Google und europäische Verlage beäugen sich bisher eher kritisch. In mehreren europäischen Ländern gibt es Streit um die Darstellung von Verlagsinhalten bei Google News und der Google-Suche. In Deutschland ringt eine Vielzahl von Verlagen darum, ob Google ihnen Geld bezahlen muss, wenn kleine Fragmente ("Snippets") ihrer Artikel in der Nachrichten-Suchmaschine Google News anzeigt werden. Die "FAZ" und die "Zeit" beteiligen sich nicht an der VG Media, die Forderungen gegenüber Google geltend macht. Mehrere Medien sprechen am Dienstag von einem "Pakt" der beteiligten Verlage mit Google.

Die "Zeit" erhofft sich einen engeren Austausch mit dem Internetunternehmen über die Auswirkungen der Digitalisierung. "Die Digital News Initiative kann eine gute Plattform sein, um auf europäischer Ebene in einen Dialog zu treten und Google die europäischen Interessen zu vermitteln", erklärt Geschäftsführer Rainer Esser. Tony Danker vom "Guardian" sagt, er hoffe, dass die Diskussionen in Europa auch zum Google-Hauptquartier in Kalifornien durchdringen werden. Maßstab für den Erfolg sei, ob es tatsächliche Veränderungen gebe, um Journalismus im digitalen Zeitalter zu unterstützen, erklärt Danker, der internationale Geschäftsführer des "Guardian".

Google ist jedenfalls um versöhnliche Töne bemüht. Es gebe verständliche Diskussionen darüber, wie hochwertiger Journalismus im digitalen Zeitalter weitergeführt werden könne, erklärt Carlo D'Asaro Biondo. "Google wird Hand in Hand mit Verlegern und Organisationen arbeiten, um zu helfen, nachhaltigere Modelle für Nachrichten zu entwickeln."

Dazu soll die gemeinsame Arbeitsgruppe dienen, der zu Anfang die acht Gründungsmitglieder der Initiative angehören. Sie wollen sich mit Google darüber austauschen, wie Bedürfnisse von Verlegern stärker in den Produkten des Internet-Konzerns berücksichtigt werden können. Zudem soll es Weiterbildungen für Journalisten geben.

Ein ähnliches Programm zur Finanzierung von Innovation im Journalismus hat Google bereits in Frankreich aufgelegt. Dort stellte der US-Konzern 60 Millionen Euro bereit. Sie sollen unabhängig von der europaweiten Initiative weiterhin ausgezahlt werden. So bekam die Wirtschaftszeitung "Les Echos" aus diesem Topf zwei Millionen Euro zum Aufbau einer Plattform für offizielle Mitteilungen von Behörden oder Unternehmen. Bei der Tageszeitung "Le Figaro" wurde die Entwicklung eines Systems zu Auswertung von Kundendaten mit 1,735 Millionen Euro unterstützt. "Le Parisien" entwarf mit Hilfe von 1,04 Millionen Euro aus dem Fonds ein Bezahlangebot für Lokalnachrichten aus Paris und der Region. Beim Rundfunksender Europe 1 wurde in ähnlicher Größenordnung der Aufbau eines neuen Videoangebots finanziert.

Update: Einige Reaktionen aus dem Journalismus fallen recht kritisch aus. So hat Deutsche Journalisten-Verband (DJV) betont, "dass die Unabhängigkeit des Journalismus und der Berichterstattung dadurch nicht beeinflusst werden dürfe". Es sei zu begrüßen, dass mit dem erheblichen finanziellen Aufwand von 150 Millionen Euro Mittel zur Verfügung stünden, die in moderne und zukunftsfähige Formen des Journalismus fließen könnten. Dennoch seien viele Fragen noch ungeklärt, sagt der DJV-Bundesvorsitzende Michael Konken: "Wer entscheidet darüber, welche Projekte gefördert werden? Und was machen die vielen Verlage, die nicht partizipieren?"

dpa/ps