Lesetipp :
Warum Ex-Spiegel-Mann Mascolo Edward Snowden Respekt zollt
Ex-"Spiegel"-Chefredakteur Georg Mascolo nennt den NSA-Informanten Edward Snowden im Interview mit dem "Journalist" den "bedeutendsten Whistleblower aller Zeiten". Ein Lesetipp.
Georg Mascolo hat in der Zeit nach dem Ende seiner Karriere beim "Spiegel" genutzt und neue Eindrücke unter anderem in Harvard gesammelt. Vor wenigen Wochen hat der frühere Chefredakteur des Nachrichtenmagazins den NSA-Informanten Edward Snowden in Moskau getroffen. Im Interview mit dem Medienmagazin "Journalist", geführt vom Blogger und TV-Mann Richard Gutjahr, sagt Mascolo über diese Begegnung: "Edward Snowden ist der bedeutendste Whistleblower aller Zeiten." Die Haltung des früheren NSA-Mitarbeiters verdiene Respekt. Auf die Frage, ob Snowden sich heute noch einmal genauso verhalten würde, habe er geantwortet: "Ja, das würde ich. Weil ich stolz darauf bin, was ich bis jetzt erreicht habe."
Mascolo sagt, die Aufgabe von Journalisten sei es nun, "alles, was sich noch in dem Snowden-Material befindet und berichtenswert ist, zu veröffentlichen. Und all diejenigen, die jetzt Veränderung versprochen haben, in der Zukunft an ihr Versprechen zu erinnern." Mascolo verweist darauf, dass Bundeskanzlerin Angela Merkel bislang die einzige deutsche Bürgerin ist, die heute schon eine Zusicherung der USA besitze, dass sie nicht mehr abgehört wird. "80 Millionen andere Deutsche warten noch auf ein solches No-Spy-Agreement", so Georg Mascolo im Gespräch mit Gutjahr.
Warum die USA nicht mehr nur Terroristen, sondern auch Journalisten und Informaten zu ihren Feinden erklären, führt Mascolo auf "einen Typus von Whistleblowern" zurück, den es bisher nicht gegeben habe. "Der Whistleblower in der Vergangenheit war jemand, der rief Sie an, machte Ihnen eine Information zugänglich. In seltenen Fällen war es auch mal jemand, der eine bestimmte Menge Papier kopieren konnte. Jetzt erlebt Amerika diesen neuen Typus. Dieser Whistleblower ist in der Lage, innerhalb von kürzester Zeit praktisch das gesamte Innenleben einer Regierung, eines Geheimdienstes, einer Armee öffentlich zu machen. Und das hat mit den ungeheuren technischen Speichermöglichkeiten zu tun", so der Ex-"Spiegel"-Macher.