
Lesetipp:
Warum Schlecky Silberstein das Internet abschalten möchte
Schlecky Silberstein verdient sein Geld mit dem Internet. Und findet vieles daran so schrecklich, dass er das Buch "Das Internet muss weg" schrieb. Jetzt.de hat ihn dazu interviewt.

Foto: Schleckysilberstein.com/Screenshot
"Das Internet muss weg" - ein kerniger Titel für ein Buch, zumal für ein Buch eines Autoren, der seinen Lebensunterhalt mit einem Blog bestreitet. Seit 5. März ist das Buch von Christian Brandes alias Schlecky Silberstein im Handel. Und nimmt die Mechanismen der digitalen Welt, ihre größten Machthaber Google und Facebook und die nahezu süchtigen Nutzer unter die Lupe.
Schlecky Silberstein zufolge verursacht das Internet mehr Probleme als es löse, er nennt etwa Fake News, Hatespeech, steigende Depressionsraten und Onlinesucht, die vor allem Social Media durch gekonnten Einsatz von Belohnungssystemen steigern - weil die Konzerne das brauchen, denn "viel Interaktion generiert viele Daten, und das ist der wertvollste Rohstoff des Internets".
Das Leben im Netz
Das Jugendmagazin Jetzt.de der SZ hat den Autor dazu interviewt. Friedemann Karig konfrontiert ihn direkt mit der Abschaffungsthese, die der Buchtitel formuliert. Und natürlich räumt Brandes alias Silberstein ein, dass das so einfach nicht ist, auch für ihn persönlich nicht. Zum einen lebe er seit zehn Jahren gut davon. Zum anderen sei es Quatsch, das Internet abzustellen: "Die Zivilisation würde zusammenbrechen."
Das macht sein Buch aber nicht zur Farce. Silberstein geht es darum, bewusst zu machen, was im Netz passiert und was es mit den Nutzern macht, sagt er Karig.
"Ich glaube fest daran, dass eine Mündigkeit möglichst vieler Menschen der erste Schritt zur Besserung ist."
Er selbst habe eine "kritische Distanz" zu einigen Netz-Erscheinungen wie Trollen oder dem ständigen Griff nach dem Handy aufgebaut, um geistig gesund zu bleiben.
Die Schattenseiten von Social Media
Fake News: Wut geht viral, sagt Silberstein. "Und wer wütend ist, ist am empfänglichsten für Fake News."
Stress durch Bewertung: Der Facebook-Daumen mache süchtig nach Likes, diese Abhängigkeit erzeugt Stress, lautet Silbersteins These. Der Grund: die ständige Inszenierung und der Vergleich mit Leuten, die alle ein "geileres Leben" zu haben scheinen.
"Wenn Milliarden gemacht werden mit Angeboten, die schlichtweg süchtig machen, ist es Zeit, einzuschreiten."
Der Blogger rät, kontrollierter mit dem Online-Sein umzugehen, sich der Gefahren bewusst zu sein und Skepsis sich selbst und der eigenen Filterblase zu bleiben.
Das Buch: Auf seiner Website kündigt Schlecky Silberstein das Buch mit Text und Video an. Es gehe vor allem darum, Verständnislücken zu schließen (Das Internet muss weg. Verlag Knaus, 16 Euro/E-Book 12,99).
"Im Rahmen dieses Goldrauschs nach handelbaren Nutzerdaten nehmen Google und Facebook gewaltige gesellschaftliche Kollateralschäden in Kauf. Fake News, Hatespeech, Xenophobie, die Rückkehr des Nationalismus, aber auch die Selbstentwertung des Journalismus" - mit diesen Aspekten befasse sich das Buch Punkt für Punkt, kündigt Silberstein im Video dazu an.
Das komplette Interview lesen Sie bei Jetzt.de. Jetzt.de ist das Online-Jugendmagazin der Süddeutschen Zeitung (SZ). Zum Süddeutschen Verlag gehört auch der Verlag Werben & Verkaufen, in dem W&V erscheint.