
Kollaboration:
Warum Markenkooperationen jetzt besonders wertvoll sind
Verantwortung übernehmen und gemeinsam Lösungen suchen, das erwarten Menschen jetzt von Unternehmen. Es ist an der Zeit, sich die richtigen Partner zu suchen. Wie das geht, verrät Digitalexpertin Svea Fina.

Foto: Fina
Unternehmerischer Erfolg fordert zur Stunde mehr denn je flexibles, innovatives Handeln bei gleichzeitiger Wertebeständigkeit und Vertrauensbildung. Ein Drahtseilakt, der nur gemeinsam gelöst werden kann. Während die weltweite Innovationsfrequenz die Unternehmen schon zuvor vor die stetige Aufgabe stellte, sich ständig zu optimieren, digitalisieren, kooperieren, gilt dies jetzt erst recht. Nun wurden die Rahmenbedingungen für alle Teilnehmer, besonders der nicht rein digitalen Geschäftsmodelle von einem Tag zum anderen erschwert oder sogar gestoppt.
Nur zusammen geht es wieder in Richtung Aufschwung. Es ist die Zeit der wertschöpfenden Kollaboration, die durch Innovation und Vertrauen eine überproportionale Wertsteigerung für beide Seiten beinhaltet.
Basis dessen ist eine neue Form von charakterstarkem Leadership: das bedeutet radikaler denn je den Wert der Unternehmen für die Gesellschaft zu kennen und zu vertreten. Wem das nicht gelingt, wird vielleicht kurzfristig profitieren, aber langfristig durch den Vertrauensverlust scheitern.
Weg vom Controlling, hinein in das innovative, kreative Abenteuer
Vergangene Markterschütterungen haben gezeigt: in Zeiten großer Bedrängnis sprudelt die Kreativität! Da aktuell nur wenige Unternehmen im Lockdown überhaupt vertreiben können, ist es nun Zeit für sinnvollen, kreativen Zusammenschluss, quer durch die Branchen oder auch im eigenen Haus.
Die gegenwärtige Disruption rückt den Customer-Centricity-Ansatz noch einmal mehr in den Fokus zukunftsweisenden Handelns. Warum? Alle Menschen weltweit vereint der Anspruch, dass Unternehmen Verantwortung übernehmen und gemeinsam Lösungen finden. Ob nun Apple und Google oder kleinere Unternehmen untereinander.
Die Karten werden neu gemischt
Marken, Unternehmen oder Organisationen empfehle ich nun, den Fokus auf ein wichtiges Fundament menschlicher Beziehungen, nämlich den erlebbaren Gemeinsamkeiten, zu legen. Eine authentische Vision und Kommunikation muss den Konsumenten individuell in seiner aktuellen Lebenswelt erreichen. Dies gelingt durch innovative Markenkollaborationen, die Wahrnehmung und Kontext für die eigene Sache erweitern.
Sowohl ein Crossover mit markenfremden Branchen als auch Kollaborationen innerhalb der eigenen Branche, beide können schlagartig ein Vielfaches an Nutzen für Kunden liefern. Von künstlerisch kuratierten Editionen bis zu virtuellen Concept Stores gibt es hier viele Beispiele, die Markenverantwortliche inspirieren können, um die Zeit des globalen Lockdowns zu gestalten.
MODE & KUNST
Die Fusion von Mode und Kunst eignet sich ideal, um gesellschaftliche Themen neu zu besetzen oder zu unterstreichen. So tat sich zum 30-jährigen Jubiläums des Berliner Mauerfalls das Modelabel Iris von Arnim mit dem Künstler Paul Schrader und dem Concept Store „The Corner Berlin“ zusammen, um einen „1989“-Pullover in limitierter Auflage vorzustellen. Um an die positiven Veränderungen seit dem Fall der Berliner Mauer zu erinnern, lag jedem Pullover ein Passierschein bei, dem Original von damals nachempfunden ist und individualisiert.
MUSIK & MEDIA
Musik und Medien können jetzt in eindrucksvollen Dimensionen kollaborativ die Welt neu verweben. So wie in diesem Monat, als sich Weltstars aus allen erdenklichen Bereichen mit einem spektakulären Online-Event an die Menschen in ihren eingeschränkten Lebenswelten wandten. Die Plattform "Global Citizen" lud unter dem Motto "One World – Together at Home" Stars, bekannte Moderatoren, Sportler, Schauspieler, Politiker, Wissenschaftler und Ärzte ein. Das mehrstündige Event wurde von mehreren führenden Weltmarken zusätzlich gesponsert und auf Youtube ausgestrahlt. Neben den Danksagungen für das Hilfspersonal an vorderster Front wurde natürlich auch Geld gesammelt, um Vereinigungen wie die Weltgesundheitsorganisation (WHO) zu unterstützen.
RETAIL Goes NGO
Armed Angels setzte 2018 mit einem T-Shirt ein beeindruckendes Statement zur Fashion Revolution Week, die jährlich an den schrecklichen Fabrikeinsturz in Savar, einem Stadtteil von Dhaka in Bangladesch, erinnert. Die Katastrophe zog die Aufmerksamkeit der Weltbevölkerung auf die unmenschlichen Arbeitsbedingungen, die hinter der Herstellung vieler Kleidungsstücke stecken. Auf der Rückseite des T-Shirts wurden die Koordinaten des Fabrikstandortes gedruckt, auf die Vorderseite der Appell „It’s on us to …“. Fashion-Influencer wie Dandy Diary oder Sängerin Mogli griffen die Message „Join the revolution“ auf und positionierten sich klar an der Seite des Unternehmens. Der gesamte Gewinn aus dem Verkauf ging an die National Garment Workers Federation.
Meine Checkliste für Kollaborationen:
- Schonungslose Bestandsaufnahme: Was läuft beständig auch im Lockdown? Was ist der größte Wert unter den jetzigen Marktbedingungen? Wer oder was könnte die Performance des Unternehmens komplementär stärken?
- Wahl des Kollaborationspartners: Natürlich ist komplementäre Expertise wichtig und nützlich. Allerdings geht die Übereinstimmung mit markeneigenen Werten und Unternehmensphilosophie vor.
- Keine Angst vor Kommunikation und authentischer betreuter Offenheit. Machen, kommunizieren, kollaborieren ist das Gebot der Stunde.
Keine Kooperation ist keine Option
Eine positive Grundhaltung zur Veränderung bei gleichzeitiger Treue zu den eigenen Werten ist es, die Unternehmen Resilienz verleiht. Jetzt ist die Zeit, längst aufgeschobene Innovationsanreize umzusetzen. Die Zeit der schnellen Performance-Booster ist vorbei. Vertrauen, Respekt und Verständnis für das Gegenüber sind entscheidend. Denn jede Kollaboration soll nicht nur dem Heute und Morgen dienen, sondern als Chance verstanden werden, gemeinsam die Zukunft zu gestalten.
Svea Fina ist Gründerin und Geschäftsführerin von Fina Digital. Die Digital-Agentur mit Sitz in NYC und Hamburg ist spezialisiert in den Bereichen Bereich Digital-Strategie & Content-Marketing. Zu den Kunden gehören weltweit führende Digital-Konzerne ebenso wie mittelständische Traditionsunternehmen.