
WAZ-Chef Nienhaus verteidigt Lochthofen-Entlassung
"Mit Lochthofen waren notwendige Veränderungen nicht möglich": WAZ-Geschäftsführer Christian Nienhaus hat im W&V-Interview die umstrittene Entlassung des "Thüringer Allgemeine"-Chefs verteidigt.
WAZ-Gruppen-Geschäftsführer Christian Nienhaus hat die umstrittene Abberufung von Sergej Lochthofen als Chefredakteur der "Thüringer Allgemeinen" verteidigt. "Die WAZ-Geschäftsführung steht voll hinter dieser Entscheidung", sagte Nienhaus im W&V-Interview.
Die Führungsspitze der zur WAZ gehörenden Zeitungsgruppe Thüringen habe "über Monate Gespräche mit Herrn Lochthofen über die Zukunft der TA geführt und ist zu dem Schluss gekommen, dass die notwenigen Veränderungen unsere Thüringer Titel mit ihm als Chefredakteur nicht möglich sind". Nienhaus zeigte sich verwundert, dass "der Wechsel auf einer wichtigen Führungsposition von interessierter Seite als ein Angriff auf die Pressefreiheit kommentiert wird". Ämter seien "in unserer demokratischen Gesellschaft immer nur auf Zeit vergeben. Das gilt auch für die Position des Chefredakteurs".
Die Entlassung von Lochthofen, der die "Thüringer Allgemeine" seit fast 20 Jahren leitet, sorgt derzeit für massive Unruhe. Der 56-Jährige hatte die Entscheidung, auch seine Stellvertreterin und Ehefrau Antje-Maria Lochthofen abzulösen, öffentlich als Sippenhaft bezeichnet und mit der Stalin-Zeit verglichen.
Nienhaus zog im W&V-Interview zudem eine Zwischenbilanz der umfangreichen Umstrukturierungen im WAZ-Heimatmarkt Nordrhein-Westfalen. Die vier wichtigsten NRW-Blätter des Essener Verlagskonzerns "werden 2009 - auch unter Berücksichtigung der Restrukturierungsmaßnahmen - rot sein", so der Verlagschef. Insgesamt werde die WAZ-Gruppe jedoch "schwarze Zahlen schreiben". "Dieses Jahr fiel die Wirtschaftskrise mit unserem eigenen Konsolidierungsbedarf zusammen", sagte der 49-Jährige.
Im Kernmarkt Nordrhein-Westfalen hatte das Medienhaus in diesem Jahr für die drei Titel "Westdeutsche Allgemeine Zeitung", "Neue Ruhr-/ Neue Rhein-Zeitung", und "Westfälische Rundschau" eine Zentral-Redaktion eingerichtet und insgesamt 287 Arbeitsplätze abgebaut. Da aufgrund von Auflösungsverträgen und Vorruhestandsregelungen viele der betroffenen Mitarbeiter das Unternehmen erst in den kommenden Jahren verlassen, werde "der Ergebniseffekt (...) erst im Laufe dieses Abschmelzungsprozesses eintreten", erklärte Nienhaus. Bereits im nächsten Jahr rechnet Nienhaus jedoch "in der Summe" wieder mit einem positiven Ergebnis der NRW-Zeitungen.
Außer in den Redaktionen müsse der Konzern auch in den Verlagsabteilungen Stellen abbauen. Nienhaus sprach in diesem Zusammenhang von rund 100 Stellen in den Geschäftsstellen und knapp 200 Stellen in den Zentralbereichen der WAZ-KG. Auch der Anzeigenbereich sei von den Plänen betroffen, so Nienhaus. Hierfür werde der Verlag noch einmal rund 30 Millionen Euro zurückstellen. Etwa dieselbe Summe kostet die WAZ-Mediengruppe bereits der Stellenabbau in den NRW-Redaktionen.
Das komplette Interview mit Christian Nienhaus lesen Sie in der aktuellen W&V (EVT 3. Dezember).