
WAZ: Umbau abgeschlossen - verschärfter Sparkurs im Verlag
Die WAZ-Mediengruppe hat den Umbau ihrer NRW-Zeitungsredaktionen ohne betriebsbedingte Kündigungen abgeschlossen. Weitere Einschnitte im Konzern stehen jedoch bevor.
Die WAZ-Mediengruppe hat den Umbau ihrer NRW-Zeitungsredaktionen ohne betriebsbedingte Kündigungen abgeschlossen. WAZ-Geschäftsführer Bodo Hombach verkündete auf einer gemeinsamen Pressekonferenz mit den Betriebsräten der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung, Westfalenpost, Westfälischen Rundschau und der Neuen Ruhr/Neuen Rhein-Zeitung, die Restrukturierung sei „sehr sozialverträglich und nicht auf Kosten der journalistischen Qualität“ umgesetzt worden: „Das war eine schwierige Operation, aber wir haben es geschafft.“ Auch das Einsparziel von 30 Millionen Euro sei erreicht.
Jörg Tuschhoff, Betriebsrat der Westfälischen Rundschau, erklärte, von 870 Stellen im redaktionellen Bereich seien 287 durch Altersteilzeit und andere Maßnahmen einvernehmlich abgebaut worden. Über die sozialverträgliche Lösung sei der Betriebsrat sehr erfreut. Allerdings hätten jetzt insbesondere die Lokalredaktionen mit extremer Arbeitsbelastung zu kämpfen. Aus diesem Grund haben Verlagsgeschäftsführung und Arbeitnehmervertreter ein Monitoring der Arbeitsbelastung vereinbart. „Wir schauen uns Ort für Ort und Stadt für Stadt an“, so Hombach: „Man muss sehen, ob das von der Unternehmensberatung Schickler erarbeitete Konzept praxistauglich ist.“ Einen eventuellen Personalaufbau in den Redaktion schloss der WAZ-Geschäftsführer aber erst einmal aus. Im Zuge der Restrukturierung hatte die WAZ-Gruppe diverse Lokalredaktionen zusammengelegt, einen zentralen Newsdesk eingerichtet und sich aus den Standorten Soest, Werl und Hilden komplett verabschiedet.
Nach Abschluss des Umbaus in den Redaktionen müssen jetzt allerdings die Mitarbeiter in den Verlagsabteilungen zittern. „In den nichtjournalistischen Bereichen wollen wir den Sparkurs verschärfen“, kündigte Hombach weitere Einschnitte an. Es gehe unter anderem darum, die Verwaltung zu verschlanken und Doppelarbeit zu vermeiden. Gemeinsam mit den Beratern von Schickler erstelle man gerade ein Konzept. Die von Medien kolportierte Zahl von 200 wegfallenden Stellen wollte Hombach weder bestätigen noch dementieren. Details zum Sparkurs will der WAZ-Geschäftsführer auf einer Betriebsversammlung am 6. Oktober bekannt geben.
Unterm Strich sieht Hombach die WAZ-Gruppe auf einem guten Weg: „Der Konzernabschluss für 2009 wird keine roten Zahlen ausweisen.“ Auch die vier NRW-Zeitungen erwirtschafteten jetzt wieder schwarze Zahlen. Nur die Westfälische Rundschau habe noch ein Problem. Die rückläufigen Auflagen der Titel seien „ärgerlich, aber durchschnittlich“.
Als zweitgrößte Baustelle nach dem NRW-Zeitungen gilt im Verlag des Südosteuropa-Geschäft. Zwar werde der Konzern dort in den nächsten Tagen Zukäufe im Printsektor verkünden, aber die Erträge seien insgesamt rückläufig. In den neuen EU-Mitgliedsstaaten Rumänien und Bulgarien sieht Hombach die Pressefreiheit gefährdet, weil einige Oligarchen sich dort groß ins Mediengeschäft eingekauft hätten, um eigene Interessen durchzusetzen. Deswegen habe er bereits den Europa-Rat angerufen.
Darüber hinaus strebt die WAZ nach mehr Gewicht im TV-Markt. „Wir wollen unseren Anteil an NRW TV ausbauen“, erklärte Hombach: „Und zwar soviel, wie das Gesetz erlebt und wie andere abgeben“.