Agentur-Deal:
WPP übernimmt nun auch Thjnk
Spektakuläre Übernahme, das Ende der Unabhängigkeit: Jetzt wird die Agentur Thjnk Teil des Sorrell-Netzwerkes.
Kaum ist die Kreativschmiede Thjnk im Mai von W&V zur "Agentur des Jahres" gewählt worden, geht es dort rund. Zunächst gab Ende Mai Michael Trautmann bekannt, sich aus dem Vorstand zurückzuziehen, wie W&V berichtete, jetzt folgt der nächste Coup: Thjnk wird Teil des gigantischen Werbenetzwerkes WPP mit knapp 200.000 Mitarbeitern und einem Umsatz von fast 20 Mrd. Euro. In Deutschland gehören zu WPP rund 8000 Mitarbeiter. Sie arbeiten für Agenturen wie Ogilvy & Mather, Scholz & Friends, Grey, die Group M, Syzygy, J. Walter Thompson, Young & Rubicam oder auch das Forschungsunternehmen TNS Infratest.
Persönliche Sache von Sir Martin Sorrell
Und nun kommt Thjnk dazu, mit rund 400 Mitarbeitern an sechs Standorten. Der Deal wurde unter Einhaltung höchster Geheimstufe abgewickelt, WPP-Chef Sir Martin Sorrell hat sich persönlich darum gekümmert.
Der Thjnk-Vorstand, bestehend aus Karen Heumann, Armin Jochum und Ulrich Pallas, erhoffe sich wohl einen internationalen Schub durch das WPP-Network. Aus eigener Kraft über die deutschen Grenzen hinaus zu wachsen, wäre zu schwierig, zu teuer, zu langwierig, auch wenn Thjnk schon in New York und in Zürich vertreten ist.
Wie reagieren die Kunden?
Wie die Kunden reagieren, wird sich zeigen. Da sich in der Agenturstruktur und im Management nichts ändern soll, sogar die Rechtsform von Thjnk soll bleiben, dürften Granini, Audi, Ikea & Co Ruhe bewahren. Konfliktpotenzial könnte es mit Leo's Thjnk Tank geben, denn neben Thjnk ist hier ja auch Leo Burnett beteiligt, die zur Publicis Groupe gehört. Für Kunden ist das Wichtigste, dass ihre Ansprechpartner auf allen Ebenen bleiben – und das soll so sein. Dass sich über WPP nun die Türen in die große weite Welt öffnen, könnte sich ebenfalls als Vorteil erweisen. Es soll aber auch Kunden geben, die Thjnk gerade deshalb gewählt haben, weil die Agentur unabhängig ist.
Auch unter der Flagge von WPP soll Thjnk eigenständig arbeiten. Davon ist der Agenturvorstand überzeugt. Das war wohl Part of the Deal. Für Sir Martin ist Thjnk nicht wirklich ein großer Player. Doch das Geld, das er mutmaßlich aus seiner Portokasse nimmt, ist für ihn eine strategische Investition. Deutschland ist für ihn ein wichtiger Markt. Außerdem hat Thjnk attraktive Kunden. Und: Sorrell liebt den Sound der Marke Thjnk. Am 1. August feiert die Agentur ihren fünften Geburtstag.