
Stadtmöblierung:
Vertrag mit Wall läuft aus: Neues Toilettenkonzept für Berlin
Berlin will den Toilettenvertrag mit Außenwerber Wall nicht verlängern. Toilettenbetrieb und Werberechte sollen entkoppelt werden. Das ist nicht unumstritten.

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Ende nächsten Jahres wird in in der Hauptstadt ein Vierteljahrhundert Toilettengeschichte zu Ende gehen. Seit 1993 betreibt der Außenwerber Wall die meisten der 250 Bedürfnisanstalten in Berlin. Im Gegenzug darf Wall öffentliche Werbeflächen vermarkten.
Der bestehende Toilettenvertrag mit Wall läuft zum 31. Dezember 2018 aus - nach 25 Jahren. Der rot-rot-grüne Senat möchte ihn nicht verlängern: Ihm ist die Kopplung des Toilettenbetriebs an die Werberechte seit Langem ein Dorn im Auge. Durch ein derartiges Verbundgeschäft werde der Wettbewerb auf unzulässige Weise eingeschränkt, so lautet das Argument.
Bei Wall findet man das sehr schade: "Wir sind traurig darüber. Denn es handelt sich um ein Vorzeigemodell, das von vielen Städten kopiert wird", so eine Firmensprecherin gegenüber W&V. Die Opposition im Abgeordnetenhaus springt Wall zur Seite und kritisiert das Vorgehen ebenfalls.
Den Senat ficht das nicht an: Längst hat das Land Berlin alle Verträge zur Vermarktung von Werbeflächen auf öffentlichem Grund zum 31. Dezember 2018 gekündigt, um so eine getrennte Neuausschreibung zu ermöglichen (ausgenommen Werbeflächen rund um Straßenbahnen, U-Bahnen und Busse). Die Neuausschreibung der Werberechte ist in vollem Gang; die für den Toilettenbetrieb wird derzeit vorbereitet. Eine Ausschreibung der BVG-Werbeflächen (Berliner Verkehrsbetriebe) soll in absehbarer Zeit folgen.
Was Berlin plant
Das Land Berlin will aus den Einnahmen des Werbevertrages den künftigen Toilettenbetreiber bezahlen. Der Senat erwartet jährliche Einnahmen in Höhe eines größeren zweistelligen Millionenbetrages.
Das vom Senat beschlossene Toilettenkonzept soll eine Reihe von Verbesserungen bringen. So soll es unter anderem mehr Unisextoiletten geben - mit neuartigen Urinalen, die von Frauen und Männern benutzt werden können (siehe Abbildung oben). Auch in Zukunft soll für die Nutzung öffentlicher Toiletten eine Gebühr erhoben werden - "zur Vermeidung von Fehlnutzungen", wie es heißt.
In Bezug auf die Gestaltung wird als Ziel ausgegeben, "eine Toilette zu schaffen, die zu einem Markenzeichen der Stadt wird, ebenso wie die Metrostationen in Paris, die Telefonzellen und Busse in London oder die historischen Café Achteck in Berlin".
Als Café Achteck werden die 1878 entworfenen, für die Hauptstadt lange Zeit sehr typischen Pissoirs bezeichnet, von denen es heute im gesamten Stadtgebiet allerdings nur noch 13 gibt.