Etwas hat sich im Lauf der Jahre aber geändert: "Der Ton wird polemischer", wie die Studie festhält. Der Stil der Kommentare sei in den letzten Jahren offensichtlich "weniger sachlich und zum Teil polemischer geworden", heißt es. Gaben 2011 noch 68,2 Prozent der Antwortenden an, die Diskussionen seien in hohem Maß oder überwiegend sachlich, hat sich dieser Anteil auf nur noch 59 Prozent deutlich reduziert. Gleichzeitig ist der Anteil derer, die den Ton als polemisch bezeichnen, von 10,8 auf 16,9 Prozent gestiegen. W&V Online hat sich mit dem Phänomen bereits beschäftigt. Pech für die Pöbler: Wenn die Netiquette fehlt, wird häufiger gelöscht – wie die Grafik veranschaulicht.

"Bemerkenswert ist, dass sich die Diskussionen bei weitem nicht so sehr in soziale Medien verlagert haben, wie manche Experten behaupten. Journalistische Medien sind nach wie vor die Kristallisationskerne der Meinungsbildung”, stellt Bülend Ürük, Chefredakteur des Branchendienstes Newsroom.de fest. Der Anteil der Medien, die ihren Lesern die Möglichkeit zu Kommentaren via Facebook geben, hat sich zwar auf 29,5 (2011: 11) Prozent nahezu verdreifacht, bei der Beliebtheit rangieren Social-Media Kanäle aber noch hinter der klassischen E-Mail. "Hier steht der direkte Kommentar unangefochten an der Spitze der Skala", heißt es. Erstaunlich sei nach wie vor die Abstinenz der Journalisten bei der eigenen Nutzung der Kommentarfunktion, formulieren Ecco PR und Newsroom.de. Die Möglichkeit zum direkten Dialog mit dem Leser wird demnach offensichtlich nur selten genutzt. Gerade einmal 14,3 (2011: 13,1) Prozent der Antwortenden nutzen das Angebot des eigenen Mediums häufig. Hin und wieder betätigen sich dort 28,6 (2011: 25.7) Prozent der Journalisten. Rund 60 Prozent waren und sind dort kaum bis gar nicht aktiv.

Insgesamt haben sich an der Umfrage 328 Journalisten aus verschiedenen Ressorts und Hierarchie-Ebenen beteiligt. Die gesamte Studie kann hier heruntergeladen werden.


Autor: Petra Schwegler

Die @Schweglerin der W&V. Schreibt seit mehr als 20 Jahren in Print und Online über Medien - inzwischen auch jede Menge über Digitales. Lebt im Mangfalltal, arbeitet in München.