WAZ-Verkauf unter Dach und Fach
Ein Mega-Mediendeal: Jahrzehntelang gehörte die WAZ-Gruppe den Gründerfamilien Brost und Funke. Jetzt hat die Funke-Tochter Petra Grotkamp den Brost-Anteil übernommen. Das hat auch personelle Konsequenzen.
Nun ist der Deal vollzogen. Die WAZ-Mediengruppe hat ihre Eigentümerverhältnisse neu geordnet: Die drei Erben des Mitbegründers Erich Brost haben ihren 50-Prozent-Anteil an Petra Grotkamp verkauft. Grotkamp, Tochter des zweiten Firmengründers Jakob Funke, halte damit 66,66 Prozent, teilte Grotkamps Anwalt Andreas Urban mit. Das Bundeskartellamt habe bereits zugestimmt. Zum Kaufpreis gab es keine Angaben. Er soll laut Branchenkreisen bei etwa 500 Millionen Euro liegen. Der Erwerb erfolgt mit Rückwirkung zum 31. Dezember 2011.
Ex-Kanzleramtsminister Bodo Hombach, der für die Brost-Seite zehn Jahre lang WAZ-Geschäftsführer war, scheidet mit dem Abschluss des Vertrags aus seiner Position aus. Er werde die Mediengruppe aber weiter beraten und im Initiativkreis der Ruhr-Industrie vertreten, teilte Hombach mit. "Von Anfang an habe ich den Verkauf der WAZ-Anteile der Brost-Erben an Frau Grotkamp als richtig erachtet", schreibt Hombach in einer Presseerklärung. Damit ist Christian Nienhaus, Geschäftsführer der Funke-Seite, einziger WAZ-Chef. Ob dies so bleibt, ist offen.
Peter Heinemann, Testamentsvollstrecker der Brost-Erben erklärte, am 25. August 2011 habe ihm Martin Brost, der Vater der drei von WAZ-Mitgründer Erich Brost eingesetzten Erben, in München "eine ohne meine Kenntnis mit Frau Petra Grotkamp ausgehandelte Vereinbarung" über den Verkauf des Anteils der Erben vorgelegt. Die beiden volljährigen Erben hätten ihn gebeten, "den Verkauf vorzunehmen, andernfalls sie nach Ablauf der Testamentsvollstreckung im Juli 2015 selbst verkaufen würden."
Erich Brost hätte dem Verkauf an die Funke-Seite wohl nie zugestimmt, die beiden Familienstämme waren regelrecht verfeindet. Zwar schulde er dem Erblasser Loyalität, so Heinemann. Hätte er jedoch für die Dauer der Testamentsvollstreckung den Verkauf aufgehalten, hätte dies "für das Unternehmen einen mehr als dreijährigen, kaum vertretbaren Schwebezustand bedeutet", begründet er seine Zustimmung, zu der er sich "schweren Herzens" entschlossen habe.
Eine der Voraussetzungen sei auch Grotkamps Zusage gewesen, dass mindestens für ein Jahr keine Konzerngesellschaft weiterverkauft wird, teilt Heinemann mit. Der Verkaufspreis könne "als fair gelten". Der von Axel Springer gebotene höhere Marktpreis habe dagegen nicht realisiert werden können - die Gesellschaftsverträge in der WAZ-Gruppe sehen keinen Verkauf außerhalb der Gründerfamilien vor und hätten nur durch einstimmigen Beschluss aller Gesellschafter geändert werden können.
Klaus Schubries, Bevollmächtigter der Funke-Familien-Gesellschaft (FFG), in der die drei Funke-Familienstämme Schubries, Grotkamp und Holthoff vertreten sind, begrüßt die Grotkamp-Übernahme "ausdrücklich". Er hoffe, "in der Einigkeit, die bei den letzten FFG-Sitzungen praktiziert worden ist" werde es gelingen, die WAZ-Gruppe "erfolgreich in die Zukunft zu führen und weiter zu entwickeln".
Der "dingliche Vollzug" der Transaktion ist laut Anwalt Urban für den 31. Januar vorgesehen. Finanzierende Banken sind die UniCredit Bank, die Bayerische Landesbank und die Deutsche Bank. Laut "Manager-Magazin" finanzieren sie rund 170 Millionen Euro, Martin Brost soll sich angeblich mit einem Darlehen von 60 Millionen beteiligen. Grotkamp selbst zahlt demnach "bar und privat" 270 Millinen Euro.
Die Zeitungsgruppe WAZ ist einer der größten Regionalverlage in Europa. Unter ihrem Dach erscheinen unter anderem 40 Zeitungen ("Westdeutsche Allgemeine"), 175 Publikums- und Fachzeitschriften, rund 100 Anzeigenblätter und 400 Kundenzeitschriften.
kas/jmk