Ecco PR/Newsroom.de:
Wer kommentiert, hat Einfluss
Leserkommentare beeinflussen die künftige Berichterstattung über ein Thema, weiß eine Studie des Ecco-PR-Agenturnetzes in Zusammenarbeit mit Newsroom.de.
Wer Artikel kommentiert, beeinflusst die künftige Berichterstattung über ein Thema. Diese Einschätzung teilen nach wie vor rund 60 Prozent der deutschen Journalisten. Das ist eines der Ergebnisse einer Studie, die das Ecco-PR-Agenturnetz gemeinsam mit dem Journalistenportal Newsroom.de durchgeführt hat. "Insgesamt war und ist die Haltung der Journalisten gegenüber den Leserkommentaren zwiegespalten", heißt es mit Blick auf die Voruntersuchung im Jahr 2011. Immerhin noch 43,8 (2011: 84,3) Prozent der Antwortenden halten demnach die Kommentierungen für eine sinnvolle Ergänzung der Berichterstattung. Gleichzeitig stimmen nur rund 20 (2011: 15,1) Prozent zumindest teilweise der Einschätzung zu, die Meinung der Kommentierer spiegle die Mehrheit der Leser wider.
Die Bedeutung der Kommentare zeigt sich vor allem darin, dass sie in rund 60 (2011: 70) Prozent der Redaktionen regelmäßig besprochen werden. Und das, obwohl nach wie vor rund die Hälfte (51,2 Prozent, 2011: 48,9 Prozent) der Journalisten davon überzeugt ist, dass Leserkommentare in erster Linie nur von denjenigen gelesen werden, die sie auch selbst schreiben. "Unsere Untersuchung zeigt erneut sehr deutlich, dass Unternehmen es sich nicht leisten können, Leserkommentare zu ignorieren. Sie tragen trotz aller Vorbehalte erheblich zur Meínungsbildung in den Redaktionen bei”, kommentiert Lutz Cleffmann, Geschäftsführer von Ecco Düsseldorf/ EC Public Relations GmbH (GPRA) die Ergebnisse.
Etwas hat sich im Lauf der Jahre aber geändert: "Der Ton wird polemischer", wie die Studie festhält. Der Stil der Kommentare sei in den letzten Jahren offensichtlich "weniger sachlich und zum Teil polemischer geworden", heißt es. Gaben 2011 noch 68,2 Prozent der Antwortenden an, die Diskussionen seien in hohem Maß oder überwiegend sachlich, hat sich dieser Anteil auf nur noch 59 Prozent deutlich reduziert. Gleichzeitig ist der Anteil derer, die den Ton als polemisch bezeichnen, von 10,8 auf 16,9 Prozent gestiegen. W&V Online hat sich mit dem Phänomen bereits beschäftigt. Pech für die Pöbler: Wenn die Netiquette fehlt, wird häufiger gelöscht – wie die Grafik veranschaulicht.
"Bemerkenswert ist, dass sich die Diskussionen bei weitem nicht so sehr in soziale Medien verlagert haben, wie manche Experten behaupten. Journalistische Medien sind nach wie vor die Kristallisationskerne der Meinungsbildung”, stellt Bülend Ürük, Chefredakteur des Branchendienstes Newsroom.de fest. Der Anteil der Medien, die ihren Lesern die Möglichkeit zu Kommentaren via Facebook geben, hat sich zwar auf 29,5 (2011: 11) Prozent nahezu verdreifacht, bei der Beliebtheit rangieren Social-Media Kanäle aber noch hinter der klassischen E-Mail. "Hier steht der direkte Kommentar unangefochten an der Spitze der Skala", heißt es. Erstaunlich sei nach wie vor die Abstinenz der Journalisten bei der eigenen Nutzung der Kommentarfunktion, formulieren Ecco PR und Newsroom.de. Die Möglichkeit zum direkten Dialog mit dem Leser wird demnach offensichtlich nur selten genutzt. Gerade einmal 14,3 (2011: 13,1) Prozent der Antwortenden nutzen das Angebot des eigenen Mediums häufig. Hin und wieder betätigen sich dort 28,6 (2011: 25.7) Prozent der Journalisten. Rund 60 Prozent waren und sind dort kaum bis gar nicht aktiv.
Insgesamt haben sich an der Umfrage 328 Journalisten aus verschiedenen Ressorts und Hierarchie-Ebenen beteiligt. Die gesamte Studie kann hier heruntergeladen werden.