die meisten Zusagen kommen selbstverständlich aus Neuseeland, gefolgt von Australien. Aber es sind auch Leute aus Zürich und Berlin dabei.

Auf die Beine gestellt hat die Initiative der ehemalige Pharma-Manager und jetzige Stadtrat Jim O'Malley. "Die Schokoladenfabrik ist schon so lange fester Bestandteil von Dunedins Wirtschaft, wie die meisten von uns denken können. Der Geruch, die Arbeiter, die Anziehungskraft auf Touristen gehören einfach dazu."

Mondelez hingegen verweist auf die Zahlen: 70 Prozent der Waren, die in der Fabrik hergestellt werden, werden ins Ausland verkauft, die meisten nach Australien. Aus betriebswirtschaftlicher Sicht sei es besser, gleich in Australien zu produzieren, wo es mehrere Cadbury-Fabriken gibt. Angesichts der Proteste machte der Konzern aber das Angebot, einige Marken von einer Drittfirma weiterhin in Dunedin herstellen zu lassen.

20 Millionen Euro sind nötig zum Erhalt

Dies war der Moment, in dem O'Malley seine Initiative ins Leben rief. Für den Kauf des Gebäudes und die Fortsetzung der Produktion hält er etwa 20 Millionen Dollar für erforderlich. Ziel ist, erst einmal fünf Millionen Dollar von Kleinanlegern zusammenzubringen. O'Malley legt Wert darauf, dass es sich dabei nicht um Spenden handelt, sondern um Investitionen. "Wir gehen davon aus, dass das ein lohnendes Geschäft wird, und Geld auch wieder zurückfließt."

Aber natürlich ist auch ein bisschen Romantik dabei: das Gefühl, Miteigentümer einer Schokoladenfabrik zu sein. Auf der Facebook-Seite von "Own The Factory" schrieb einer der Geldgeber: "Ich würde es lieben, 0,1 Prozent einer Schokoladenfabrik zu besitzen!"

Es wäre nicht das erste Mal, dass eine solche Aktion in Neuseeland Erfolg hat. Vergangenes Jahr brachten insgesamt 39.239 Menschen übers Internet 2,25 Millionen Dollar (etwa 1,4 Millionen Euro) zusammen, um einen Strand zu kaufen. Der 800-Meter-Streifen auf der Südinsel wurde damit vor dem Kauf durch einen einzelnen Privatmann gerettet. Er gehört nun zum Abel-Tasman-Nationalpark.

Das Schicksal der Fabrik dürfte sich bald entscheiden. Bis zum 21. Juni hat Mondelez den Leuten um O'Malley Zeit gegeben, um ein tragfähiges Angebot zu entwickeln. Diese sind zuversichtlich, dass es gelingen wird. "Wir sind so nahe dran", sagt einer von ihnen. "Wir können die Kakaobohnen schon riechen."


W&V Redaktion
Autor: W&V Redaktion

Es gibt unterschiedliche Gründe, warum Artikel mit "W&V-Redaktion" gekennzeichnet sind. Zum Beispiel, wenn mehrere Autor:innen daran mitgearbeitet haben oder wenn es sich um einen rein nachrichtlichen Text ohne zusätzliche Informationen handelt. Wie auch immer: Die redaktionellen Standards von W&V gelten für jeden einzelnen Artikel.