Warum Bertelsmann immer mehr verdient
Cash-Cow RTL und Gruner+Jahr profitieren von der Erholung der Werbemärkte. Zwei Gründe von mehreren, warum Europas größter Medienkonzern das beste Ergebnis der Unternehmensgeschichte erzielt.
Bertelsmann hat das Geschäftsjahr 2010 mit einem Rekordgewinn von 656 Millionen Euro abgeschlossen. Im Jahr zuvor hat der Konzern gerade einmal 35 Millionen Euro Gewinn erzielt. Der Umsatz verbessert sich 2010 um 4,5 Prozent auf 15,8 Milliarden Euro - bei einer Umsatzrendite von 11,7 Prozent. Vorstandschef Hartmut Ostrowski führt diese Entwicklung auf die "allgemeine konjunkturelle Erholung, insbesondere in den Werbemärkten" zurück.
Die Gründe? Vom starken Wachstum in den westeuropäischen TV-Werbemärkten hat vor allem Cashcow RTL unter TV-Manager Gerhard Zeiler profitiert. RTL fährt bei einem Umsatz von 5,6 Milliarden Euro (plus 8,4 Prozent) 1,1 Milliarden Euro Gewinn ein - nach 806 Millionen Euro im Vorjahr, und erzielt damit fast 20 Prozent Umsatzdrendite. Aber auch die Online-Werbeumsätze sind um 41 Prozent gestiegen. Der nach RTL zweitgrößte Umsatzbringer, der Dienstleister Arvato, steigert den Umsatz um 5,3 Prozent auf rund 5,1 Milliarden Euro und erzielt damit einen Gewinn von 350 Millionen Euro.
Spar- und Umbaumaßnahmen stehen hinter den Zuwächsen in Print. So führen etwa der Verkauf eines Teils des Osteuropa-Geschäfts oder der Umbau des Vermarkters G+J Media Sales im Printgeschäft von Gruner+Jahr zu einem operativen Ergebnisplus von 85 Prozent auf 287 Millionen Euro. Von steigenden Anzeigenerlösen profitieten vor allem starke Marken wie "Gala" oder "Stern". Die in einem Redaktionspool zusammengeführten Wirtschaftsmedien seien zwar "noch nicht profitabel, aber auf einem guten Weg", sagt G+J-Vorstandschef Bernd Buchholz auf der Bilanzpressekonferenz in Berlin. Die Werbemärkte im südeuropäischen Raum und in Frankreich blieben unter Druck, dagegen wächst der Anzeigenmarkt in China zweistellig. Dort und in Indien will Bertelsmann weiter wachsen.
Auch top: Der Buchverlag Random House verbessert sein Ergebnis von 137 auf 173 Millionen Euro - mit Bestsellern wie Stieg Larsson oder Tilo Sarrazins Skandalbuch "Deutschland schafft sich ab". Weltweit würden inzwischen 25.000 E-Books verkauft, die meisten allerdings in den USA. Das Geschäft mit den E-Books hinke in Europa zwei bis fünf Jahre hinter dem US-Markt her, sagt Random House-CEO Markus Dohle.
Schwierig bleibt das Geschäft mit den Buchclubs. Nach Verkäufen in Australien, Italien und Portugal, will Bertelsmann sich auch in Frankreich von dem Direktgeschäft trennen, das dort ein Volumen von 600 Millionen Euro hat. Viel bliebe dann von dem Geschäft nicht mehr übrig, das derzeit noch eine Umsatz von gut einer Milliarde macht.
Weil die Schulden weitgehend abgebaut sind und in den letzten fünf Jahren fünf Milliarden Euro eingespart wurden, ist auch die Investitionskasse wieder gut gefüllt. Ein Milliarde stehen laut Finanzvorstand Thomas Rabe dieses Jahr zur Verfügung. Appetit zum Zukaufen hat Bertelsmann bekanntlich im Musikgeschäft. Warner oder EMI sind Happen, an denen der Musikverlag BMG Interesse hat.
Ostrowski will auch neue Märkte auftun, etwa für Dienstleistungen im Healthcare-Bereich oder im Bildungssektor. Unter Zukaufs-Druck sieht sich Ostrowski aber nicht: "Wir sind bereit zu investieren, wir sehen uns aber nicht unter Druck, überhitzte Marktpreise zu zahlen."