
ProSiebenSat.1 und Sky:
Warum TV so sehr aufs Streaming setzt
ProSiebenSat.1 hält an Maxdome fest und kauft - wie auch Sky - im Videostreaming zu. Eine Umfrage von Next Media Hamburg legt Gründe offen.

Foto: Maxdome
ProSiebenSat.1 ist die längste Zeit ein reiner TV-Konzern gewesen. Inzwischen ragt zwischen all den Beteiligungen im Online- und E-Commerce-Segment vor allem der Bereich Streaming hervor.
Im vergangenen Herbst etwa beteiligte sich die AG an Pluto TV, einem werbefinanzierten US-Videostreaming-Anbieter mit mehr als 100 linearen Livekanälen. Im Zuge des Deals wanderte Quazer ins Pluto-TV-Team - auch das ein Videostreaming-Angebot, betrieben von der ProSiebenSat.1-Tochter Magic Internet mit mehr als 60 Special-Interest-Channels.
Und jetzt bekennt sich ProSiebenSat.1-Chef Thomas Ebeling - trotz der harten Konkurrenz durch Netflix und Amazon - zur defizitären Streaming-Plattform Maxdome. "Ich bin mir nach wie vor sicher, dass Maxdome als Nummer drei im deutschen Video-On-Demand-Business eine Chance hat", sagte Ebeling dem "Handelsblatt". "Solange ich taktische Synergien sehe und die Verluste überschaubar sind, bleiben wir drin. Ende des Jahres wollen wir mit Maxdome profitabel sein. Das gilt." Grundsätzlich werde die strategische Entscheidung, Maxdome weiter zu betreiben, aber jedes Jahr neu hinterfragt.
Dass es Ebeling mit Maxdome ernst meint, belegt das neueste Investment: Ab sofort gibt es ausgewählte Filme mit der höchsten Audioqualität Dolby Atmos. Stichwort: 3-D-Sound. Damit sei Maxdome der erste Video-Streaming-Anbieter in Deutschland, "der den Heimkino-Abend gemeinsam mit Dolby zu einem einzigartigen Bild- und Klangerlebnis werden lässt", heißt es in der Ankündigung vom Mittwoch. Mit "Transformers - Ära des Untergangs", "Star Trek Into Darkness" oder "Man of Steel" sind erste Blockbuster im Monatspaket mit Dolby-Atmos-Tonspur zu finden.
Warum das Engagement wichtig ist
Das Interesse des "TV-Unternehmens" ProSiebenSat.1 kommt nicht von ungefähr. Oder auch das von Sky: Das deutsche Pay-TV-Unternehmen hat gerade die Schweizer Streamingplattform Homedia übernommen, das mit der Marke Hollystar den größten unabhängigen Anbieter im eidgenössischen Markt darstellt. Die Schweizer OTT-Plattform aus Neuchatel bietet verschiedene Streaming-Dienste via Web, Smart TV, mobil und über diverse Kooperationen an.
Die Zukunft des Bewegtbildkonsums heißt nämlich: Streaming. Laut Experten werden bis 2020 über 80 Prozent des Internet-Datenverkehrs Videoinhalte sein – einen immer größeren Anteil davon stellen Live-Inhalte dar. Beflügelt auch durch die mächtigen Player wie Amazon, die ihre Plattformen mit Fremdinhalten anreichern. Möglich machen dies auch die neuesten Techniken unter anderem im Mobilfunk-Bereich.
Welche Inhalte gefragt sind
Das Ergebnis einer repräsentativen Umfrage, die Statista für Next Media Hamburg durchgeführt hat, lautet: 65 Prozent der Deutschen verfolgen täglich Live-Formate im Fernsehen, Radio oder Internet. 24 Prozent aller Befragten gaben an, circa einmal die Woche Echtzeit-Content zu konsumieren. Gerade in den jüngeren Altersgruppen wird auch dabei verstärkt im Netz konsumiert.
55 Prozent der befragten 18- bis 29-Jährigen gaben an, Live-Berichterstattung im Internet zu sehen oder zu hören (Mehrfachnennung war möglich). Bei den 30- bis 39-Jährigen sind es immerhin noch fast die Hälfte (49 Prozent). Facebook (17 Prozent) liegt dabei als Informationsplattform vor Youtube (13 Prozent) und Twitter (4 Prozent).
43 Prozent wünschen sich demnach mehr Live-Inhalte – hier hat sich ProSiebenSat.1 beispielsweise durch ein neues OTT-Joint-Venture mit Discovery bereits aufgestellt. Gemeinsam wollen die beiden Unternehmen ihre Inhalte auf Smartphones und ins Smart TV schicken. Zumal die Bereitschaft, zusätzlich Geld für Live-Berichterstattung auszugeben, laut der Umfrage vorhanden ist.
Statista fand für Next Media Hamburg zudem heraus, dass das Geld für Sportinhalte am lockersten sitzt. 67 Prozent aller Befragten wären bereit, hier für Live-Berichterstattung in die Tasche zu greifen (Mehrfachnennung war möglich). Gefolgt von Nachrichten (49 Prozent) und – überraschenderweise – Musikkonzerten (48 Prozent).
Wie passend, dass ProSiebenSat.1 mit Starwatch ein eigenes Musiklabel im Haus hat, das hinter diversen Künstlern und Festivals steht.