
Zum Thema Mitarbeiterführung:
Vorgesetzt oder mittenmang? Der Blick ins Bücherregal spricht Bände
Lektüre über den Umgang zwischen Chefs und Mitarbeitern ist eine Methode - aber eigentlich kommt es in unsicheren Zeiten eher auf bunt gemischte Teams an, die in offenen Netzwerken miteinander organisiert sind, meint Führungskräftetrainerin und Rednerin Jacqueline Groher.
Was lernen und lesen BWL-Studenten zum Thema Mitarbeiterführung? "Führung und Zusammenarbeit, eine unternehmerische Führungslehre“ oder „Die neuen Grundlagen der Führung. Auf dem Weg zu einem neuen Menschenbild im lernenden Unternehmen“ stehen beispielsweise auf Literaturlisten wirtschaftswissenschaftlicher Fakultäten. Auf den Nachttischen der Nachwuchsführungskräfte finden sich aber eher Ratgeber wie "Ausgekuschelt: Unbequeme Wahrheiten für den Chef - Mitarbeiterführung auf dem Prüfstand“ oder "Einstieg in die Führungsrolle: Praxisbuch für die ersten 100 Tage“.
Und was lesen die Mitarbeiter, die diesen Führungskräften in spe zukünftig zugeordnet werden? Mit Chance "Wie führe ich meinen Chef“ oder "Die Geheimnisse der Chefs“. Da erfahren sie, wie man den Vorgesetzten für die eigenen Ziele einspannt, taktische Manöver erkennt und Fettnäpfchen vermeidet. Schlechtesten Falls stehen aber "Das Chefhasser-Buch“, "Und morgen bringe ich ihn um“ oder "Ich arbeite in einem Irrenhaus“ auf dem Nachttisch der Arbeitnehmer. Bücher, die verlogene Unternehmenskulturen aus Sicht von Beschäftigten beschreiben und damit deutlich machen, dass die neuen Zumutungen am Arbeitsplatz sich nicht einfach durch den Einsatz innovativer Personalführungsinstrumente aus der Welt schaffen lassen.
Was tun? Zum einen den Wandel in der Mitarbeiterführung bewusst anzunehmen: Die Demokratisierung im Unternehmen nimmt zu, Hierarchie- und Anweisungskultur schwinden, dezentrale, selbstorganisierende Strukturen gewinnen die Oberhand. Die Herausforderung dabei: hohe Komplexität und ständige Veränderung überfordern einen einzelnen Menschen, Mitarbeiter und Manager gleichermaßen. Nur bunt gemischte Teams, die in offenen Netzwerken miteinander organisiert sind, können das Unternehmen durch unsichere Zeiten führen. Was bleibt für den eigentlichen "Chef“: Er hält die Mitarbeiter zusammen, stiftet Sinn und entfacht Leidenschaft.
Die Betriebswirtin Jacqueline Groher, ehemals Rennfahrerin, jetzt Rednerin und Führungskräftetrainerin hat sich vor 15 Jahren in unterschiedlichen Positionen in Industrie und Handel als Speakerin und Business Coach für Führungskräfte selbstständig gemacht. Sie ist nebenbei Gast-Dozentin für Projektmanagement an der Beuth Hochschule für Technik in Berlin und Autorin.
Kontakt: jg@jacquelinegroher.com, www.jacquelinegroher.com