TV-Kritik:
Vox startet "Sing meinen Song": Das Traumschiff unter den Musik-Shows
Sieben Musiker interpretieren gegenseitig ihre bekannten Lieder neu: Zugpferd der neuen Vox-Show "Sing meinen Song" ist Xavier Naidoo. W&V Online hat zugeguckt.
Traumhafte Küstenlandschaften in Südafrika, mit Kuschelmusik untermalte Kamerafahrten, gut gelaunte Menschen in einer Luxusvilla mit Blick auf das Kap der guten Hoffnung: Vox legt den Zuschauern mit "Sing meinen Song. Das Tauschkonzert" eine dicke Portion Wohlfühlfernsehen vor. Sieben Musiker interpretieren gegenseitig ihre bekannten Lieder neu. Und da das Konzept mit dem Interesse der Zuschauer für die Künstler steht und fällt, haben sich die Kölner bei verschiedenen Genres bedient, die der Fan teils eher in Schlagerformaten der Öffentlich-Rechtlichen suchen würde - darunter Volksmusik-Rock des Österreichers Andreas Gabalier. Nur Helene Fischer fehlt noch. Vielleicht ist sogar das fürs Privatfernsehen ungewöhnliche Sendungsende um 21.45 Uhr ein Indiz dafür, dass Vox die Stammklientel von ARD und ZDF mit im Blick hat, die zu diesem Zeitpunkt auf Nachrichten umschaltet?
Softer Pop ruht über der Premiere, Songs des Sunny-Boys Sasha werden interpretiert. Balladen-Expertin Sarah Connor macht es am Dienstag am besten und gewinnt. Pop-Gentleman Roger Cicero swingt gekonnt, Sandra Nasic von den Guano Apes sorgt dafür, dass auch Anhänger etwas härterer Töne nicht zu kurz kommen. Eingelullt ist das Ganze von der sanften Art des Musikers und Zugpferds Xavier Naidoo, der sich nach seinem Ausstieg bei "The Voice of Germany" in der neuen Vox-Reihe von anderen Castingshows distanziert. O-Ton: "Hier muss keiner ausscheiden, hier geht es nur um schöne Musik."
Cocktails am Lagerfeuer oder ein schmalziges Klavierstück von Richard Claydermann machen die Urlaubs-Atmosphäre komplett - und erinnern an die ZDF-Reihe "Das Traumschiff". Bei Naidoos Dinnerempfang fehlt eigentlich nur noch die Torte mit den Wunderkerzen, um "Sing meinen Song" zum Traumschiff der Musik-Shows werden zu lassen. Die Vorschau auf die noch sechs ausstehenden Folgen der Sendereihe lässt auf noch mehr Romantik und heile Welt hoffen: "Sing meinen Song" wurde in knapp zwei Wochen in Südafrika, dem Heimatland von Naidoos Vorfahren gedreht. Es stehen unter anderem noch gemeinsames Kochen, Ausflüge in die Natur und Tauchgänge mit Haien auf dem Programm. Ein bisschen Action versucht Vox dann doch aufkommen zu lassen, wenn etwa Gabalier nach seinem Auftritt vor der Kollegenrunde sagt: "Ich war ungewöhnt nervös, es saßen ja lauter Profis vor mir." Und weiter geht es mit der "chilligen Wohnzimmer-Athmosphäre". Was bei so viel Wohlfühlen und Liebhaben an Songs heraus kommt, soll direkt nach Abschluss der Reihe am 16. Mai als Album veröffentlicht werden.
Xavier Naidoo hofft auf eine zweite Staffel. Die Zeichen dafür stehen fürs Erste gut: 2,19 Millionen Zuschauer ab drei Jahren hörten zu, als Xavier Naidoo, Sarah Connor, Andreas Gabalier, Sandra Nasic, Roger Cicero und Gregor Meyle die größten Hits von Sasha coverten. 11,1 Prozent der werberelevanten 14- bis 49-Jährigen waren dabei, die 30-minütige Doku über Sasha im Anschluss holte sogar 11,9 Prozent der jungen Zielgruppe ab, hinzu dürften Abrufzahlen in der Mediathek kommen. Ein starker Start für ein Format, das an die Wohlfühl-Formate der Ära Anke Schäferkordt bei Vox anknüpft - die das Publikum offenbar wieder sehen will und die die Werbeklientel mit auffallend vielen Spots für Parfums begleitet. Es bleibt abzuwarten, ob "Sing meinen Song" das für Vox deutlich überdurchschnittliche Marktanteilsniveau halten kann. Nächste Woche wird es schon mal rockiger: Dann stehen die Lieder der Guano Apes-Frontfrau Sandra Nasic im Fokus des Tauschkonzerts.