
Mediareports Prognos:
Wann geht die "Generation Fernsehen" in Ruhestand?
Laut Mediareports Prognos könnte es 2020 zur Zeitenwende in der TV-Nutzung kommen - wenn die "Generation Computer" das Ruder übernimmt.

Foto: SevenOne Media
Noch ist TV sehr beliebt. Fernsehen erreicht pro Woche rund 610 Millionen Europäer, ihre TV-Nutzung liegt bei durchschnittlich 3 Stunden und 55 Minuten pro Tag - wie Gattungsinitiativen à la Screenforce errechnen.
Doch das klassischen Medium TV kommt ins Alter: Nach Einschätzung der Autoren des neuen Fernsehreports aus der Mediareports-Reihe lassen Langzeitstudien zur Fernsehnutzung "Entwicklungsmuster erkennen, die auf die Einschaltquoten der Zukunft drücken", wie es von den Forschern heißt. Und: Ab 2020 geht die "Generation Fernsehen" sukzessive in den Ruhestand, "tatsächlich und auch im übertragenen Sinne".
Diese Generation, die mit der Einführung des Privatfernsehens und der Vielzahl der verfügbaren Programme ihren Fernsehkonsum massiv ausgeweitet hat, sei die Basis des Fernsehaufschwungs gewesen. Doch ab 2020 dominiere die "deutlich weniger fernsehaffine Generation Computer" mehr und mehr die Fernsehnutzung, was geringere Tagesreichweiten und Nutzungszeiten zur Folge habe, heißt es weiter.
"Erhebliche Einnahmeverluste bei der Werbung"
Mediareports Prognos bezeichnet diese Entwicklung als "negative Kohorteneffekte". Sie führten in Deutschland, Österreich und der Schweiz zu Rückgängen bei den kommerziell verwertbaren Nutzungsminuten im Alterssegment der 20- bis 59-Jährigen, so die Analyse. Und: "Es drohen erhebliche Einnahmeverluste bei der Werbung."
Besonders groß sei die Herausforderung in Deutschland und in der Schweiz, hier liegen die potenziellen Rückgänge bei mehr als 20 Prozent", warnt der Report. Die Branche müsse deutlich stärkere Negativeinflüsse verkraften als in den letzten zehn Jahren. Wobei sich TV - wie von Mediareports Prognos vor zwei Jahren prognostiziert - derzeit mit wachsender Konkurrenz durch Streamingangebote arrangieren muss.
Aus Sicht der Autoren von "Fernsehen 2020 – Negativtrend durch Kohorteneffekte" wäre es vor allem für kommerzielle Fernsehsender fatal, die Herausforderung durch negative Kohorteneffekte auf die leichte Schulter zu nehmen. Spätestens in fünf Jahren müssten neue Strategien bei Programm und Werbevermarktung greifen, heißt es. Fakt ist: Das Durchschnittsalter der Zuschauer einiger Sender ist inzwischen sehr hoch und liegt nahezu auf Rentenniveau.
Deutsche Sender bereiten sich vor
Die deutschen Fernsehsender scheinen gerüstet für den Wandel, rufen sie doch bereits selbst das "totale Videozeitalter" mit einer Verlagerung der TV-Inhalte auf viele digitale Kanäle aus oder wollen mit Fernsehen die "Cloud" bestücken. Junge TV-Angebote fürs Netz sind inzwischen vorhanden. Ob sie die "Generation Computer" an die bekannten Fernsehmarken zu binden vermögen – das bleibt abzuwarten.