
Social TV Summit:
Was Snapchat für TV tun kann
Wer unter 21 ist, lässt Facebook links liegen - und nutzt lieber Snapchat: Beim 5. Social TV Summit der BLM wurde Tacheles geredet.

Foto: BLM
"Facebook ist tot – In meiner Generation macht man sich darüber keine Gedanken mehr." Mit diesem Statement hat die 21-jährige Lisa Sophie, WDR-Moderatorin und Youtuberin, auf dem Podium des 5. Social TV Summits (#stvs16) in München, doch für Unruhe im Saal gesorgt. Schließlich geht es darum, wie klassische etablierte Medien wie TV im Social Web präsent sein können. Aber Sophie sprach für die unter 21-Jährigen, die "Generation Snapchat". Clas Dammann, Teamleiter heute+, setzt dennoch weiter auf den Kanal Facebook - schließlich sei die ZDF-Zielgruppe "21 plus".
Die Jugend dagegen ist über den neuen "Wunderkanal" Snapchat zu ereichen. Das sei eine ideale Ergänzung zu Youtube, sagte Sophie beim #stvs16, den die Münchner Medienanstalt BLM veranstaltete. Tatsächlich liegt hier die Zielgruppe bei 12 Jahren aufwärts. Als eines der ersten Medienunternehmen hat ProSiebenSat.1 Snapchat zur Zuschauerbindung entdeckt: Ein erster Probelauf fand im September 2015 zum Format "Got to dance" statt. 24-Stunden-Live-Berichterstattung, 103 Snaps, 16 Minuten Content, so die Bilanz.
Dieses Investment in einen neuen Kanal kostete das ProSiebenSat.1-Team vor allem Zeit – 15.000 Snapviews waren der Dank. Sie haben das Unternehmen zur Snapchat-Woche inspiriert: Im April chatteten sechs Mitarbeiter über sechs Tage aus sechs verschiedenen Abteilungen über einen gemeinsamen Snapchat-Sender-Account. Am wichtigsten sei das Storyboard, sagte Carsta Maria Müller, zuständige Senior Social Innovation Manager ProSiebenSat.1 Digital. Der Nutzer müsse unterhalten werden und bei der Stange bleiben.
Damit der Content passt, wurden die Mitarbeiter beim Münchner Medienkonzern eigens geschult. Die Kunst dabei: Das Medium ist live und der Inhalt muss authentisch sein, nicht gescripted wie im TV. Insgesamt kamen in der Snapchat-Woche 45 Minuten Content zusammen, 55.000 Snapviews und 7,5 Millionen Markenkontakte, so die Social-Managerin aus dem Hause ProSiebenSat.1. Die Kehrseite: Snapchat bindet viel Zeit und Manpower, bringt aber bisher noch keine Erlöse.
Doch die Fanbindung via Snapchat funktioniert. Ein Beispiel ist der FC Bayern. Der darf zwar aus Lizenzgründen nicht live von den Spielen über Snapchat berichten, lässt aber seine Spieler chatten oder Fans zu Wort kommen. "Wir erreichen mit Snaps einen mittleren sechsstelligen Bereich, unser Ziel ein siebenstelliger Wert", sagte Felix Loesner, Verantwortlicher für Social Media beim Deutschen Meister. Das soll sich auch monetarisieren - und zwar über Sponsoring der Formate, so der Social Media-Manager.
Überhaupt: Die Macht von Live-Videos im Social Web wurde auf dem #stvs16 von keinem angezweifelt. Tipps fürs Gelingen lauteten unter anderem: "Am Ende muss immer was Krasses passieren." Und - wie es Digital-Experte Bertram Gugel formuliert: "Content funktioniert immer dann, wenn er die relevante Zielgruppe erreicht." Über allem stand die Forderung: "Bringe. Geile. Inhalte."
Das gelte auch für Werbung, die sich der Social-Media-Instrumente bedient und im Social Web ausgespielt wird. Davon wusste Bill Browning, Senior Vice President Sky Creative Services zu berichten. "Think big and crazy", lautete sein Appell. Diese preisgekrönte Netzkampagne für den Pop-up-Channel Sky Thrones HD etwa kosteten den Sky-Kreativen nach eigenen Angaben nur die Tickets für sein Team, um die Landschaftsaufnahmen einzufangen:
Wer sich einen Überblick über den Tag, die Redner und die Positionen machen möchte: Dieses Live-Blog begleitete das Event in der Münchner Altstadt.
ko/ps