Neues NRW-Gesetz:
Werbebann? WDR soll Radiospots reduzieren
WDR mit deutlich weniger Radiowerbung? Am Mittwoch entscheidet der NRW-Landtag über diesen Entwurf von SPD und Grünen.
Die Werbezeiten der WDR-Radios sollen massiv beschnitten werden. Am Dienstag haben die Landtagsfraktionen von SPD und Grüne dem Entwurf für die Novellierung des WDR-Gesetzes zugestimmt. Es sieht eine Reduzierung der Werbezeit in den Funkwellen des Senders vor. Sie soll in zwei Schritten erfolgen: Im Jahr 2017 soll die tägliche Werbezeit von jetzt 90 auf 75 Minuten und auf maximal zwei Wellen begrenzt werden, um 2019 in einem weiteren Schritt auf 60 Minuten zu sinken, die nur noch in einem Hörfunkprogramm platziert werden dürfen. Vorbild ist hier das NDR-Modell. Das WDR-Gesetz soll am Mittwoch verabschiedet werden.
"Viele Lokalradios die auf Werbefinanzierung angewiesen sind, befinden sich in einer wirtschaftlich angespannten Situation. Nun können die Lokalradios, ihre Veranstaltergemeinschaften und die sie wirtschaftlich tragenden NRW-Verlage zuverlässig planen", kommentiert der SPD-Fraktionsvorsitzende Norbert Römer das Votum.
Doch die Rechnung der Privatfunker, dass die Werbekunden bei weniger WDR-Werbezeit ihre Spots umschichten, wird nach Meinung von Mediaplanern nicht aufgehen: Wie die W&V in ihrer aktuellen Printausgabe berichtet (EVT: 25. Januar), werden vermutlich eher die jungen Medien profitieren. Crossmedia-Geschäftsführer Holger Zech befürchtet, dass Buchungen ins Internet abwandern. "Die Gefahr ist groß, dass soziale Medien wie Facebook, aber auch Google die Profiteure sein können", so der Mediaprofi. Andere Fachleute befürchten, dass Werbung primär in den digitalen Out-of-Home-Bereich abwandert.
Aus Sicht von WDR-Intendant Tom Buhrow wäre ein Werbebann - naturgemäß - die falsche Entscheidung: "Die geplante Werbereduzierung im Rahmen des WDR-Gesetzes würde einseitig den WDR belasten und damit auch Nordrhein-Westfalen schaden. Sollte der Landtag morgen dem Antrag folgen, müsste der WDR die Einbußen durch entsprechende Kürzungen ausgleichen“, droht der Senderchef am Dienstag nach Bekanntgabe des rot-grünen Entwurfs mit Blick aufs Programm.
ARD-Vermarkter AS&S, dessen größter Gesellschafter die WDR-Sales-Tochter WDR Mediagroup ist, meldet sich ebenfalls besorgt zu Wort. Der Beschluss ziehe nicht nur "schwerwiegende Folgen" für die Werbevermarktung der WDR Mediagroup und die nationale Radiovermarktung der ARD-Werbung nach sich. Er werde "auch nach Überzeugung der Werbewirtschaft - die Gattung Radio nachhaltig beschädigen, nicht zuletzt gegenüber global operierenden Internetkonzernen", heißt es aus Frankfurt. AS&S-Geschäftsführerin Elke Schneiderbanger, die zuvor lange Jahre auf der privaten Seite an der Spitze des privaten Oberhausener Radio NRW stand, betont:
"Dieser Beschluss erweist der gesamten Radiogattung, auch den privaten Radiosendern, einen Bärendienst. In einem Jahr, in dem Radio im harten Wettbewerb mit den anderen Mediengattungen nur mit zurückhaltenden Erlöserwartungen operiert, den Werbekunden massiv essentielle Werbeflächen zu entziehen, offenbart eine gefährliche Unkenntnis des Marktes. Die größte Konkurrenz für die Umsätze der privaten und öffentlich-rechtlichen Radiosender ist das Internet. Freiwerdende Budgets wandern daher im Zweifel zu Google & Co oder werden eingespart. Das ist die Realität."
Eine Einschätzung zum möglichen Werbebann aus Mediasicht finden Sie in der aktuellen Printausgabe der W&V. Abo?
lip/ps