
Weltweite Zeitungsauflage und Werbeerlöse rückläufig
Der Weltzeitungsverband veröffentlicht seine jährliche Erhebung "World Press Trends" zur globalen Lage der Tagespresse. Demnach gingen die Werbeerlöse der Blätter weltweit 2009 um 17 Prozent zurück.
Die weltweite Zeitungsauflage ging 2009 nach mehrjährigem Anstieg wieder um knapp ein Prozent zurück. Pro Erscheinungstag wurden im Vorjahr rund 517 Millionen Zeitungsexemplare verkauft. Die Zahl der erscheinenden Titel stieg hingegen auch 2009 an – mit einem Zuwachs von 200 Zeitungstiteln liegt sie nun bei gut 12400. Die gesamte Menge der frei verteilten Gratistageszeitungen war im Vorjahr um über zehn Prozent rückläufig und beträgt etwa 37 Millionen Exemplare. Die Zahl der Titel fiel von 290 (2008) auf 207 zurück.
Das geht aus der heute in der malaysischen Hauptstadt Kuala Lumpur auf der Konferenz Publish Asia vorgestellten Untersuchung zum globalen Zeitungsmarkt „World Press Trends“ des Weltverbands der Zeitungen und Nachrichtenmedien (WAN-IFRA) hervor. Die Untersuchung wird normalerweise auf dem Weltzeitungskongress veröffentlicht, der 2010 im Juni im Libanon hätte stattfinden sollen. Wegen finanzieller Probleme des Sponsors musste das Event jedoch abgesagt werden.
Nicht nur der libanesische Sponsor, die Zeitung „An-Nahar“, hatte zu leiden. Das Werbegeschäft der Tagespresse war im Krisenjahr 2009 deutlich mehr betroffen als die Auflage: Die Werbeerlöse der Zeitungen gingen 2009 weltweit um 17 Prozent zurück. Doch der Werbemarkt erhole sich und werde 2010 leicht zulegen, zitiert die Erhebung eine Prognose von Zenith Optimedia.
Die Druckmaschinenhersteller, darunter die deutschen Player Heidelberger, Manroland sowie König & Bauer, dürfen derzeit vor allem auf Fernost hoffen: Die größten Zeitungsmärkte weltweit sind Indien mit 110 Millionen verkauften Exemplaren pro Tag, China mit 109 Millionen, Japan (50 Millionen) und die USA (46 Millionen). Deutschland liegt mit knapp 20 Millionen Auflage auf Rang fünf.
Meistverkaufte Tageszeitung ist die japanische „Yomiuri Shimbun“ mit einer Auflage von gut zehn Millionen. Die ebenfalls japanische „Asahi Shimbun“ kommt auf gut acht Millionen. Bei allen weiteren Objekten bleiben die Verkäufe unter vier Millionen. Von den zehn größten Zeitungen weltweit werden gleich fünf in Japan herausgegeben. In Europa liegt mit einer Auflage von über drei Millionen „Bild“ vorn, in den USA das „Wall Street Journal“ mit über zwei Millionen Exemplaren.
Die Einnahmen aus dem Online-Anzeigengeschäft bleiben bislang noch weit hinter den Print-Erlösen zurück – und werden in absehbarer Zeit die Verluste im Printanzeigengeschäft nicht wettmachen können, heißt es in der Erhebung. Darum suchten viele Zeitungen händeringend nach neuen Geschäftsmodellen – wie etwa dem kostenpflichtigen Zugang zu Online-Nachrichten. Potenzial böten auch Elektronische Lesegeräte. Aufgrund der je nach Lichtverhältnissen teilweise eingeschränkten Lesbarkeit und der Stromverbrauch dürften sie allerdings erst mittelfristig zu bedeutenden Erlösquellen werden.
Die Gesamtausgabe der World Press Trends-Studie mit über 1200 Seiten ist ab sofort beim Weltzeitungsverband erhältlich (www.wan-press.org). Die Untersuchung listet Daten zu 230 Zeitungsmärkten weltweit, darunter auch Entwicklungen bei Format und Verkaufspreis von Tageszeitungen, Farbdruck, Medienkonsum, Erlösen aus gestalteten Anzeigen und Rubrikanzeigen sowie der Relation zwischen Einzel- und Abonnementverkauf. Da allerdings nicht überall mit den Maßstäben einer IVW oder einer Media-Analyse geprüft wird, beruhen viele Angaben auf Schätzungen und dienen daher in erster Linie als Trendwerte.