Rochade in NRW:
Verleger Lensing-Wolff zu Funke: Personalie mit Sprengstoff
Der Dortmunder Verleger Lambert Lensing-Wolff soll als Geschäftsführer bei Funke anheuern. Eine explosive Personalie mit weitreichenden Konsequenzen.
Der Dortmunder Verleger Lambert Lensing-Wolff soll neuer Geschäftsführer bei der Essener Funke Mediengruppe werden. Das meldet die Journalisten-Plattform "Newsroom". Der Verlag will die Personalie auf W&V-Anfrage nicht kommentieren – dementiert allerdings auch nicht. Sollte Lensing-Wolff tatsächlich als dritter Geschäftsführer bei Funke anheuern und dort künftig das Zeitungsgeschäft verantworten, wäre das eine Personalie mit ziemlich viel Sprengstoff: Denn der 47-Jährige ist Gesellschafter bei einem benachbartem Funke-Konkurrenten: dem Dortmunder Medienhaus Lensing. Eigentlich ein kartellrechtliches No-Go. Als Konkurrenten verstehen sich Funke und Lensing allerdings schon länger nicht mehr.
Hintergrund: Im Februar 2013 hatte die Funke-Gruppe ("Westdeutsche Allgemeine Zeitung", "Neue Rhein-/ Neue Ruhr-Zeitung", "Braunschweiger Zeitung") die Redaktion der seit Jahren schwächelnden "Westfälischen Rundschau" vor die Tür gesetzt. Die Lokalteile werden seitdem von Funke-Schwesterblättern sowie – im Dortmunder Raum – vom Nachbarn Lensing gefüllt. Dessen "Ruhr-Nachrichten" liefern die Lokalteile zu. Das redaktionsbefreite Blatt firmiert seitdem in der Branche unter dem Spottnamen "Zombie-Zeitung". Funke und Lensing wollten aber noch einen Schritt weitergehen und die Zeitungs-Grenzen im Ruhrpott komplett arrondieren. Die sieben Regionalausgaben von "WAZ" und "Westfälischer Rundschau", in denen sich die Verbreitungsgebiete mit Lensings "Ruhr-Nachrichten" überschneiden, sollte Lensing übernehmen. Diesen Plan aber hatte das Bundeskartellamt erst kürzlich durchkreuzt. Noch vor der offiziellen Anmeldung ließen die Kartellämtler wissen, dass sie dem Verkauf nicht zustimmen werden. Und mehr noch: Auch Lensings Content-Blutzufuhr zum Zeitungszombie "Westfälische Rundschau" sei wieder rückgängig zu machen.
Die jetzt durchgestochene Personalie verheißt deshalb wohl nichts Gutes für die betroffenen sieben Lokalteile. Nur wenn Lensing und Funke keine lokalen Konkurrenten mehr sind, wäre ein Funke-Geschäftsführer Lensing juristisch überhaupt denkbar. Aber selbst dann wären Interessenskonflikte vorprogrammiert: Benachbarte Regionalverlage wetteifern auch dann teils um dieselben Werbekunden, wenn sie nicht direkt in Verbreitungsgebieten konkurrieren. De facto könnte Funke mit der Personalie Lensing-Wolff einen Schulterschluss vollziehen, den das Kartellamt eigentlich untersagt hatte. Seinen Geschäftsführer-Posten im eigenen Haus hatte er erst kürzlich an den Verleger der in Unna erscheinenden Tageszeitung "Hellweger Anzeiger", Hans-Christian Haarmann, abgegeben. Im Grunde die gleiche Rochade wie bei Funke-Lensing. Auch hier übernimmt der Verleger eines kleinen Nachbarn den Geschäftsführerposten des größeren Nachbarverlags.
Lensing-Wolff hat sich übrigens einen Ruf als gnadenloser Sanierer erworben. 2007 entließ er die komplette Redaktion seiner "Münsterschen Zeitung", um sie durch neue Arbeitskräfte zu ersetzen.
Update: Am Freitag hat Ruhr-Nachrichten-Chefredakteur Herrman Beckfeld die Personalie dementiert.