Weltbild wird nach Porno-Vorwürfen verkauft
Die katholische Kirche trennt sich von ihrem Medienkonzern Weltbild. Nach einem Beschluss der bischöflichen Gesellschafter sollen die Verkaufsverhandlungen "ohne jeden Verzug entschlossen aufgenommen werden".
Die katholische Kirche trennt sich von ihrem Medienkonzern Weltbild. Nach einem Beschluss der bischöflichen Gesellschafter sollen die Verkaufsverhandlungen "ohne jeden Verzug entschlossen aufgenommen werden". Dafür zuständig ist der Aufsichtsrat der Unternehmensgruppe, der für die anstehende Transaktion neu zusammengestellt wurde: drei Mitglieder, darunter Aufsichtsratschef Klaus Donaubauer, haben ihre Mandate niedergelegt. An ihre Stelle rücken die Generalvikare der Diözesen München-Freising, Regensburg und Trier. "Kirchliche und soziale Implikationen einer Veräußerung " sollen laut Weltbild "besonders beachtet" werden.
Der anstehende Verkauf der Weltbild-Gruppe dürfte einer der größten Medien-Deals des Jahrzehnts werden. Mit 1,65 Milliarden Euro Jahresumsatz und 6400 Mitarbeitern ist das Unternehmen mit Stammsitz in Augsburg nach Amazon der größte Online-Buchhändler Deutschlands. Die E-Commerce-Plattform der Augsburger übertrifft in Sachen Reichweite sogar noch den deutschen Versandhausriesen Otto. Im stationären Buchhandel betreibt der Konzern gemeinsam mit seinem Partner Hugendubel über400 Filialen. Zuletzt war Weltbild auch ins Tablet-Geschäft eingestiegen.
Bisher ist die Weltbild-Gruppe ein Joint Venture mehrere katholischer Bistümer. Medienberichte über erotische und esoterische Literatur im Verlagsprogramm hatten in den vergangenen Wochen zu massiven Protesten von Katholiken geführt. Am Wochenende hatte sich auch der Kölner Erzbischof Joachim Kardinal Meisner öffentlich für einen Verkauf des Unternehmens ausgesprochen. Die Gewerkschaft Verdi spricht dagegen von einer Kampagne, die "eine Gruppe katholischer Sektierer losgetreten hat" und befürchtet den Abbau von Arbeitsplätzen.
Unterdessen hat sich auch Weltbild-Chef Carel Halff zu Wort gemeldet. Es sei ein "sehr schmerzhafte Moment", zitiert ihn die Katholische Nachrichtenagentur. Der gebürtige Niederländer hat die Mediengruppe seit den 70er Jahren aus bescheidenen Anfängen heraus zu ihrer heutigen Größe geführt, er gilt als Vater eines beispiellosen wirtschaftlichen Erfolges - aber auch als Verantwortlicher für die unheilige Kommerzialisierung der vergangenen Jahre. Halff rechnet mit einem längeren Verkaufsprozess, der sich bis 2013 hinziehen könnte. Dabei sucht die Kirche nach einer verlegerischen Lösung. Finanzinvestoren sollen nicht zum Zug kommen.