
Kino:
Warum das Kinojahr 2018 so enttäuschend war
2018 erlebte das Kino einen Einbruch. Die Filmförderungsanstalt FFA analysiert die Ursachen

Foto: Zoopalast
Minus 15 Prozent, so die verheerende Bilanz des Kinojahres 2018. Das gilt für Umsatz (893 Mio. Euro) und Besucherzahlen (100 Mio. Besucher). Woran das lag, versucht die Filmförderungsanstalt FFA zu analysieren. Denn die vierwöchige Fußball-WM und der heiße Sommer sind nicht die alleinigen Ursachen für den Besuchereinbruch.
Laut FFA-Analyse waren im vergangenen Jahr fast 40 Prozent aller Deutschen über zehn Jahre einmal im Kino. Vor zehn Jahren besuchten noch 44 Prozent ein Kino. Dabei sank vor allem die Häufigkeit der Kinobesuche. Im Vergleich zu 2017 sogar um 14 Prozent. Statt 4,7 Besuche, fanden nur noch 4,1 Besuche pro Kopf statt.
„Insgesamt können wir feststellen, dass 2018 genauso viele einzelne Menschen ins Kino gegangen sind, sie taten es nur seltener,“ sagt Frank Völkert. „SVoD ist ein zweifellos ein wichtiger Faktor bei der Marktentwicklung, aber es scheint, dass es 2018 vor allem an der Qualität des Filmangebots gelegen hat, das die Menschen seltener als in den Vorjahren in die Kinos gezogen hat.“, so Völkert weiter.
Streaming schadet dem Kino nicht
Am Streaming liegt es allerdings nicht: Mit 37 Prozent Reichweite gingen 2018 immer noch mehr Personen ins Kino, als Personen, die Home-Video-Produkte (34 Prozent) nutzten. Der Wert hat sich zum Vorjahr nicht verändert. Die Home-Entertainment-Nutzer, die ins Kino gehen, bleiben dem Kino mit 69 Prozent auch treu. Und das obwohl die Umsätze von SVoD 2018 um 77 Prozent stiegen.
Und: 55 Prozent aller SVoD-Nutzer sind gleichzeitig Kinogänger. Waren allerdings 2017 noch 23 Prozent der Kinogänger gleichzeitig SVoD-Kunden, hat sich dieser Anteil 2018 auf 28 Prozent erhöht.
Der Kampf um die Freizeit
„Der Wettbewerb um das Zeitbudget der Kinogänger hat sich letztes Jahr verstärkt. Wir sehen aber auch, dass die VoD-Abonnenten zwar nicht mehr so oft, aber nach wie vor ins Kino gegangen sind. Das deutet darauf hin, dass die Hauptursachen für die Rückgänge woanders liegen.“, sagt Völkert.
Also liegt es doch am bescheidenen Filmportfolio. Es fehlten die Blockbuster. Denn besonders bei den Top-Ten-Titeln ging der Umsatz stark zurück. 30 Prozent minus, bilanziert die FFA. Zwei Drittel der Boxoffice-Verluste liegen also am schwächeren Abschneiden der Top-Hits: Kein Film überschritt die Vier-Millionen-Besucherschwelle.
Das soll sich in diesem Jahr ändern. "Avengers: Endgame" hat schon den Anfang gemacht, weitere vielversprechende Blockbuster wie "Men in Black: International", "Der König der Löwen", "ES: Kapitel 2" und letztendlich "Star Wars: Episode IX" stehen in der Pipeline.
3D schwächelt
Vor allem das geringe Interesse an 3D-Filmen mit seinen höheren Eintrittspreisen ist für den Umsatzeinbruch verantwortlich. Hier gab es einen Rückgang um 30 Prozent. 2018 besuchten 8,3 Mio. Personen einen 3D-Film (2017: 10,2 Mio.). 52 Prozent sahen sich 3D-Filme lieber in der klassischen und günstigeren 2D-Variante an. In den Vorjahren war es umgekehrt.
Deutscher Film weitgehend stabil
Die Verluste beim deutschen Film enstprachen den Verlusten des Gesamtmarkts. Jede vierte Eintrittskarte wurde für einen deutschen Film gelöst. Dennoch ging die Zahl der Besucher deutscher Filme um zwölf Prozent auf 12,1 Mio. zurück.
Die FFA-Analyse "Das Kinojahr 2018 - Marktzahlen aus Deutschland" basiert auf dem Individualpanel Media*Scope der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK). Das Panel umfasst 25.000 Teilnehmer. In diesem Jahr sollen die drei Kinobesucherstudien („Der Kinobesucher“, „Der Kinobesucher deutscher Filme“ und „Der Kinobesucher von 3D-Filmen“) in eine Studie zusammengeführt werden.