Neue Digitalberufe:
Wer bringt eigentlich Alexa und Siri das Sprechen bei?
Bevor Alexa schlaue Antworten ausspucken kann, hat im Hintergrund ein Conversation User Interface Designer bereits ganze Arbeit geleistet - wie Jonathan Bones von der Agentur Nuuk.
Die Digitalisierung bringt ständig neue Berufsbilder hervor. Eines davon ist das des Conversation User Interface Designers. Er ist quasi der Dolmetscher zwischen Mensch und Maschine und hilft, damit sich die Nutzer von Sprachassistenten gut mit Alexa, Siri und Co verstehen. Sie tüfteln an Lösungen und Apps für unterschiedliche Endgeräte und kommen überall da zum Einsatz, wo Sprache die gemeinsame Kommunikationsebene ist. Jonathan Bones von der Hamburger Digitalagentur Nuuk.
Herr Bones, was macht eigentlich ein CUI-Designer genau?
Die Aufgabe eines Conversation User Interface (CUI) Designers ist es, einen Gesprächsablauf zu entwickeln, bei dem ein Assistenz-System - wie ein Sprachassistent oder Chatbot - ein gewünschtes Ziel möglichst einfach und schnell erreicht.
Der Designer beginnt dabei mit der Skizzierung des sogenannten "Happy Path", den bestmöglichen Weg, den ein Gespräch nehmen kann, um ans Ziel zukommen. Davon ausgehend lassen sich verschiedene "Error Paths" ableiten – sprich Eingaben, die nicht zu den erwartenden Antworten passen.
All diese Inhalte werden in einem CUI-Diagramm zusammengefasst, um alle möglichen Wendungen eines Gesprächs abzudecken.
Was ist der Unterschied zu einem CUX-Designer?
Ein CUI-Designer entwickelt die Funktionalität, denn ein CUI kann grundsätzlich entwickelt werden, ohne dass ein konkreter Nutzer oder eine Zielgruppe bedacht wird.
Der Conversational User Experience (CUX) Designer macht die Konversation erlebbar. Ein einfaches Beispiel hierfür ist die Persönlichkeit eines Assistenz-Systems. Siezt oder duzt der Sprachassistent den Nutzer? Ist der Nutzer jung und benutzt simple Sprache oder erwachsen und werden komplexe Zusammenhänge verstanden? Das sind Fragen, die bedacht werden müssen, um den Nutzer in ein möglichst natürliches und passendes Gespräch zu verwickeln.
Welche Ausbildung braucht man dafür?
Sprache und Abläufe einer Sprache sind Voraussetzung. Natürlich lassen sich VUIs auch mit rudimentären Kenntnissen einer Sprache erstellen, aber verschiedene Facetten wie zum Beispiel Dialekte, Sprichwörter oder Slang einer Sprache können als Muttersprachler deutlich besser erkannt und integriert werden.
Zusätzlich ist ein grundsätzliches technisches Verständnis erforderlich für die Umsetzung in den bekannten Tools wie Dialogflow von Google und StoryWriter von Amazon.
Kann man sich auch selbst weiterbilden, um fit für den Job zu werden?
Definitiv. Sowohl Amazon als auch Google bilden jede Menge Fachartikel, um in dieses Thema zu starten und sich weiterzubilden. Ebenso bietet sich das Portal medium.com an. Hier teilen Entwickler persönliche Erfahrungen in ihrem alltäglichen Umgang mit Conversational Design. Generell ist der Austausch innerhalb der Entwickler-Gemeinschaft sehr groß.
Welche Softskills sind neben den fachlichen Grundlagen wichtig?
"Expect the unexpected". Nutzer fragen beziehungsweise sagen Inhalte, die man so nicht erwartet hat. Iterationen der Konversation und des Sprachmodells sollten folglich Teil jeder Entwicklung sein.
Dementsprechend ist Anpassungsvermögen absolut wichtig. Ebenso ist die Freude an Weiterbildung unabdinglich, auch weil Sprache nicht stagniert, wie uns zum Beispiel das Jugendwort des Jahres aufzeigt.
Ist in diesem Bereich ein Fachkräftemangel spürbar?
Es ist ein neues Feld. Sowohl für den Endkunden als auch innerhalb der Entwicklerschaft. Es bieten sich daher momentan noch jede Menge Möglichkeiten für Quereinsteiger. Allerdings gilt unter dem Gesichtspunkt, dass die Sprache beherrscht werden muss, dass ein deutscher CUI/CUX-Designer nicht so einfach für den französischen Markt arbeiten kann.
Wie sind die Verdienstmöglichkeiten im allgemeinen?
Dadurch, dass dieser Bereich in den Kinderschuhen steckt, spezialisieren sich bisher nur wenige Agenturen auf diesen Bereich. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis auch größere Firmen und Konzerne Stellen in diesem Bereich aufbauen. Daher sollten die bereits jetzt sehr guten Verdienstmöglichkeiten durch die aufkommende Konkurrenz tendenziell noch steigen.
Wie würden Sie die Zukunftsaussichten in diesem Bereich einschätzen?
Wir stehen am Anfang von Conversational Design für den Voice-Bereich. Sprachassistenten in Form von Lautsprechern, allen voran Alexa, haben hierbei innerhalb der letzten drei Jahre einen komplett neuen Markt geschaffen. Der Bereich für den Endkunden wird bereits erschlossen. Die geschäftliche Nutzung - wie in Hotels, Flughäfen oder Krankenhäusern - als auch industrielle Integration - wie der Bedienung von Robotern in Laboren per Sprachbefehl - ist noch komplett unangetastet und bietet jede Menge spannende Möglichkeiten für die Zukunft.