
Was Absolventen von Agenturen erwarten
"Great Expectations" - Vereinbarkeit von Berufs und Familie - so hieß der Workshop, zu dem Hamburger Kommunikationsfirmen Studierende in die Agenturräume von SinnerSchrader einladen. W&V-Redakteurin Judith Stephan war dabei.
Wie kann ich Beruf und Privatleben sinnvoll kombinieren? Diese Frage stellen sich immer mehr Arbeitnehmer und Absolventen. Denn zunehmend drängen gut ausgebildete Frauen und Männer auf den Arbeitsmarkt, die auch später noch als Mütter und Väter nach Freiräumen in ihrer Karriere suchen. Welche Erfahrungen Werber gemacht haben und was sich Studierende angesichts dieser Problematik erwarten, darum ging es im Work-Life-Balance Workshop von SinnerSchrader und Grabarz & Partner. Gemeinsam mit dem Hamburger Software-Unternehmen Coremedia und dem Career Center der Universität Hamburg diskutierten Agenturmitarbeiter als Role Models mit Absolventen über ihre persönlichen Erfahrungen mit Elternzeit und Wiedereinstieg.
Gleichzeitig formulierten die potenziellen Bewerber in der Veranstaltung „Great Expectations“ offen ihre Vorstellungen. In Gesprächen und Gruppenarbeiten zeigte sich, dass sich die jungen Leute prinzipiell von flexibleren Arbeitszeiten ausgehen, als es viele Agenturprofis bislang gewohnt waren. Denn Home-Office sowie längere Auszeiten, die intensive Agenturphasen ablösen, erhöhten im Gegensatz zur hergebrachten Arbeitsweise die Chance unproblematischer Familienplanung.
„Wir haben im Verlauf der Veranstaltung festgestellt, dass Absolventen und Unternehmen gar nicht so weit auseinander liegen“, sagt Gastgeber Mathias Schrader, CEO von SinnerSchrader. „Damit beide Seiten zufrieden sind, kommt es letztendlich auf einen Kompromiss der Interessen an. Dafür braucht es einen offenen Dialog in vertrauensvoller Atmosphäre. Genau das haben wir erlebt.“ Als Digitalagentur ist SinnerSchrader auf hochqualifizierte Absolventen angewiesen. Daher müssen die Personalverantwortlichen wissen, wie die jungen Menschen ticken.
Anne Jezuita, Geschäftsführerin Finanzen/Partner Grabarz & Partner ergänzt mit ihrem Eindruck: „Unternehmen sind zunehmend dafür sensibel, gewissen individuellen Wünschen zu begegnen. Wenn Mitarbeiter das ihre dafür tun, zum Erfolg des Unternehmens beizutragen.“
„Great Expectations“ Ende Januar war bereits der zweite Workshop , bei dem die Hamburger Kommunikationsfirmen. Unternehmensvertreter und Absolventen abseits von Bewerbungsgesprächen oder Rekrutierungsveranstaltungen zusammen brachten. „Bei ‚Great Expectations‘ geht es um den offenen Austausch. Auf die Idee gekommen sind wir in der Auseinandersetzung mit dem Thema „Digital Natives“, erklärt Vanessa Boysen, Leiterin HR SinnerSchrader, auf HRInside.de.
„Besonders spannend fand der junge Blogger Jörn Hendrik Ast, der ebenfalls den Workshop besuchte, dass in den gesamten Diskussionen mit Arbeitnehmern, Arbeitgebern und potenziellen neuen Mitarbeitern so offen und ehrlich diskutiert wurde. „Einigen Gerüchten und Mythen zufolge arbeitet man in der Werbung ja immer dann, wenn andere frei haben. Aber Schwarzweiß-Malerei sucht man in den Sessions vergeblich, die Atmosphäre war geprägt von einer Offenheit, die eher zur Entzauberung beitrug“, betont der Blogger. Ein Eindruck, den zum großen Teil neben den kompetenten und engagierten Moderatoren, dem HR-Personal der Gastgeber sowie der Professorin Frauke Narjes von der Universität Hamburg, die authentischen Role Models – Agenturler mit Erfahrung in Familienplanung – prägten.
Konrad Köppe, 28, Diplomand und Mitarbeiter bei Elephant Seven, sah das genauso. „Mir hat es sehr geholfen, von Leuten in Führungspositionen und Lebenserfahrung zu hören, welche Faktoren ihr Leben bestimmt haben und wie sie mit bestimmten Situationen umgegangen sind.“ Auch Johanna Aust, 25, Studentin der Informationstechnologie und –gestaltung FH Lübeck, nimmt viele Eindrücke mit nach Hause: „Ich bin ganz erstaunt über die Einsichten, die ich gewonnen habe. Z.B., dass man nicht sein gesamtes Berufsleben durchplanen muss, um zum Erfolg zu kommen, sondern das man auch links und rechts des Weges schauen muss, was auf einen wartet, wo man dann zugreifen sollte im richtigen Augenblick.“