
W&V Online-Test: Kostenfalle mobiles Internet in Cannes?
Noch gibt es keine Gebühren-Grenze für mobiles Internet in der EU. Und damit kann es für so manchen Cannes Lions-Besucher richtig teuer werden, beim Werbefestival mit dem Smartphone oder Tablet online zu sein. W&V Online hat die Roaming-Gebühren von vier großen Netzanbietern verglichen.
Die Europäische Kommission bastelt gerade an einer Deckelung der Roaming-Preise innerhalb der EU. Veröffentlicht soll der neue Entwurf am 22.Juni werden. Schon jetzt sind Zahlen im Umlauf: Von 90 Cent je Megabyte (MB) mobiles Surfen ab 2012 ist die Rede. Bis dahin kann es für manchen Nutzer, der unvorbereitet im Ausland über Smartphone oder Tablet einfach mal ins Internet geht, richtig teuer werden. Selbst Medienerfahrene tappen zuweilen in die Kostenfalle, das bewies "Bild"-Chef Kai Diekmann vergangenen Sommer, der beim Bloggen aus Marokko auf Roaming-Gebühren von 42.000 Euro kam.
Damit Sie bei den Cannes Lions nicht mehrere tausende Euro fürs mobile Netz verpuffern lassen, hat W&V Online die Roaming-Gebühren von vier großen deutschen Netzanbietern – E-Plus, T-Mobile, Vodafone und O2 – unter die Lupe genommen. Die Telekom kündigte schon im Frühjahr "Travel & Surf“ groß an. "Nahezu unbegrenztes Surfen in der EU“ zum Wochentarif von 14,95 Euro, versprachen die Bonner ihren Kunden mit der Daten-Flatrate. Ab Juli soll dieser Tarif nun laut Website verfügbar sein.
Derzeit können T-Mobile-Nutzer noch zwischen dem DayPass Europe S oder L wählen. Für 1,95 Euro pro Tag sind 10 MB inklusive, für 4,95 Euro sind es 50 MB. Wer nur mal Mails checken will, ein Foto herunterladen oder bei Facebook gucken will, was die Freunde so machen, kommt damit schon einigermaßen weit. Überschreitet der Nutzer das Inklusiv-Volumen zahlt er je angefangenem 100-Kilobyte (KB)-Datenblock - utopisch teuer kann es aber nicht werden, da die Telekom eine Obergrenze von 14,95 Euro pro Tag eingebaut hat: ab 150 MB wird die Bandbreite gedrosselt.
Die Telefonica-Marke O2 will ebenfalls eine neue Reiseoption auf den Markt bringen (siehe hierzu auch die aktuelle W&V). Kunden mit einem O2-Laufzeitvertrag, die im EU-Ausland mobil online gehen wollen, sind derzeit wohl am besten mit dem "Internet Day Pack EU“ beraten: Für 15 Euro pro Tag gibt es hiermit maximal 50 MB. Auch hier gilt: Der Nutzer kann darüber hinaus weiter surfen - und das sogar kostenlos. Die Übertragungsgeschwindigkeit wird dann aber gedrosselt, ab 70 MB sogar auf 2 Kbit/s.
Vodafone hat gerade Anfang Juni die "ReiseFlat Data" eingeführt. Mit ihr können die Nutzer kostenlos in 22 Ländern online gehen, wenn sie Neukunden sind oder ihren Vertrag verlängern. Vodakunden mit laufendem Vertrag können die ReiseFlat für 5,99 Euro monatlich dazu buchen. Unter den 22 Ländern, die das Flat-Paket abdeckt, sind europäische Nachbarn wie Großbritannien und Spanien und sogar Australien. Das neue Angebot ist aber leider nichts für Cannes-Besucher, es gilt nicht für Frankreich. Hier müssen Nutzer mit einem Vodafone-Vertrag zu einem "ReisePaket Data" greifen , das kostet für Europa zwei Euro für 24 Stunden (24 MB inklusive) oder für eine Woche fünf Euro (50 MB inklusive).
E-Plus-Kunden mit einem Laufzeitvertrag zahlen mit der Vertragsoption "Reisevorteil Plus" im EU-Ausland 0,49 Euro pro Megabyte. Oberstes Limit ist 59,50 Euro pro Monat, danach kappt E-Plus die Datenverbindung. Ansonsten kosten Datenverbindungen im europäischen Ausland bei E-Plus 0,06 Euro pro angefangene 10 KB. Bei diesem Tarifen ("Reisevorteil") ist allerdings keine Kostensperre voreingestellt. Schlechter stellt sich der Roamer noch mit dem Tarif "E-Plus International": Telefonieren ist hiermit auf Reisen zwar günstiger, surfen im europäischen Ausland kostet aber 0,59 Euro pro angefangene 50 KB.
Mehr zumThema mobiles Internet-Surfen imAusland und aktuellen Kampagnen der Netzbetreiber lesen Sie in der aktuellen W&V (22/2011).