
Volkswagen ist Greenpeace zu langsam
Der Umsatz des Konzern stieg 2011auf rund 160 Milliarden Euro. 2012 gehen mehr als 40 Produktneuheiten auf den Markt. Mehr Beschleunigung wünschen sich Umweltschützer jedoch beim ökologischen Umbau.
Die Mitarbeiter von Volkswagen können sich über den höchsten Bonus in der Firmengeschichte freuen - für 2011 meldet der Konzern weltweit ein Rekordergebnis, der Umsatz stieg um 25,6 Prozent auf 159,3 Milliarden Euro, der Gewinn vor Steuern auf 19 Milliarden Euro. Mit der "Strategie 2018" strebt der Volkswagenkonzern an die Spitze im weltweiten Automarkt, neben Produktinnovationen soll dabei unter anderem der Umbau zum "ökologischsten Autobauer der Welt" beitragen, wie Martin Winterkorn, Vorsitzender des Vorstands der Volkswagen Aktiengesellschaft, am Montag bei der Bilanz-PK, erklärt.
Winterkorn kündigte an, dass bis 2015 die europäische Neuwagenflotte des Konzerns erstmals weniger als 120 Gramm CO2 pro Kilometer ausstoßen soll, etwa durch serienmäßigen Einbbau von Technologien wie Start-Stopp. Auch an der Produktion wird gefeilt, sie soll in den 94 Konzernwerken bis 2018 um 25 Prozent umweltfreundlicher gestaltet werden, dafür investiert Volkswagen 600 Millionen Euro in regenerative Energien. Winterkorn: „Wir wollen und werden den Volkswagen Konzern zum Leuchtturm der Automobilindustrie machen.“ Treiber ist dabei auch die EU, die schärfere Klimauflagen für Automobilhersteller plant.
Kritisch beäugt wird der Autohersteller dabei seit Monaten von Greenpeace. Den Umweltschützern geht die grüne Metamorphose deutlich zu langsam, sie sehen Volkswagen in Europa weniger als leuchtendes Vorbild, sondern eher als Schlusslicht. Die Umweltbewegung hat jetzt die Ökobilanz von VW-Autos berechnet und klagt, dass die Rekordgewinne des Konzerns auf Kosten der Umwelt erzielt wurden. Volkswagen hätte durch den serienmäßigen Einbau seiner besten Spritspartechnik sowie einem konsequenten Wechsel zu effizienten Modellen bei den 2011 in Deutschland zugelassenen Neuwagen zwei Millionen Tonnen CO2-Emissionen verhindern können, lautet der Vorwurf. "Volkswagen kann durch effiziente und spritsparende Autos den CO2-Ausstoß seiner Flotte erheblich reduzieren", sagt Karsten Smid, Klimaexperte von Greenpeace. "Diese Chance hat der Konzern im vergangenen Jahr vertan, weil er seine Spritspartechnik nur vereinzelt und gegen hohen Aufpreis angeboten hat." Seit Sommer 2011 fordern die Umweltschützer mehr Klimaverantwortung von Volkswagen. Dazu startete Greenpeace die Aktion "VW Dark Side", eine Parodie auf die preisgekrönte Passat-Kampagne "Darth Vader". Dabei gesteht die Organisation dem Konzern fortschrittliches Denken durchaus zu: Mit BlueMotion verfüge der Konzern bereits über effiziente Spritspartechnologie zur CO2-Verminderung.
Zu den Produkteinführungen 2011 im VW-Pkw-Segment gehörten insbesondere der neue Kleinwagen Up, der mit einer umfassenden Kampagne begleitet wurde, der neue Beetle und das neue Golf Cabriolet. Sie wurden vom Markt "positiv aufgenommen", heißt es im Geschäftsbericht. Besonders stark nachgefragt waren die Modelle Golf, Polo, Tiguan, Touareg, Jetta, Passat Variant, Touran und Sharan. Erstmals überschritten die Auslieferungen an Kunden die Marke von 5 Millionen Fahrzeugen. Mit 1,3 Millionen Auslieferungen konnte auchAudi einen Rekordwert erzielen. 2011 kam unter anderem der Audi Q3 neu auf den Markt.
Für 2012 rechnet Volkswagen mit weiterem Wachstum. „Vor allem, weil wir im laufenden Jahr konzernweit wieder mehr als 40 zusätzliche neue Modelle, Nachfolger undProduktaufwertungen auf die Straße bringen“, sagte Winterkorn. Darunter im Pkw-Segment der neue Golf. Außerdem stellt VW den Passat Alltrack, die fünftürige Variante des Up, das Beetle Cabriolet und den Jetta Hybrikd vor, Audi bringt unter anderem den Audi A3 auf den Markt.