BLM-Lokalrundfunktage :
Wie Big Data das Radio voranbringt
Wie kann mit Daten das Radioprogramm verbessert werden, welche Vorteile bringt Big Data für die Vermarktung? Wichtige Fragen bei den BLM-Lokalrundfunktagen.
Wie kann mit Daten das Programm verbessert werden, wie können mehr Hörer erreicht werden? Welche Vorteile bringen Daten für die Vermarktung? Das sind die zentralen Fragen, die die Radiobranche bewegen. Das zeigten die Lokalrundfunktage der Medienanstalt BLM in Nürnberg.
Denn Radio - auch im Lokalen - wird zunehmend zu Audio. Wie die aktuelle Funkanalyse Bayern belegt, nimmt die Internetnutzung in allen Altersklassen zu. 26 Prozent der bayerischen Hörer nutzt bereits Webradio, 20 Prozent Musikstreamingdienste.
Zur digitalen Verbreitung tragen nicht nur das veränderte Nutzungsverhalten, sondern zunehmend neue Devices wie Amazons Alexa oder Apple Home Pod bei. Das Smartphone verdrängt immer mehr das Küchenradio und ist der Radiokonsum der Zukunft, so der Tenor. Vorteil für die Radiomacher sind aber nicht nur die zusätzlichen Vertriebswege, sondern vor allem die digitalen Daten, die der Hörer hinterlässt. Mit deren Hilfe lässt sich das Programm optimieren oder die Vermarktung vorantreiben.
Optimierte Inhalte dank Big Data
Nur wenn die Qualität des Inhalts stimmt wird sich Radio gegen die Konkurrenz der Streaminganbieter behaupten können, ist sich Caroline Grazé, Geschäftsführerin Radioplayer auf dem Podium zum Thema New Radio sicher. Der Content müsse relevant sein, denn regionale und lokale Audio-Inhalte – der bisherige USP des Radios - kommen zunehmend auch von anderen Medien.
Um weiter zu bestehen, müssten die Sender ihre Metadaten verbessern, sprich digitalisieren, besonderen, einzigartigen Content generieren, aber auch experimentieren, so Grazé. Beispielsweise die Adserver-Technologie auch nutzen um personalisierte Inhalte auszuspielen. Dem stimmt David Kaiser, Country Manager Germany New Technologies Amazon zu. Wenn Radio die Personalisierung gelingt, wird es das Medium auch in 100 Jahren noch geben, sagte er.
Gut gelungen ist das dem BR: Der öffentlich-rechtliche Sender setzt mit seiner BR 2-App auf eine optimierte und individualisierte Programmgestaltung. Denn die App merkt sich das Nutzungsverhalten des Hörers und passt per Algorithmen die Inhalte an die individuellen Hörerbedürfnisse an. Je öfter die App genutzt wird, desto stärker passt sie sich an den User an, sagt Alexander Schaffer von Bayern 2.
Mit dem Datenschatz sollen aber nicht nur das Programm verbessert und neue Hörer erschlossen, sondern auch Geld verdient werden.
Daten für Werbevermarktung
Stichwort Programmatic Advertising: Eine halbe Milliarde Euro wird im Display-Markt bereits automatisiert gehandelt. Das ist auch für Audio zunehmend interessant. Unter anderem zeigte Frank Nolte, Geschäftsführer des Start-up Waveads im Workshop "Mehr Hörer und mehr Umsatz mit Data und Programmatic", wie Sender Nutzerdaten erheben und weiterverwerten können. Sei es über Cookies oder Registrierungen bei Gewinnspielen, Newsletter-Anmeldungen, Player-und App-Nutzung. Alle Daten können für die Werbevermarktung genutzt werden.
Der Schlüssel ist hier die Hörer-Community, ist sich Jens-Uwe Meyer, Geschäftsführer Innolytics in seinem Vortrag zum Thema "Lerne deine Hörer kennen. Wie Daten Programm gestalten" sicher. Und sei es nur, dass ein Sender den schönsten Hund im Sendegebiet sucht. Schon bilde sich eine Hunde-Community, deren Daten für Tierfutter-Werbung interessant seien, führt er als Beispiel an. Das würde die gesamte Vermarktung umkrempeln. Meyer plädiert dafür, dem Kunden künftig in der Vermarktung Hörer-Communities anzubieten - anstatt kleiner Einzelsender.
Die Zukunft von Radio ist also Audio. "Nur wer auf dem Touchscreen leuchtet, spielt übermorgen als Sender noch eine Rolle", schließt der Programmchef von Radio Bielefeld, Timo Fratz, das Podium.